JOHN RAMBO
Natürlich hat Stallones Figur Rambo schon immer polarisiert. Eigentlich ging das mit dem ersten Teil schon los. Hier kam er als Vietnamveteran zurück und wurde von der Gesellschaft abgelehnt, worauf er seinen Krieg weiterführte. Seinerzeit recht drastisch, aus heutiger Sicht eher moderater. Teil eins überzeugte neben einer spannenden Story des ausgestoßenen Einzelkämpfers und eines tollen Scores vor allem durch einen gewissen Anteil an dramatischen Elementen. Man war als Zuschauer immer etwas hin- und hergerissen, ob man es jetzt gutheißen soll wie Rambo vorgeht, da man für das Grauen, das er erlebt hat, Verständnis aufbringt oder ob man es ablehnen soll. Teil Eins war also Action, Drama und Atmosphäre, Spannung gleichzeitig.
Teil zwei und drei hatten diese Merkmale nicht mehr. Hier stand kurz der Zweck (irgendeine Befreiungsmission), dazu noch paar Oberböse. Diese Summe ergab dann den Freibrief für ein Gemetzel. Umrühren fertig. Die Teile zwei und drei mögen sicherlich gutes Actionkino gewesen sein. Der reale Hintergrund verursachte aber leider immer einen etwas faden Beigeschmack. Soviel zur Geschichte der Reihe.
Was ist nun mit John Rambo? Die Hoffnung war ja da, dass Stallone - nach dem durchaus gelungenen Rocky Balboa – etwas Ähnliches mit seiner zweiten Lebensrolle vollbringt. Doch leider hat er seine Energie nicht in die Story investiert, sondern in den Härtegrad. Hurra, mögen einige rufen. Doch im Zeitalter von Saw und Konsorten ist da nicht mehr viel zu holen.
Stallone hat an der Story eigentlich nichts geändert. Wie ein Achtziger-Jahre-Relikt quält sich der Plot nach dem ewig gleichen Strickmuster durch die gesamte Filmlänge. Rambo hat es nach Birma (Myanmar) verschlagen. Ein Land in dem eine extrem üble Militärdiktatur herrscht, eher wütet. Zu Beginn des Films wird dies durch eine kurze Dokumentation skizziert. Dann die Handlung: Eine geringe Anzahl Ärzte und bibelverteilende Christen machen sich gutgläubig und naiv und völlig schutzlos auf den Weg nach Myanmar, um Menschen in einem Dorf zu helfen. Um dieses durchaus lobenswerte Vorhaben zu verwirklichen, suchen sie einen Bootsmann, der sie zu einem Dorf schippert. Dabei stoßen sie auf Rambo, der vor der westlichen Welt flüchtend, seinen Unterhalt mittlerweile damit verdient, dass er Schlangen fängt. Nach einiger Überzeugungsarbeit und den für Rambo gewohnt kurzen Antworten, fahren sie also los. Dort angekommen geraten die Ärzte in einen bestialischen Überfall und werden aus dem Dorf von den Soldaten verschleppt. Rambo soll sie zusammen mit einer Söldnertruppe herausholen. So weit der Plot.
Die Zwistigkeiten mit dem Anführer der Söldner beginnen gut, werden aber nicht zum Schluss gebracht. So reiht sich eine vergebene Chance an die andere. Auch von Spannung kann kaum die Rede sein, da die Kämpfe wie bei einem PC-Game à la „Call of Duty/Medal of honour“ ablaufen. Die extrem lineare Handlung kommt ohne Überraschungen aus und fesselt nicht. Lediglich die Morde an den Kindern und die Rekrutierung der Soldaten bleiben einem ekelhaft in der Erinnerung.
Fazit: Schlechter Rambo, schlechter Film. Stallone ist fett und trägt die 77 Minuten ein schwarzes Hemd und vielleicht sogar eine Indianerperücke vom Karneval. Das was ich im Vorfeld von Rocky Balboa befürchtet habe und angenehm überrascht war, ist jetzt eingetreten: Peinlich und vor dem politischen Hintergrund noch peinlicher.
1 Punkt für die gute Musik