John Rambo (Sylvester Stallone) hat genug vom Krieg und vom Rest der Menschheit und hat sich aufgrund dessen ins tiefste Thailand zurückgezogen. Dort fristet er ein gewollt einsames Leben und schlägt sich als Schlangenfänger und Bootskapitän durch. Doch eines Tages wird die verbitterte Kriegsmaschine von der Zivilisation eingeholt - eine Gruppe junger, christlicher Missionare, unter der Führung von Dr. Michael Burnett (Paul Schulze) und Sarah Miller (Julie Benz), möchte Rambo's Dienste als Bootssteuermann in Anspruch nehmen, um nach Burma vorzurücken und dort den Bedürftigen Beistand zu leisten. Die dortige Bevölkerung wird von einem extrem brutalen Militär-Regime unterdrückt - Folter, Vergewaltigung und Mord sind an der Tagesordnung.
Rambo, der sich dieser Tatsache bewusst ist, weigert sich zuerst, kann den Bitten der verzweifelten Sarah aber nicht wiederstehen. Unter größten Gefahren bringt er die Missionare in das Kriegsgebiet. Zwei Wochen später wird Rambo von einem Pastor (Ken Howard) aufgesucht, der ihn wissen lässt, dass das Dorf, in dem die Missionare ihre Hilfe zur Verfügung stellten, vom Militär überfallen wurde, die dort ein entsetzliches Blutbad anrichteten. Das Schicksal Sarah's und ihrer Freunde ist ungewiss. Um sie aus einer nicht auszuschließenden Gefangenschaft zu befreien, wurde ein Trupp bunt gemischer Söldner zusammengestellt, für die Rambo nun als Fährmann einspringen soll. Erneut begibt er sich in die Hölle und wird alsbald in einen unerbittlichen Krieg gerissen...
Das 21. Jahrhundert ist das Zeitalter der Revivals. In einer Zeit, in der frische Gesichter den Markt mit moderner Ware überschwemmen, recken sich die alten Haudegen noch einmal auf, um es sich und der Welt erneut zu beweisen. Bruce Willis durfte Terroristen in "Live Free or Die Hard" noch einmal mit lässigen Sprüchen und coolem Auftreten zu Leibe rücken, Harrison Ford wird diesen Sommer noch einmal den Schlapphut und die Peitsche für "Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull" auspacken, doch ein Mann will es ganz besonders wissen: Sylvester Stallone. Erst rundete er, trotz seines Alters von mittlerweile 61 Jahren, seine Boxer-Reihe "Rocky" würdevoll ab, nun legt er mit "John Rambo" noch einmal richtig nach. Allen Erwartungen zum Trotz, der Ankündigung eines vierten "Rambo" Teils folgten zuerst nur Ungläubigkeit bis hin zu offenem Hohn, beweist es Sly noch einmal allen. Er sei zu alt, um eine derartige Rolle erneut zu spielen, hieß es, doch die Spötteleien endeten schon mit dem ersten Vorab-Trailer, der damals bereits erahnen ließ, dass etwas Großes auf uns zukommen würde.
Die brutalen Bilder aus dem Trailer vermittelten schon einen guten ersten Eindruck und ließen frühzeitig erkennen, dass sich Sly zurück zu den Wurzeln des Actionkinos bewegen würde. Weg von weichgespültem Entertainment für die MTV-Generation und zurück zum Kern des Genres, das in den 80ern seinen Höhepunkt feierte. Die Welt hatte einen Film wie "John Rambo" bitter nötig. Trotz seines Alters weist Stallone junge Kollegen wie Jason Statham, Vin Diesel und Dwayne "The Rock" Johnson mit Leichtigkeit in die Schranken und führt vor, wie knallhartes Actionkino auszusehen hat. Und da er auf alle Nummern sicher gehen wollte, nahm Stallone die wichtigsten Aufgaben sogleich selbst in die Hand und übernahm neben der Aufgabe des Hauptdarstellers auch den Posten des Regisseurs, schrieb das Drehbuch und betätigte sich als Produzent. Das Resultat: Ein von der Kritik oftmals gelobter, von den Fans euphorisch gefeierter Action-Hammer, der die beiden ersten Sequels sofort vergessen macht und nahtlos an die Brillianz des Originals anknüpft.
Sly hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und entfernt sich immens von "Rambo 2" und "Rambo III", die damals mehr comic-ähnlichen Ballerorgien glichen, als dass sie mit dem ernsten, ersten Teil in irgendeiner Weise hätten verbunden werden können. "John Rambo" geht die Sache auf ganz andere Art an und nähert sich damit wieder bedeutend der vielmals hochgelobten Quintessenz des Originals. Gleichzeitig liefert Stallone mit seinem Abschluss der Reihe (ein fünfter Teil wurde von den Produzenten gewünscht, von Sly selbst allerdings abgelehnt) einen unerwartet brutalen und schonungslosen Kriegsfilm, der gerade zur heutigen Zeit Akzente setzen wird. Dieser Film ist in keiner Weise mit den üblichen, PG-13 gestuften, für Jugendliche zugeschnittenen Action-Filmen zu vergleichen, sondern ein absolut brutaler und in dieser Hinsicht extrem radikaler
Gewaltexzess, der sich jedoch nicht aus Selbstzweck in derartigen Blutbädern suhlt.
