Ein unglaublich gut gelungenes Portrait über einen wirklich außergewöhnlichen Schauspieler!
Der Regisseur Werner Herzog resümiert in seinem dokumentarischen Film "Mein liebster Feind" übers eine Arbeit mit Klaus Kinski. Er beginnt diese Reise in die Vergangenheit an dem Ort, wo sie zum ersten Mal aufeinander treffen, in einem kleinen Appartment in München. Werner Herzog war damals 13, Kinski stand ganz am Anfang seiner Karriere, begann damals in den 50-ern mit Rezitationen von klassischen Dramentexten. Damals sollte Herzog die Person Kinski kennenlernen, beschrieben wird zum Beispiel der schon legendäre 48 Stunden andauernde Wutausbruch des exzentrischen Künstlers, als er sich im Bad einschloß und die Einrichtung pulverisierte.Die Kamera folgt Herzog durch die Wohnung, während er dem jetzt dort lebenden Ehepaar aus vergangenen Zeiten erzählt.
Im Weiteren geht die Reise in den Dschungel, an die Drehorte von "Cobra Verde","Aguirre-Der Zorn Gottes" und "Fitzcarraldo". Dort geht Herzog die Stationen noch einmal ab, während seine eindringliche, beruhigende Stimme aus dem Off Geschichten von den Dreharbeiten erzählt. Zeugen kommen zu Wort, die Eingeborenen, die sich noch gut an Kinski erinnern können. Herzog legt den Schwerpunkt seines Films nicht auf die Making Off-Auschnitte seiner Films sondern versucht seine Beziehung zu Klaus Kinski zu beschreiben, die als Haßliebe bekannt war. Alte TV-Aufnahmen zeigen Kinski in Interviews in vertrauter Pose mit dem Regisseur, zwei, die sich gefunden haben.Kinski über Herzog:" He is crazy, totally crazy, that`s why we work together!"
Andererseits erzählt Herzog auch über seinen Plan Kinski zu ermorden. Alles sei perfekt eingefädelt gewesen, nur ein Schäferhund hätte Kinski vor dem Tod bewahrt. Ehrlich werden die Schattenseiten der Beziehung dargestellt, Auschnitte, in denen Kinski rumtobt, weil das Essen am Set zu schlecht sei, gehen unter die Haut. Kinski habe schon mehrmals Leute verletzt, Statisten, einmal weil er über den Aufbau einer Szene in "Aguirre" so in Rage ggekommen war, dass er er einen Statisten mit dem Degen verletzt hat, so dass nur ein Helm ihn vor dem Tode bewahrte. Ein anderes Mal habe er durch die Fassade einer Hütte geschossen, weil ihm seine Schlafunterkunft nicht zusagte, und da jemand die Fingerkuppe abgeschossen hat. Kinski, wie er leibte und ´lebte....
Auch Filmpartner wie Eva Mattes aus "Woyzeck" kommen zu Wort, betonen, dass Kinski ein warmherziger Mensch gewesen sei, der immer zur Stelle war, wenn es Probleme gab.Szenen aus den 5 Herzog-Kinski Filmen "Aguirre","Cobra Verde","Fitzcarraldo","Nosferatu" und "Woyzeck" runden dieses tolle Portrait ab.
Besonders toll finde ich das Opening des Films, als Kinski bei seinem "Jesus Christus Erlöser" Auftritt in der Berliner Deutschlandhalle gezeigt wird.Mystisch fällt das Licht auf sein diabolisch verzogendes Gesicht, das Mikro in der Hand, beginnt er seinen Vortrag: "Gesucht wird Jesus Christus......"
Sehr beeindruckend , als ein Zuschauer auf die Bühne steigt, nachdem Kinski das aufrührende Publikum als "Scheißgesindel" beschimpft hatte, und meint das Jesus sein Publikum damals eine eigene Meinung zusprach und nicht sagte, wie Kinski "Halt die Schnauze".
Kinski darauf, wütend,:" Nein, er hat nicht gesagt "Halt die Schnauze", er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse gehaun, das hat er gemacht, du dumme Sau!"
Der Film ist meiner Meinung nach eine liebevolles Resümee über einen genialen Schauspieler( falls er das überhaupt war,Kinski:"Ich spiele nicht, ich bin das!") von einem genialen Regisseur.
Kinski eingefangen in beeindruckenden 100 Minuten:
"Ich bin nicht der offizielle Kirchenjesus, ich bin nicht euer Superstar..."
10/10 Punkten.