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Meryl Streep spielt eine allein erziehende Mutter eines verhaltensgestörten Jungen, gespielt von Leonardo DiCaprio, deren Schwester gespielt von Diane Keaton, an Leukämie erkrankt. Da der behandelnde Arzt, gespielt von Robert de Niro, keine andere Möglichkeit als eine Knochenmarkstransplantation durch ein Familienmitglied sieht, treffen sich die beiden nach Jahren wieder und beginnen ihre Konflikte aus der Welt zu schaffen, um die Krankheit zu besiegen.

Für ganz großes Gefühlskino, und dabei handelt es sich bei "Marvins Töchter" zweifelsohne, benötigt man talentierte Darsteller, damit Gefühlskitsch umgangen werden kann und genau hier liegt das große Plus des Films. Oscar-Preisträgerin Diane Keaton spielt perfekt und fesselnd. In der Rolle der fürsorglichen Mutter gelingt ihr eine enorm sympathische, emotionale und herzzerreißende Darstellung, für die sie vollkommen zu Recht mit einer Oscar-Nominierung bedacht wurde, so vergeht keine Sekunde im Film, in der sie den Zuschauer nicht noch stärker an ihr Schicksal fesselt. Meryl Streep zeigt sich ebenfalls von ihrer besten Seite und vollbringt als Schwester, die ihre Familie verlassen hat und sich allein mit ihrem kriminellen Sohn herumschlagen muss eine ähnlich berührende Leistung, die kaum besser sein könnte. Wie schon in "Manhattan" glänzt das Duo Streep und Keaton also mit überragenden Darbietungen. Leonardo DiCaprio gibt nach "Gilbert Grape" und "Jim Carrol" erneut eine Kostprobe seines Talents, auch wenn er neben seinen brillianten Kolleginnen recht blass wirkt und liefert als rebellischer Sohn von Streep eine ordentliche Leistung ab und auch Robert de Niro, der leider in einem eher kleinen Part zu sehen ist, spielt gewohnt gut.

Die Story ist sicherlich nicht schlecht, aber, wie bei Filmen des Genres üblich, zu sehr auf möglichst dramatische und emotionale Momente zugespitzt. Einerseits verhindern die starken Darstellern, die gerade durch diese Machart viel Raum bekommen, um alle Register ihres Könnens zu ziehen, dass der Film in Gefühlskitsch abgleitet, andererseits bleibt der Film so aber eher konventionell und kalkulierbar. Durch ein paar gelungene Wendungen und die, alles in allem gute Charakterkonstruktion bleibt die Story aber überdurchschnittlich und taugt damit als Vehikel für starke Darsteller und emotionale Momente.

Regie führte Jerry Zaks für den "Marvins Töchter" sein erster und bis heute letzter Spielfilm war. Zaks zeigt ein gutes Gespür für dramatische Momente, ihm gelingt ein hervorragender dramaturgischer Aufbau und damit hat "Marvins Töchter", sofern man sich auf ihn einlässt, einen ordentlichen Unterhaltungswert zu bieten. Die Atmosphäre ist behaglich und so erzeugt Zaks durchaus das Wohlgefühl, dass man sich von Filmen des Genres erhofft. Die ernsten Themen und die, teilweise etwas überproportionierten Gefühle verrührt Zaks glücklicherweise mit dem einen oder anderen amüsanten Moment und liefert stilvollen, tröstlichen Humor, wie man ihn vor allem von Woody Allen kennt. Die Filmmusik ist eher ruhig und emotional und das Erzähltempo ist ebenfalls langsam und getragen, somit ist "Marvins Töchter" handwerklich gut gelungen.

Fazit:
Ruhige Musik, getragenes Tempo, ordentliche Herzschmerzstory, viel Dramatik, ein bisschen Humor: "Marvins Töchter" bietet konventionelles Gefühlskino, das aufgrund des überragenden Casts hervorragend funktioniert und allein deshalb schon empfehlenswert ist.

70%

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