Sly präsentiert den Krieg schlichtweg als das, was er ist. Dazu griff er sehr passend auf die immer noch aktuelle Situation in Burma zurück, die er hier auf ebenso erschreckende, wie authentische Weise wiedergibt. "John Rambo" ist keineswegs pure Unterhaltung, sondern vielmehr ein Mahnmal der menschlichen Grausamkeit, die sich auch heute noch auf unermesslich entsetzliche Weise Tag für Tag abspielt. Kritiker werden "John Rambo" pure Gewaltverherrlichung vorwerfen, doch derartige Vorwürfe sind hier ebenso wenig legitim, wie zulässig. Selten zuvor war Gewalt erschreckender und abstoßender als hier. Menschen werden durch Minenfelder getrieben, Babys ins Feuer geworfen, Kinder erschossen, wehrlose Zivilisten massenweise verbrannt und auf andere Arten zu Tode gebracht. Die Gewaltdarstellung dürfte dabei weit über die Grenzen so manch zartbesaiteter Zuschauer gehen und lässt "John Rambo" somit in einem ganz anderen Licht als seine beiden Vorgänger dastehen, in denen die Gewalt durch einen übertriebenen und unrealistischen Anstrich in keinster Weise ernstzunehmen war.
"John Rambo" ist da anders. Hier zeigt die Gewalt ihre hässliche Seite, der Krieg wird zum Sinnbild von Leid und Zerstörung. Die Inszenierung ist dabei sehr klassisch gehalten und wurde von Sly bewusst im Stil der 80er ins Leben gerufen. Wer hier von einer Granate getroffen wird, fliegt nicht spektakulär durch die Luft, um sich danach leicht angeschlagen wieder aufzurappeln. Minen reißen ihren Opfern gnadenlos Gliedmaßen vom Leib, Maschinengewehre hinterlassen faustgroße Löcher und lassen den getroffenen qualvoll im Dreck verbluten. Sicherlich wird jeder für sich selbst entscheiden müssen, ob er bei derlei drastischen Gewaltdarstellungen einen Mittelweg zwischen illusionslosem Realismus und dennoch unterhaltsamer Actionkost finden kann. Ab einem gewissen Zeitpunkt bietet der Streifen ein extrem fesselndens und unbarmherzig spannendes Dauerfeuerwerk, das seinen Zuschauer zu keiner Sekunde mehr zu Atem kommen lässt und gerade dafür werden alteingesessene Actionfans, die Werken wie "Crank" oder "Shoot 'Em Up" nur wenig abgewinnen können, "John Rambo" lieben.
Die Charakterzeichnung der Hauptfigur nimmt dabei keinen zentralen Stellenwert ein, wurde von Sly aber nicht gänzlich außer Acht gelassen. Rambo ist an einem Punkt angelangt, an dem er mit der Welt und der Menschheit abgeschlossen hat. Er wurde von seiner Regierung verraten und im Stich gelassen, er ist eine verlorene, innerlich zerissene Seele. Er ist die geborene Kriegsmaschine, die genug vom Töten hat und sich weit abseits der Zivilisation ein verbittertes Einsiedlerleben eingerichtet hat. Der Krieg interessiert ihn nicht mehr, doch wieder einmal muss er in ein Gefecht ziehen, das nicht seines ist und Menschen retten, die ihn unter normalen Umständen als Mörder beschimpfen würden. Die eindeutigste Sprache in "John Rambo" sprechen die Monologe und Albträume der Hauptfigur, die einen Einblick in deren geschundene Seele geben. Stallone verkörpert Rambo dazu passend lethargisch, in sich gekehrt, verfügt aber noch immer über die physikalische Fitneß, um auch in den Actionszenen glaubhaft zu wirken. An seiner Seite sehen wir einen sorgsam ausgewählten Cast, der sich aber großteils mit Klischeerollen herumschlagen muss, was dem Film aber zu keiner Sekunde schadet.
Letztendlich erfüllt der Streifen alle Erwartungen, die man als Fan der Materie an ihn stellt. Mit 90 Minuten ist er außerordentlich kurzweilig geraten und wartet zudem mit beeindruckenden Landschaftsaufnahmen, sowie einem tollen Score auf, der Teile des Original-Themes enthält, was die gelungene Atmosphäre bestens unterstützt.
"John Rambo" ist all das, was man sich als Fan erhofft hatte und noch mehr. Ein knallhartes, schonungsloses Revival des 80er Jahre Action-Kinos, mit dem Sylvester Stallone seiner Figur noch einmal ein letztes Denkmal aufstellt und gleichzeitig mühelos an die Brillianz des Originals anknüpft. "John Rambo" ist ein nervenzerreißend spannendes, brachiales Action-Feuerwerk auf der einen, ein beängstigender Blick auf die unmenschlichen Zustände in Burma auf der anderen Seite, der angesichts seiner extremen Härte niemanden kalt lassen wird. Fernab von Zeitlupenästhetik, möglichst cooler, auf ein junges Publikum zugeschnittener PG-13 Action ist "John Rambo" endlich mal wieder ein richtig krachendes und glaubhaft schonungsloses Highlight, das beweist, das man auch von der alten Garde noch einiges erwarten kann. Sylvester Stallone überzeugt hiermit in allen Belangen und macht seinen "John Rambo" zum absoluten und unumgänglichen Pflichtfilm, den sich auch die Deutschen, trotz geschnittener Fassung, nicht im Kino entgehen lassen sollten.