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Action-Ikone Sylvester Stallone, mittlerweile jenseits der 60 Jahre, schien am Ende seiner Karriere angelangt. Doch dann wie aus dem Nichts ein furioses Comeback! Mit einem wuchtigen Doppelschlag erweckte Stallone seine zwei größten Erfolgsserien noch einmal zu neuem Leben: Zunächst den Inbegriff einer jeden Underdog-Story Rocky Balboa und im Anschluss jenen Helden, der die Actionfilmlandschaft nachhaltiger prägte als kaum ein anderer: John Rambo. Jeweils etwa 30 Jahre liegen nun zwischen den ersten Filmen der beiden Kultklassiker-Reihen und ihrem jeweiligen Abgesang im neuen Jahrtausend - eine beeindruckende Zeitspanne, die sichtlich gealterte Helden noch einmal groß auftrumpfen lässt und diese aus den Zeiten des Kalten Krieges in die Gegenwart transferiert.

Die Magie ist auch heute ungebrochen, so viel steht fest. "John Rambo" ist ganz der Alte geblieben. Verständlicherweise pflügt er nun nicht mehr mit nacktem Oberkörper durch die Reihen der burmesischen Feinde, im Jahr 2008 geschieht das auf eine nüchternere, weniger das Klischee bedienende Art und Weise, die es jedoch in Sachen expliziter Gewaltdarstellungen und dreistelligem Bodycount völlig problemlos mit den zwei vorangegangenen Teilen aufnehmen kann.
Der Konfliktherd, der der zweckmäßig-schlichten Befreiungsstory des vierten Rambo-Abenteuers zu Grunde liegt, ist ein bisher weitgehend unbekannter: Das von Bürgerkrieg, Militärdiktatur und Genozid gezeichnete Birma. Schonungslos zeigt Stallone gleich zu Beginn seines Films, wie unschuldige Bauern von sadistisch veranlagten Regierungstruppen niedergemetzelt werden. Bereits hier ist die Botschaft des Films auf den Punkt gebracht, Slys Feldzug gegen das Unrecht vorgezeichnet. Über mehr als Aufhängerstatus kommt das politisch aktuelle Szenario also nicht hinaus - was für einen "Rambo"-Film allerdings auch völlig ok ist.
Im Folgenden wird der geneigte Fan nämlich mit all dem verwöhnt, das er seit Jahrzehnten zu schätzen gelernt hat: Es beginnt mit dem wohlbekannten, aufgemöbelten "Rambo-Titeltheme", zu dem sich Zivilist John als Schlangenfänger im burmesischen Dschungel betätigt. Gänsehaut garantiert! Im Anschluss darf der Fan manchen denkwürdig-platten Spruch des Kalibers "Fuck the World" beklatschen und alsbald bricht nach eher zarghaftem Antasten an den burmesischen Feind die Hölle über den friedlich schlummernden Dschungel herein. Zusammen mit einem Söldnertrupp brennt Frührentner Stallone wie in besten Zeiten ein Actionfeuerwerk ab, das seines gleichen sucht. Gliedmaßen werden abgeschossen, Feinde gleich zu mehreren Dutzend mit einem stationären MG sprichwörtlich in ihre Einzelteile zerlegt, sogar ein Kanonenboot darf wie schon einst in Vietnam zerballert werden. Auch im Nahkampf bekommen die feindlichen Soldaten Slys immer noch kräftige Hände blutig zu spüren, womit die volle Actionpalette schnell abgedeckt ist. Sogar eine dicke Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg darf noch den halben Dschungel spektakulär niederlegen und in Form einer Megaexplosion für die nötige Gigantomanie sorgen.
Doch auch der bereits erwähnte Söldnertrupp mischt kräftig mit und macht vor allem durch seinen Scharfschützen "Schoolboy" auf sich aufmerksam. Doch der ist letztlich eher Nebensache - wie im Grunde auch sämtliche Darsteller neben Stallone-, denn im Grunde ist Sly auch hier einmal mehr die ultimative One-Man-Army und Stars wie July Benz erscheinen mehr als schmückendes Beiwerk.
Nicht unverwundbar und ganz offensichtlich nicht mehr der Frischeste, dafür wächst auch 2008 defintiv kein Gras mehr, wo Rambo hinlangt. Nichts für zarte Gemüter, schonungsloser war lange kein Actionfilm mehr! Es ist teilweise gar fast schon des Guten zu viel mag man sagen.

In technischer Hinsicht jedenfalls weiß Stallone sein Publikum nach "Rocky Balboa" erneut zu überzeugen: "John Rambo" entpuppt sich als absolut sauber inszenierte, schnörkellose Actiongranate. Natürlich wollte oder konnte auch Sly letztlich nicht auf aktuelle optischeTrendsetter wie verfälschte Kontraste und CGI-Effekte verzichten, womit das neue Jahrtausend auch in technischer Hinsicht auf der Leinwand deutlich sichtbar wird. Für viele zweifellos ein durchaus berechtigter Kritikpunkt. Trotz dieser modernen Zwangsanpassungen an aktuelle Sehgewohnheiten hat man jedoch sofort das Gefühl, wieder einen waschechten "Rambo" vor sich zu haben, ganz wie in den 80ern. Laut, schmutzig und äußerst ruppig, Stallone macht auch als Opa keine Kompromisse, was insbesondere auch für die akustische Kulisse gilt. Kaum ein anderer Film eignet sich wohl besser, seine Nachbarn am bleihaltigen Geschehen teilhaben zu lassen. Es kracht und scheppert, dass es eine wahre Freude ist!

Fazit: Rambo rückt ein Stück weit von der Klischeefigur ab, zu der ihn die Teile 2 und 3 der Reihe degradiert haben. "John Rambo" ist düsterer, roher und kompromissloser geworden, ein verbitterter, desillusionierter Elitesoldat im Pensionsalter, der mit der Welt bereits abgeschlossen zu haben scheint. Doch mehr als angeschnitten wird eine charakerliche Vertiefung nicht, auch wenn Stallone seinem Alter-Ego etwas mehr Inhalt verleiht als es in den letzten beiden Einsätzen der Fall gewesen ist.
Ein Anti-Kriegsfilm sieht ganz ohne Frage anders aus, weswegen sich Stallones Kracher klar an Fans beinharter Action und markanter Oneliner richtet. Die verwendeten CGI-Effekte stören die Party ein wenig, dies ist aber in der Summe vernachlässigbar. Stallone, der einmal mehr auch hinter der Kamera seine Qualitäten eindrucksvoll beweist, hat nach Rocky Balboa auch John Rambo ein filmisches (?) Denkmal gesetzt und zugleich vielen jüngeren Fans noch einmal die Möglichkeit geboten, ihr Idol auf der großen Leinwand bestaunen zu können. Ein wesentlicher Teil des filmischen Lebenswerks ist vollendet, eine Ära beendet. Stallone vermag nun hoffentlich endlich, befreit von alten Lasten, neue Herausforderungen in Angriff zu nehmen und sich dabei gerne noch einmal neu zu erfinden.
Der Kreis schließt sich mit dem Abspann auch für die Filmfigur John Rambo, die auf der elterlichen Farm nach fast 30 Jahren als angefeindeter Landstreicher, Befreier amerikanischer POWs in Vietnam und Sieger über die russischen Invasoren Afganistans ihren Frieden findet.

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