Die X-Mas-Klamotte gehört in das amerikanische Kino, wie der Puder auf den Christstollen. Kaum ein Jahr vergeht, ohne das nicht irgendein durchgeknallter Weihnachtsspaß über die Leinwände flimmert, in denen entweder Santa Claus irgendwelche schrägen Eigenschaften angedichtet werden oder sich typisch amerikanische Familien auf das Weihnachtsfest vorbereiten. Und seit einiger Zeit sind auch böse Anti-Weihnachtsfilme, wie z. Bsp. "Bad Santa" ganz groß im kommen. Wenn es aber um deutsches Weihnachtskino geht, ist meist betuliches Kitschkino angesagt, sieht man mal von einigen Ausnahmen wie Xaver Schwarzenbergers "Single Bells" ab. Regisseurin Vanessa Jopp dachte sich aber nun, dass auch Deutschland mal eine etwas durchgeknalltere Weihnachtsklamotte bräuchte und nutzt dafür das Genre, dass die deutschen Filmemacher am liebsten bedienen: Die Beziehungskomödie. Angereichert mit allerlei Slapstick-Einlagen, sowie einem gehörigen Schuss Dramatik, sollte "Meine schöne Bescherung" nun also vor allem die Lachmuskeln massieren, ohne dabei in irgendwelche Kitschigkeiten zu verfallen. Leider ist der Film aber kaum unterhaltsam.
Denn alles in allem ist "Meine schöne Bescherung" nichts anderes geworden, als eine völlig konventionelle 08/15-Beziehungskiste, sowie man sie im deutschen Film schon dutzendfach gesehen hat. Die Idee selbst ist dabei noch das Beste am Film. Es geht um Sara, die zum heiligen Abend, ohne Wissen ihres Mannes Jan, die komplette Riege ihrer Ex-Männer eingeladen hat. Schon das Erscheinen der Herren, zzgl. Anhang, endet im Chaos. Doch all das ist noch nichts dagegen, als Sara Jan am Esstisch das Geschenk "überreicht", nämlich das sie schwanger ist. Dumm nur, dass sich Jan schon zu Beginn der Beziehung hat sterilisieren lassen und somit unmöglich der Vater sein kann. Also stellt sich nun die Frage "Wer war es?". Beim Nachforschen kommen dabei noch viel mehr Geheimnisse zu Tage und der (alles andere als) heilige Abend nimmt seinen Lauf... Die Idee, mal das Weihnachtsfest mit Mann und Ex-Ehemännern zu feiern, hat durchaus Potenzial für eine nett chaotische Weihnachtsklamotte gehabt und bietet mit so manchem Charakter auch einige schön schräge Gestalten, die hier und da schon einmal für nette Situationskomik zu haben sind. Auch wenn das Ganze alles irgendwo unlogisch ist und keinen Sinn hat, so hätte es für ein nettes Späßchen durchaus reichen können. Leider ist dem aber nicht so.
Was vor allem daran liegt, dass die allermeisten Jokes nicht nur verklemmt wirken, sondern auch einfach nicht witzig sind. Unglaublich stark wird hier in der üblichen Humorkiste des deutschen Films gewühlt, ohne dabei an die Stelle zu gelangen, wo die wirklich guten Witze verborgen sind. So darf man hier u. a. dabei zusehen, wie nackte Männer sich im Schnee amüsieren, wie sich ein ums andere Mal irgendwelche Beleidigungen an den Kopf geworfen werden oder es nicht selten zu irgendwelchen hirnrissigen Kloppereien kommt, die alles in allem meist so gar nicht passen wollen. Dazu ein paar aufmüpfige Kinder und natürlich viele vermeintliche "Bad Jokes", in dem sich die Herren entweder, auf höchst peinliche Art und Weise, über ihre früheren Sexeskapaden unterhalten oder irgendwelche vermeintlichen Erkenntnisse den Ach so großen "Aha"-Effekt ergeben sollen, obwohl man es als Zuschauer doch meist schon weit gegen den Wind gerochen hat, was gerade Phase ist. Selten kam ich mich so verloren in einer deutschen Komödie vor, obwohl ich doch sonst eigentlich nicht gerade zu der Fraktion gehöre, die deutsche Komödien hasst.
Die wirklich gelungen Witze sind dann deshalb auch nicht wirklich in den ganzen Beziehungskisten der Figuren zu finden, sondern eher dann, wenn so einige weihnachtliche Gepflogenheiten durch den Kakao gezogen werden. So macht z. Bsp. der Nachbar, welcher der Familie erst einen übergroßen Kaktus schenkt, nur um diesen dann, im Weihnachtsmannkostüm, wieder zurück zu stibitzen, noch am meisten Spaß. Oder die große Begrüßungszeremonie, mit den ach so lieben Verwandten und Nichtverwandten, zu Beginn des Films. Und wenn eines der Kinder, zwischen all dem gerade stattfindenden Beziehungschaos zwischen den "großen", mal fix den Weihnachtsteller holt, nur um die Erwachsenen danach weiterzanken zu lassen, dann kann man durchaus auch einmal richtig ordentlich schmunzeln.
Aber meistens geht es aber eben doch um die Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren, die einfach nur peinlich sind und manches mal sogar richtig in dramatische Gefilde abrutschen, die zwar alles in allem eher selten sind, aber wenn sie dann mal da sind, doch eher peinlich gedrückt wirken. Zudem das ganze Treiben auch nicht wirklich etwas mit Weihnachten zu tun hat, sondern einfach nur der Handlungszeitpunkt so ausgesucht wurde, dass es auf den Zuschauer so wirken könnte, als hätte er es mit einem Weihnachtsfilm zu tun, was das unglaubwürdige Ende dann noch zu untermauern versucht. Aber wirkliche Weihnachtsatmosphäre kann hier wirklich zu keinem Zeitpunkt aufkommen, Weihnachtshasser dürften aber auch nicht gerade das Gefühl bekommen, als hätten sie es mit einem Anti-X-Mas-Film zu tun.
Einzig und allein einige der Darsteller können den Film noch ein wenig aufwerten. So geben sich Martina Gedeck und Heino Ferch doch erstaunlich viel Mühe, dem müden Treiben noch etwas abgewinnen zu können und spielen das zerrissene Paar mit Bravour. Auch einige der Nebendarsteller, als da wären z. Bsp. Jasmin Tabatabei oder Matthias Matschke, geben sich alle Mühe, hier eine flotte Sohle aufs Parkett zu legen. Dagegen sind ihre restlichen Mitspieler aber größtenteils nicht wirklich das Gelbe vom Ei, vor allem die Kinder enttäuschen. Höchstens Bjarne Mädel kann als besoffener Nachbar/Weihnachtsmann noch ein bisschen überzeugen.
Fazit: Misslungene Weihnachtsklamotte aus Deutschland, die aus ihrer potenzialträchtigen Idee leider nicht viel gemacht hat. Die Geschichte um eine Frau, die zusammen mit ihren vier (Ex-)Männern das Weihnachtsfest feiern möchte, ist viel zu konventionell gestaltet und mit allerhand Peinlichkeiten voll gepackt worden, als das sie wirklich unterhalten könnte. Dazu gedrückt wirkende Dramatik, ein völlig unbrauchbares Ende und auch sonst nichts, was man sich von einer Weihnachtskomödie verspricht, egal ob sie nun Liebhaber oder Hasser ansprechen soll. Wer die X-te deutsche Beziehungskomödie noch nicht leid ist, der kann vielleicht noch glücklich hiermit werden, für alle anderen gibt es aber durchaus bessere Kost und zwar auf allen Genreebenen!
Wertung: 4/10 Punkte