John Rambo - der Name ist der Film. Mehr braucht man zum Inhalt nicht zu sagen. Steroptyp, einfach, ohne grundlegend innovative Idee, aber äußerst
effizient - so wie Rambo selbst. Dessen Charakter scheint die Struktur
des Films zu bestimmen.
Der Film ist ein stereoptypes Pulverfass, das jederzeit explodiert. Die Lunte ist kurz, sie brennt recht flott ab und schon ist der Zuschauer mittendrin, im Dschungel des Kugelhagels, der einem um die Ohren fliegt.
Ob der Film moralisch in Ordnung geht, ist hier eher die falsche Frage. Stallone schert sich selten darum, zieht gerne Krisenherde heran, um eine Story draus zu basteln, die es ihm erlaubt, einfach drauf loszuballern, und sich selbst als Held zu inszenieren.
Faszinierend finde ich dabei sein Talent, Feindbilder aufzubauen. In Rocky 5 und Rocky Balboa gelang ihm dies nicht, aber in Rocky 4 und in John Rambo ohne Kompromiss. Man nehme ein paar Asiaten (in Rocky 4 waren es die Russen), gebe ihnen viel Macht und sie zeigen ein Gesicht, das abstöst und das viele andere in Kriegen auch schon gezeigt haben. Und Stallone hält voll drauf, bemüht sich in keiner Sekunde um ein differenziertes Bild der Diktatoren und ihrer Schergen. Wozu auch, es verhilft ihm, in kurzer Zeit dem Zuschauer zu zeigen, auf welcher Seite er zu stehen hat - auf der Rambos. Betrachtet man die Szenen, in denen die Zivilsiten hingerichtet und als menschliches Schlachtvieh benutzt werden, möchte man am Liebsten selbst den Abzug an Rambos Gewehr betätigen.
Interessant ist auch, dass dies den ganzen Film über funktioniert. Kein Wunder, lässt Stallone eben keine andere Sichtweise auf die Täter zu. Keiner erfährt, warum sie Frauen noch schlechter als Tiere behandeln und vor Menschen keinerlei Respekt haben. Es ist so und gehört beendet. Punkt. Fuck the world sagen die einen, also sagt es auch Rambo.
Habe ich mich bei Rocky Balboa und teilweise auch bei The Expendables gelangweilt, hat mich John Rambo von der ersten Sekunde an mitgerissen. Die harten, blutigen Effekte (bis auf die CGIs), die gnadenlose Action, das schnelle Tempo und die wenigen Handlungsstränge am Rande des Geschehens machen diesen Film zu einem unterhaltsamen kurzweiligen Actiontrip der besten Art.
Der Film ist keine Sekunde zu lang und keine zu kurz. Das zeigt auch die Rückkehr Rambos. Man sieht kurz die Farm und Schluss mit dem Film. Bestens gelöst, kein Schmalz, kein gar nix, einer kommt halt nach Hause, wie viele tausend andere auch.
Und Stallone führt mit dem kurzen Ende die Serie konsequent zu Ende. Befasste sich der 1. Teil ausführlich mit der Thematik der Heimkehr, die aus einer Killermaschine einen misstrauischen Menschenfeind macht, und haben der 2. und 3. Teil gezeigt, dass eine Flucht vor sich selbst keinen Zweck hat, schließt sich der Kreis um John Rambo nun entgültig.
Mit dem 1. Teil konnte ich recht wenig anfangen. Stallone ist zum einen kein Autor und zum andere kein Schauspieler, der die Zerissenheit des Helden derart ausarbeiten und darstellen kann, dass daraus die nötige Tiefe entsteht, um ein actionreiches und glaubhaftes Drama zu konstruieren. Mir blieb der 1. Teil dafür zu sehr an der Oberfläche. Teil 2 war in der Einfachheit seiner Dramaturgie wieder so leicht, dass man ihn in Ruhe als tollen Actioner genießen kann. Teil 3 war dann ein recht müder Aufguss des 2 Teils.
John Rambo bringt die nötige Härte mit, um die Rambo-Thematik im neuen Jahrtausend und den entprechenden Sehgewohnheiten des Publikums abzuschließen.
Fazit: Harter und rasanter Actionfilm erster Klasse, der in keiner Sekunde vorgibt, etwas anderes zu sein und sich diese Zeit erspart, sodass ein kompakte kleines Meisterwerk des brutalen Actionkinos herauskommt, das auch auf jeden moralischen Anspruch verzichtet. Ein Punkt ziehe ich für die übersteigerte Selbstdarstellung des Regisseurs, Drehbuchautors und Hauptdarstellers ab.
9/10 Punkten