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In Myanmar wird eine Gruppe Missionare entführt. John Rambo, gespielt von Sylvester Stallone, der mittlerweile ein ruhiges Leben in Thailand führt, lässt sich dazu verpflichten, diese zusammen mit einer Gruppe Söldner zu retten.

"First Blood" war ein atmosphärischer, spannender und durchaus als Charakterstudie angelegter Actionfilm, der das Bild eines verstörten, bemitleidenswerten Vietnamveteranen zeichnete, der sein Leben nach dem Vietnamkrieg nicht mehr auf die Reihe bekommt und überreagiert, als ihn ein halsstarriger Sheriff verfolgen lies. "Rambo 2" war dann so ziemlich das genaue Gegenteil, nämlich ein vollkommen überzogener und menschenverachtend brutaler Actionfilm, der sogar zum Aushängeschild des Actionkinos der 80er avancierte mit einem cartoonesk überzogenen Rambo, der nun nicht mehr als eine stählerne, praktisch unverwundbare Ein-Mann-Armee war, in der kein einziger vielschichtiger Ansatz mehr zu finden war. Im dritten Teil wurde dann sogar noch versucht, Rambo mit martialischen Dialogen auf ein mythisches, biblisches Niveau zu heben, womit man sich praktisch zum Gespött machte. Seitdem hatte Sylvester Stallone 20 Jahre Zeit, um sich zu überlegen, ob und wie er die "Rambo"-Reihe fortsetzen will. Stallone, der sowohl als Autor, als Regisseur, als auch als Hauptdarsteller fungierte, entschied sich dafür, nicht an den ersten, sondern an die beiden anderen Teile anzuknüpfen, auch diesmal auf eine tiefere Charakterkonstruktion zu verzichten und entschied sich stattdessen für eine Hommage ans Actionkino der 80er, fährt damit jedoch goldrichtig.

Der Figur des John Rambo werden überhaupt keine neuen Fassetten beigefügt. Rambo ist erneut ein stählerner Held, wie sie Stallone, Schwarzenegger und Segal in den 80ern im Monatstakt spielen durften, aber nach dem zweiten und dem dritten Teil der Reihe, bei denen die Charakterkonstruktion ähnlich flach war, war auch nichts anderes zu erwarten. Den Konflikt in Birma/Myanmar/Burma/ wie auch immer, stellt Stallone im Prinzip überhaupt nicht dar und die Kritik an der Militär-Regierung, die eigentlich nicht fehlen darf, ist leider kaum vorhanden. Die Story bewegt sich voll auf dem Niveau des 80er-Jahre-Actionkinos, was durchaus in Ordnung ist, da Stallone seinen Film als Hommage an dieses anlegt, aber wenn er sich schon einen aktuellen Konflikt auswählt, kann man eigentlich mehr Hintergründe erwarten. Immerhin sind die Dialoge nicht ganz so dämlich wie beim dritten Teil, haben durchaus etwas martialisches, lassen bei Rambo sogar stellenweise eine gewisse Altersweisheit durchsickern, aber etwas mehr als diese flache Handlung nach Schema F hätte sich Stallone dann doch einfallen lassen können.

Die mangelnde Handlung kompensiert Stallone mit seiner gelungenen Inszenierung jedoch hervorragend. Optisch leistet Stallone überraschend gute Arbeit und setzt die ansehnlichen Tropenlandschaften überaus gelungen, mit starken Kamerafahrten gekonnt in Szene. Wenn man sich die Bebilderung, die Kameraarbeit, den Schnitt, etc. mal so ansieht, könnten genauso gut Ridley Scott oder Peter Jackson am Werk gewesen sein, das was Stallone hier leistet ist wirklich beachtlich und überraschend. Auch musikalisch gibt es überhaupt nichts zu bemängeln, der Score ist teilweise emotional, teilweise spannend und unterlegt jede Szene genau richtig. Zudem leistet Stallone auch narrativ ganz gute Arbeit und spielt seine flache Story so schnell wie möglich ab, gönnt dem Zuschauer zwischendurch aber immer mal wieder die eine oder andere kleinere Ruhepause, ohne ansonsten Zeit zu verlieren und baut zumindest einen Ansatz von Spannung und Dramatik auf, temporär auch mal eine gespannte Atmosphäre, wobei "John Rambo" hier nicht einmal ansatzweise mit "First Blood" mithalten kann.

Durch das schnelle Tempo besteht der Film zu großen Anteilen aus Action-Szenen und die unterhalten durchaus hervorragend. Stallone knüpft auch hier an das Action-Kino der 80er an und ist in Punkto Brutalität alles andere als zimperlich. Im Sekundentakt werden Menschen, egal ob Missionare, Eingeborene oder Militärs verstümmelt, erschossen oder schlicht weg zerfetzt und teilweise überspannt Stallone dabei auch den Bogen ein wenig und liefert einen Film ab, der im Prinzip brutaler ist, als alle Actionfilme der 80er zusammen. Hier kommt es dann auf die subjektive Meinung des Zuschauers an, ob er sich nun daran stört oder nicht, ich persönlich habe dies nicht getan, da die Action-Szenen gekonnt in Szene gesetzt sind, ein paar brauchbare Spezialeffekte dabei sind und der Film angesichts der enorm hohen Dosierung der Action-Sequenzen bestens unterhält.

Da die Figur des John Rambo etwa auf Comic-Niveau liegt, hat Stallone als Darsteller leichtes Spiel. Er wirkt die ganze Zeit über kernig und ernst, womit sein gesamter Job auch schon getan wäre, denn mehr ist wirklich nicht gefordert. Dazu kommen noch ein paar martialische Dialoge und Kommentare, die er vollkommen trocken und todernst serviert. Der restliche Cast ist anders als beim zweiten und beim dritten Teil der Reihe überraschend gut. Die Missionare spielen relativ sympathisch, die Kopfgeldjäger sind teilweise sehr kernig und die gegnerischen Soldaten liefern perfekte Feindbilder ab.

Fazit:
"John Rambo" ist ein überaus unterhaltsamer Action-Film, vielleicht sogar der beste Teil der Reihe, der sowohl durch Masse, als auch durch Klasse der Action-Sequenzen überaus positiv auffällt. Darüber hinaus überzeugt Sylvester Stallone durch eine hervorragende handwerkliche Umsetzung, als auch durch eine gelungene schauspielerische Darbietung. Bei der unglaublich flachen Story, die weder den Konflikt in Birma, noch die Charakterkonstruktion der Hauptfigur zufrieden stellend behandelt, wird jedoch Potential verschenkt. Der Film ist für Fans des Actionkinos der 80er durchaus zu empfehlen, zumal es sich bei "John Rambo" um eine Hommage an dieses handelt, was aber klar sein sollte ist, dass die Gewalt alle Dimensionen sprengt.

80%

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