Eine fragwürdige Legende kehrt zurück – John Rambo...
Dies ließ angesichts der beiden bisherigen kleingeistigen Fortsetzungen einer grundsoliden Gesellschaftskritik mit Spannung und Actioneinlagen Popcornkino der Superlative vermuten. Schauen wir mal...
J. R. hat sich in Asien niedergelassen und arbeitet weitab der ihn störenden Welt, um mit sich selbst und seiner Vergangenheit klarzukommen. Scheinbare Trägheit und eine resignierende Ruhe sind in sein Leben eingekehrt. Dies wird durch das Erscheinen einiger Missionare gestört, die unbedingt im Hexenkessel Birma helfen wollen. John begleitet sie an ihr Wunschziel, bleibt jedoch nicht länger als nötig, um sämtlichem potentiellen Ärger zu entgehen. Kurze Zeit später erhält er die Nachricht, dass die Missionare gefangen genommen wurden und ihnen Folter und Tod bevorstehen. Grund genug für John Rambo, über seinen Schatten zu springen, sein verdrängtes Leben aufleben zu lassen und doch noch einmal im Namen eines kleinen Teils Menschlichkeit einzuschreiten…
Der Film ist quasi eine Zeitreise in ziemlich plumpe Filmgefilde der Endachtziger. Damals schnetzelte sich John Rambo bereits durch Vietnam und Afghanistan und fragte nicht wirklich nach Hintergründen. Auch heute tut er das noch nicht, sondern stellt sich einer durchweg menschenverachtenden Einheit der birmesischen Armee, die Spaß an Tod und Qual der Einwohner hat. Um dem allen an Feindbild noch die Krone aufzusetzen, vergewaltigen die Soldaten die friedlichen Bewohner des Gebiets, John Rambos Endgegner vergeht sich sogar an minderjährigen Jungen.
...nun endlich... leben einfache Feindbilder wieder auf und werden nicht durch kaum zu durchblickende Politik erschwert.
Endlich... erlebt genau dieses Manko eine technisch zeitgemäße und themenbezogen verdreckte Hochglanzumsetzung und zeigt uns nach „Stirb langsam IV“ erneut, dass unsere härtesten und älteren Helden definitiv noch nicht tot sind, sondern sich selbst noch Ü60 durch den Dschungel zu schlachten wissen.
Sylvester Stallone führte selbst Regie bei diesem erneut fragwürdigen Spektakel. Abgesehen von den auf ein Minimum an Intelligenz reduzierten Feindbildern sorgen sowohl verpatzte Philosophieansätze („...fällt Töten irgendwann genau so leicht wie Atmen...“) sowie schlichtweg Denkfehler in der „Geschichte“ des Films für den einen oder anderen berechtigten Lacher. Würde sich ein Typ wie J. R. ernsthaft von nur wenigen Worten einer dahergelaufenen missionarischen Blondine zu einem sinnvollen Lebenswandel bekehren lassen? Ist eine solch strikte Trennung von Gut und Böse nicht irgendwie altbacken und erwiesenermaßen völlig überholt?
Weiterhin geben ernst gedachte, aber (hoffentlich) unbeabsichtigt theatralische Szenen eher Anlass zu Belustigung als für Entsetzen. Während die Fieslinge ein Dorf hinschlachten, weichen die Angst- und Schmerzensschreie einer Mischung aus erhebender und glorifizierender Musik und lassen das Massaker zu einem morbiden Todesballett verkommen, welches dem Konsens der Rache J. R.’s für die Zivilisten irgendwie völlig widerspricht.
So reiht sich ein Manko ans andere und ergibt einen beachtlich unausgegorenen Brei, der dennoch oder eher gerade deshalb bestens zu unterhalten weiß. Es mag sich unangebracht lesen, aber während eines Bürgerkriegsfilmes ein ganzes Kino zu den Metzelszenen der Hauptfigur johlen, pfeifen und applaudieren zu hören, ist schon ein Erlebnis. Da bleibt einem nur übrig, genau dem Drang nachzugeben, der sich schon lange vor Besuch des Kinos einstellte: den Film zur unfreiwilligsten Komödie des Jahres zu erheben...
Filmfans, denen noch immer die Unumstößlichkeit einer Legende logisch erscheint oder die einfach nur Spaß daran haben könnten, wenn eine völlige hanebüchene Geschichte als Alibi für jede Menge Metzeleien mit pseudosozialem Hintergrund dient, sei dieser Film absolut ans Herz gelegt