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Was Sylvester Stallone mit seinen 61 Lenzen letztes Jahr mit Rocky Balboa abgeliefert hat war schon absolute Klasse und nun sollte sein zweites großes Sprungbrett in den Actionolymp einen würdigen Nachfolger bekommen. Rambo IV spielt in dem vom Krieg zerstörten Burma, in dem sich Major Pa Tee Tint mit seiner Armee eine Schreckensherrschaft über Bauerndörfer und vereinzelte Bewohner führt. Auch der Vietnamveteran John Rambo hat sich nach seinen "Kriegszügen" dorthin zurückgezogen um als Schlangenhändler ein abgeschottetes Leben führen zu können. Eines Tages heuert eine Pazifistengruppe Rambo als Führer an um sich in einem Dorf um verletzte zu kümmern und das burmesische Land näher zu erkunden. Doch dort angekommen werden sie Augenzeuge des grauenvollen Majors und seiner Machenschaften und gelangen selbst in die Fänge des Tyrannen. Nur ein Mann kann helfen. JOHN RAMBO...

Sylvester Stallone, wieder einmal Drehbuchautor, Regisseur und Hauptakteur in einem, erreicht wie auch in Rocky Balboa schauspielerisch nocheinmal die Klasse die ihn Anfang der 80er zu einem Superstar gemacht haben. Sein Acting ist gewohnt Wort- und emotionsarg und seine Oneliner lassen einem ein fieses Grinsen auf die Lippen springen. In dieser Hinsicht ist Stallone ein perfektionist und man sieht, dass er in diese Rolle hineingeboren ist. Er ist der Einzelkämpfer, der nichts will außer in Frieden seinem Leben nachgehen, jedoch mutiert er wenn er gezwungen wird zu einer alles zerstörenden Kampfmaschine, welche vor nichts halt macht. Und sobald Rambo in Rage gerät, freut man sich den "alten Herren" Stallone in solch Topform zu erleben. Meinen Respekt hat er allemal, nicht nur für seinen Körperbau. Doch auch neben Sly kann sich der Cast hin und wieder profilieren. Vorallem Matthew Mardsen als Scharfschütze School Boy hat bahnbrechende Auftritte, spielt eine sehr sympatische Rolle und fügt sich als "Sidekick" von Rambo perfekt in den Film ein. Aber auch der Rest des Special Forces Teams braucht sich nicht vor dem großen Namen zu verstecken, alle machen ihre Sache durchaus sehr gut. Nur Maung Maung Khin kann als brutaler, menschenverachtender Major nicht überzeugen. Aber die Bösewichte waren ja noch nie eine Stärke der Rambo Filmserie.

Was direkt nach den ersten Minuten auffällt ist der erheblich gesteigerte Bodycount den Stallone auf die Leinwand projeziert. Während im ersten Rambo Film gerade mal eine Person getötet wurde sind es in Rambo IV schon 236. Diese Zahlen sprechen für sich und sagen auch aus, dass Stallone sich mutigerweise weiter in Richtung der Teile 2 und 3 gewagt hat, obwohl diese durch die Kritiker zerrissen wurden. Doch anders als dort gelingt es ihm durch soviel Brutalität eine ganz beklemmende Athmosphäre zu kreieren, welche gerade durch die extremen Inhalte überzeugen können. Hier mag man vielleicht mit Menschenverstand oder Geschmack argumentieren, aber ohne die Gewaltorgie würde auch der vierte Teil der Rambo Serie sehr schnell wieder vergessen werden, denn eigentlich hat sich bis auf das eben genannte nichts verändert. Es ist immer noch Rambo gegen eine ganze Armee, aber egal wie unrealistisch oder blutig die Kämpfe sind, es macht Spass Sly in Action zu sehen. Jedoch ist meines erachtens der Cut in der deutschen Version durchaus nachzuvollziehen, denn hier und da springt der Film etwas über die Stränge.

Das größte Manko von Rambo IV ist wie auch in den Vorgängerteilen Rambo II und Rambo III die pseudomäßige Story. Man merkt wirklich wie wenig Mühe sich gemacht wird um einen Grund zu finden, dass Rambo endlich wieder töten darf. Am schlimmsten ist die Einführung des Spec Ops Teams, welche man sich hätte voll und ganz sparen können, da die Hintergrundgeschichte der Soldaten überhaupt nicht von Belangen ist. Einfacher wäre da gewesen, wenn man einfach gesagt hätte:" Hier Rambo, nen paar freunde die auch schießen können, aber verbrauch sie nicht alle auf einmal^^" Anders ausgedrückt: man hätte das Team auch ganz weglassen können, denn John Rambo ist gegen eine Armee aus vielleicht 200 Terroristen durchaus auch allein gewappnet.

Neben der sehr überflüssigen Storyline ist auch die Anzahl der "unbekannten" Szenen leider sehr gering. Wer sich den Red-Band-Trailer angeschaut hat, der kann sich den Film im Grunde fast gänzlich sparen, denn die lohnenden Szenen sind alle hierfür genutzt worden. Wer also nach dem Trailer noch viele andere blutige oder actionreiche Szenen erhofft, wird kräftig enttäuscht werden.

Leider gelingt Sylvester Stallone nach Rocky Balboa nicht nocheinmal ein grandioser Griff zurück in die 80er um einen seiner Gründungshelden wiederzubeleben. Während er mit Rocky alles richtig machte, eine brilliante Geschichte um den Underdoghelden beschrieb, bleibt John Rambo allen als die Kampfmaschine ohne Seele in Erinnerung. Zu viel Wert wurde auf nebensächliche Charaktere gelegt und mit der genialen politischen Kritik, welche den ersten Teil zu einem Meisterwerk des Actionfilms gemacht hat, kann es Rambo IV trotz aller Muskeln und Waffen nicht aufnehmen. Eine Bitte an Herrn Stallone: Gönnen sie John Rambo seine letzte Ruhe, er hat sie sich verdient. Für hartgesottene Action-Splatter-Fans noch zu gebrauchen, der Rest wird sich auf Grund der fehlenden guten Szenen schon nach wenigen Minuten langweilen. Trotz der verbrauchten Szenen aus dem Trailer und der nahezu fehlenden Story gibts von mir wegen Sly und Body-Count Splatterbonus gerade noch:

Fazit: 6/10

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