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Action und Fantasy gehörten von jeher zu den Interessenschwerpunkten Ronny Yus, schön vereint in seinem Swordplay-Klassiker „The Bride with white Hair“.
Eingebettet ist die eigentliche Geschichte in Zhuo Yi-Hang (Leslie Cheung) Wacht auf dem heiligen Berg, auf dem er eine magische Rose beschützt und auf diejenige wartet, für die sie bestimmt ist, während er andere Interessenten abwehrt. Anfangs mag man noch erwarten, dass dieser Strang irgendwie enttüdelt wird, doch nein, es bleibt dabei, was kurz nach Ansehen Fragen hinterlässt, bei näherem Hinsehen aber als Parabel auf verzweifelte Liebe und Enttäuschungen gelesen werden kann.
Denn natürlich ist die Frau, auf die Yi-Hang wartet, nicht irgendwer, sondern seine große Liebe. Während Yi-Hang zu einem Krieger für das Gute von einem Clan-Orden herangezogen wurde, wuchs das Wolfsmädchen Lian Nichang (Brigitte Lin) unter ebenjenen Tieren auf und wurde schließlich von einem fiesen Kult aufgenommen. Da hört man mal wieder Romeo und Julia trapsen, denn egal in welches Genre er übertragen wird, der Shakespeare-Klassiker ist ja scheinbar immer gern gesehen im Filmbereich.

Denn der böse Kult plant natürlich alsbald das System der acht Clans zu stürzen, die Bauern dahinzumetzeln und die Wächter, zu denen auch Yi-Hang gehört, zu ermorden. Doch die beiden Kontrahenten verlieben sich, sobald sie einander auf dem Schlachtfeld sehen...
„The Bride with white Hair“ ist mit recht wenig Budget in Szene gesetzt worden, was man Ronny Yus Film allerdings nie wirklich ansieht. Sicher, die eine oder andere Szenen schreit schon sehr nach Kulissenherkunft, doch das macht nichts, gerade das künstliche Aussehen der Natur in den Außenszenen unterstreicht den Fantasytouch des Spektakels sogar noch sehr schön. Gelegentlich schwelgt Yu vielleicht etwas zu sehr in seinen Bildkompositionen, gerade bei der überlangen Liebesszene zwischen den beiden Hauptfiguren, doch solche Längen finden sich zum Glück nur selten in dem Treiben.
Zu einem waschechten Swordplay-Film gehören dann, wie der Name sagt, dann auch die entsprechenden Kampfszenen und auch da hat „The Bride with white Hair“ dem geneigten Fan genug zu bieten: Es wird mächtig ausgeteilt, in diesem Falle mit mythischem Touch, weshalb man keine Aversion gegen fliegende Kontrahenten und den gelegentlichen Einsatz übernatürlicher Kräfte haben sollte. Doch all dies kommt der dynamischen Choreographie der Kämpfe nie in die Quere, sondern ergänzt sie viel eher zu stimmigen Konfrontationen phantastischer Natur. Dabei geht es dann auch nicht zimperlich zur Sache, denn es wird hier ordentlich gehackt und zerteilt, weshalb sich „The Bride with white Hair“ klar aus Fantasymärchen für den erwachsenen Zuschauer positioniert.

Doch bei aller Freude angesichts von Inszenierung und Kämpfen muss man sagen, dass zum Meisterwerk noch der letzte Schritt fehlt, denn dafür hat „The Bride with white Hair“ dann doch nicht genug Tiefe. Er ist ausgesprochen hübsch anzusehen, die Geschichte wird flott heruntergerissen, aber so wirklich überraschen kann das Drama um Liebe, Hiebe und Enttäuschungen nicht und darüber hinaus bleiben die meisten Figuren doch etwas schemenhaft gezeichnet, sieht man mal von den beiden Hauptfiguren ab. Doch auch deren Geschichte bleibt dann ob der offenen Rahmenhandlung etwas unbefriedigend, so nett die Denkanstöße auch sind, welcher der Rahmen dann bietet, z.B. die Frage, ob Yi-Hang seine Entscheidung bereut oder erneut so handeln würde, wenn man ihn vor die Wahl zwischen Liebe und Loyalität stellen würde.
Der bereits von John Woo geschulte Leslie Cheung überzeugt auch hier als Actionheld mit Gefühl, schafft es Härte im Kampf mit Schmachten in Liebesdingen zu vereinen, ohne dass man ihm eine der beiden Seiten seines Charakters nicht abkaufen würde. Brigitte Lin als unnahbare Fighterin, deren Herz dann doch gewonnen werden kann, kann sich aber auf jeden Fall mit ihm messen, sodass „The Bride with white Hair“ auch schauspielerisch überzeugt, zumal sich die beiden auf ein gut gecastetes Nebendarstellerensemble verlassen können.

„The Bride with white Hair“ muss es sich schon gefallen lassen, ein wenig in die style over substance Ecke abgeschoben zu werden, denn ein wenig zweitrangig ist die Geschichte schon. Doch Ronny Yu erzählt sie dermaßen flott und in so schicken Bildern, dass man dies gern vergisst und sich lieber an den Schwertkämpfen erfreut.

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