Review

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Da ging ja ein ganz schönes Rauschen durch den Blätterwald bzw. wurde der geneigte Fan in helle Verzückung versetzt als er von einem neuen Rambo-Teil hörte. Für seine mageren 87 Minuten (Nettospielzeit gar nur ca. 77 min.) sollte er das brutalste und heftigste sein was der geneigte Actionfan je zu Gesicht bekommen hat. Damit hat der gute Sly die beste Werbemaschinerie in Gang gesetzt die für einen Film dieses Namens überhaupt zu bekommen war. Standen schon die Vorgänger für reaktionäre und sinnlos brutale Dauerbeschallung, die ihren Ruhm dem antiquierten, bierernst und unfreiwillig komisch vorgetragenen Pathos zu verdanken hatten, sollte alles im Nachfolger getoppt werden. Die Rambo-Reihe wird sowohl von Fans als auch von Kritikern gerne als sogenannter "No-Brainer" tituliert. Es soll schnell zur Sache gehen, keine überflüssige Handlung vorweisen, Dialoge zum Fremdschämen und einen massiven Einsatz von Blutbeuteln geben. All das hatten bzw. hatten nicht, die Teile 2 und 3. Dumm nur, dass seine Macher immer wieder um eine Geschichte pochten die den Nerv der Zeit treffen sollte. In Rambo 2 rächt man sich rückwirkend am Debakel des Vietnamkrieges, den man ja eigentlich nur wegen lahmarschigen Bürokraten verloren hat. "Rambo 3" kämpft gar erst für dass von den Russen besetzte Afghanistan, was den Film aus heutiger Sicht zu nicht weniger als einer bitterbösen Satire macht. So lustig sie heute sind, die "Botschaft" die diese Filme transportieren wollten waren seriös und, mag es noch so abwegig klingen, durchwegs ernst gemeint. So auch der auf lange Sicht unvermeidliche 4. Teil und mit möglichst grausamen Einblicken in den vermeintlich realistischen Kriegsalltag versucht er dadurch seinen Anliegen Gewicht zu verschaffen.

Dabei ist nicht einmal die dargestellte Gewalt das Problem des Filmes, sondern vielmehr der Kontext in welchen sie gestellt wird. Kein unbeschwertes Blutgespritze wie bei der Trashgranate "Commando", nein, Stallone hat den Wunsch, als Regisseur ernstgenommen zu werden und dass geht ja nur wenn man einen realitätsbezogenen "Wachrüttler" von Film auf das Publikum loslässt. Das medial eher unterrepräsentierte Birma soll es also sein, dem sich Stallone annimmt um uns verweichlichtem Publikum die Augen zu öffnen. Das Augen öffnen, beschränkt sich allerdings nur auf das ausgiebige und detailverliebte Zeigen von grausamen Verbrechen.Gleich einer Checkliste wird so alles gezeigt was dem geneigten Drehbuchautor (Stallone selbst) so an Grausamkeiten eingefallen ist. Folter auf verschiedene Art, Vergewaltigung, zerfetzte Leiber und nicht mal das bestialische Ermorden von Kindern enthält er uns vor. Ganz schön tough der Sly nicht wahr, nur was verrät er uns mit solchen Bildern, dass Krieg die Hölle und kein Kindergeburtstag ist? Wenn ja, dann ist der Versuch nicht nur redundant sondern auch heftigst in die Hose gegangen. Die unglaublich brutalen Bilder bestehen einzig und alleine um einen stereotypen Bösewicht zu erschaffen. Schön hassenswert, der Oberbösewicht gar, ist nicht nur für den Genozid vieler Dörfer verantwortlich, nein er ist auch noch ein Päderast. Pfui, die hat's verdient die Sau. Grob gesagt, dienen, die gut 2 Drittel ausmachenden, Greueltaten nur dem Zweck den anschließenden infernalischen Rachefeldzug von Rambo zu legitimieren. Über die Lage in Birma verrät uns der der Film rein gar nichts, aber davor hat man noch ein paar Dokumentaraufnahmen von toten birmesischen Bauern und Mönchen hingeklatscht. Unpassend, pietätlos? Aber nein, Sly wollte uns doch nur mit seinem unglaublich tumben Machwerk die Augen öffnen und uns zeigen was Krieg wirklich bedeutet. Na dann,.. .

"John Rambo" ist geschmacklos, dumm und bietet nicht einmal dem Fan von plumpen wie spaßigen "No-Brainern" (zu denen ich mich durchaus zähle) etwas. Spaß am unbeschwerten Geballer sucht man hier vergebens, es sei denn man erfreut sich am detailgetreu gezeigten Genozid in Birma. Durch die hanebüchene Story, die klischeetriefenden Charakteren und übler Schwarz/Weiß-Darstellung besitzt der Film kaum genügend Substanz um sich ernsthaft mit jenem Thema auseinandersetzen zu können. Stattdessen ist sich Stallone nicht einmal zu blöd um christliche Symbolik einzubauen. Der einst pazifistische und bibelfeste Missionar erschlägt in den Wirren der finalen Schlacht einen Widersacher mit einem Stein und erkennt damit das Auge um Auge Prinzip an. Hui, wie doppeldeutig. Hätte man sich für eine Geschichte im fiktiven Rahmen entschlossen ohne peinliche wie inkompetente Referenzen an das Weltgeschehen, wäre durchaus alles gegeben für einen kurzweiligen wie temporeichen Actionkracher. Aber in dem Stallone den traurigen Wahnsinn in Birma für sein idiotisch reaktionäres Filmchen missbraucht und danach noch völlig ungeniert mit verlogenem Betroffenheit auf Werbetour geht, entlarvt er sich endgültig als berechenbarer Heuchler.

Wegen einiger gegen Ende gut inszenierter Actionszenen ist der Film zumindest kein totaler Ausfall, aber für die erhoffte und von vielen Seiten propagierte Actionorgie deutlich zu wenig. Auch sollten Old-School-Puristen vorsichtig sein, denn die meisten, wenn nicht alle Shoot-outs sind per Computer eingefügt und sehen dementsprechen billig und künstlich aus.

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