Karriereabrundung mit Sylvester Stallone, die Zweite.
Nach dem künstlerisch überaus gelungenen Nostalgieabschluß für seine Boxer-Saga um „Rocky Balboa“ fehlte natürlich noch eins im Oeuvre des berühmtesten hängenden Mundwinkels der Filmgeschichte: einen halbwegs durchgegarten Abschluß seiner Rambo-Trilogie, die ja nach einem gepflegten Afghanistangemetzel an russischen Bösmenschen aus der Reagan-Retorte irgendwie steoridgepumpt offen blieb.
Aber wo Onkel Sylvester sich schon mal mit letzter Kraft ein paar rentenfähige Muskelberge wieder antrainiert und hochgespritzt hatte, konnte auch der Mann mit dem „Krieg in den Adern“ ins letzte widerwillige Gefecht ziehen.
Natürlich wollen alle Heerscharen von Fans auf diesem Planeten nur eins: der full-frontal-Kill-Mode, der ebenso retro wie nostalgisch wie gewaltbereit ist. Fiese Typen wegflexen, die es sowieso verdient haben – UNO und ähnliche Sissies mal zeigen, wo der Papst im Kettenhemd mit dem Bär boxt.
Das war in den 80ern zwar noch nötig, richtig und gehörte zum gut-schlechten Ton kernwachenbesitz gesteuerter Potenz, heutzutage kommt im Blockbusterzeitalter mit Rating-Bypass so eine Hackerei natürlich irgendwie postmodern daher. Um nicht zu sagen gewollt.
Ergo war sowieso nicht mehr zu erwarten als ein fröhliches Wiedersehen mit reaktionären Werten, die sich das Kino heutzutage einfach nicht mehr traut.
Die fertigen 77 Minuten „John Rambo“ sind dann auch nur die Beschränkung aufs Nötigste geworden, Reduktion auf eine Formel, die so simpel, flach und überschaubar ist, daß selbst Grundschüler die ironische Marinade erkennen können, als die man den kompletten Film grillen kann.
Rambo ist also mal wieder kriegsmüde und tut sich wie schon in Rahmen von Teil 3 (und auch Teil 2, denn US-Gefängnisse sind nicht eben beschäftigungskreativ) schwer mit sinnvollen Beschäftigungen, sammelt aber in der Nähe von Burma fleißig Schlange für Touristennepp-Veranstaltungen und das mit mimiklosen Wortkargheit eines Buckelwals auf Tranquilizern.
Auftritt einer Gruppe realitätsferner Gutmenschen aus der Erste-Welt-Retorte, die mal fleißig pflegen und Kinder knuddeln wollen im nahen Kriegsgebiet. Natürlich warnt der Brummbär vor, doch einem übersteigerten Realismus ist nun mal die Vernunftsgrenze abgekommen und so müssen die Helferleins und Doktors kurz nach dem Absetzen im Feindesgebiet (nach einem kurzen, aber extrem gewalttätigen Flußpiratenintermezzo) schon fix die Lektion lernen, die finstere Militärs für solche Naivnasen übrig haben: Massaker!
So schätzungsweise 800 von 400 Dorfbewohner werden im Kugelhagel und Granatengewitter gemeuchelt, während von den glorreichen Sieben natürlich alle maximal angekratzt werden, auf das man diesen Akademikerstammtisch aus seinem Bastverschlag auch noch retten kann. Und das tut der Veteran dann auch nach einem soliden Appell eines Kirchenmanns an seine Neantertalergene, den ideologischen Background dieser Kombination von Typen will ich erst gar nicht andiskutieren.
Was folgt ist reichlich Regen im Wald; eine Befreiungsaktion rund um diverse Waldhütten, in denen unaussprechlich Böse noch fiesere Sachen mit Jungs und Mädels veranstalten und sich damit natürlich ihren Passierschein in den siebten Höllenkreis selbst ausstellen, eine Flucht und dann, als nix mehr geht, das große finale Aufräumen.
Und während auch der menschenfreundlichste Doc den inneren Schlachter steißgebärdet, um aus der Sumpfkuhle mit wenigstens drei Gliedern zu entkommen, erteilt Johnny dem Untermenschengewürm eine Lektion, die sich gewaschen hat.
Das allerdings muß man praktisch selbst gesehen haben: eine menschliche Urgewalt, die sich pc-gesteuerten Spritzgemetzel entlädt, Körperteile werden weggeschleudert, Leiber zerfetzt, Köpfe abgesprengt und das größte und brutalste Geschütz, was man auf einen Wagen montieren konnte, sorgt für die monumentalste Ejakulation von Gewalt, die sich als 15minütiges Stakkatogeschlachte über die Horden des Bösen ergießt.
Das ist wie im Porno, da hilft nur schlucken, schlucken, schlucken...
Ganz im Ernst, das ist, anders als „Balboa“, nur noch ein Fanmovie, eine Lieferung des Gewünschten, keine Auseinandersetzung mit modernen Gegebenheiten. Hier wurde fachgerecht nach einer Ecke des Planeten gesucht, wo der Abschaum noch an der Macht ist und Massensterben eine Art Armeebelustigung und da haut man dann einfach mal fröhlich mit der Axt rein.
Das ist ebenso primitiv wie wirksam, denn warum sollen sich immer nur die Bösen runderneuert abreagieren können und Kriege im Nahen Osten durch selbstmordgesteuerte Zermürbungstaktiken ausgehöhlt. Hier kann mal wieder ordentlich geholzt und gekloppt werden.
Ernst nehmen darf man das zu keiner Sekunde, sonst suppt einem die reaktionäre Soße aus allen Körperöffnungen, so flach und keksig kommt das alles tapsig schwankend daher und Stallone hat auch schon bedeutend besser ausgesehen, zumindest hat er sich früher öfter bewegt.
Etwas mehr Story hätte man sich aber trotzdem gewünscht, etwas weniger Flaches (bzw. Transparentes), daß nicht so aussieht, als hätte man es im freundlich zugänglichen mexikanischen Hinterland zusammengestückelt.
So ist das Melodrama aber erfreulicherweise recht schnell vorbei und verzichtet auch auf eventuelle Ruhephasen oder Gutmenschendiskussionen, sondern gibt relativ schnell voll auf die Fresse.
Hätte man dann auch noch den Bösen so etwas wie eine Backstory oder einen Hintergrund oder auch nur einen Charakter gegeben, es hätte ein prachtvolles B-Fest werden können.
So ist es nur ein funktionales Auf-die-Fresse-hauen, praktisch das Einzige, worauf man in den schmalen Dialogpassagen wartet, ein runder Abgang ist das aber nicht. Denn Rambos finaler Hausbesuch auf Daddys Farm wirkt dann auch mehr wie ein müdes „Ihr habt bekommen, was ihr verlangt habt – kann ich jetzt gehen?“ – nicht wie eine Katharsis, die sich der große Meuchler nun wirklich langsam verdient gehabt hätte. (5/10)