Es ist schon irgendwie komisch, Hollywood besinnt sich seit letztem Jahr wieder verstärkt auf die alte Garde ausgemusterter Idole früherer Tage, nachdem diese eigentlich schon in Pension gegangen waren. Besonders die Fans des 80’er Jahre Actionfilms dürfen sich freuen, denn die Helden von Einst dürfen noch einmal in die liebgewonnenen Paraderollen schlüpfen. Den Anfang machte Sylvester Stallone mit einem weiteren Sequel zur beliebten Rocky-Reihe und es folgte Bruce Willis im vierten Stirb Langsam Streifen. Nun darf Sly gleich nochmal auf die große Leinwand zurück und belebt die zweitbeliebteste Figur in seiner Laufbahn als Schauspielwer zu neuem Leben: John Rambo.
Man fragt sich schon was die in die Jahre gekommenen Herren dazu bewegt, noch einmal in die Rollen zu schlüpfen, mit denen sie bis heute am meisten identifiziert werden. Ist es das liebe Geld, der mangelnde Erfolg mit eigenen Projekten, der verlorene Ruhm früherer Tage oder haben sie einfach nur Mitleid mit dem armseligen Filmangebot, was heute gern unter Action vermarktet wird. Eines ist gewiss: brutale und schnörkellose Materialschlachten, coole Machsprüche und gestählte Helden sucht man heute leider vergebens. Ob das nun an den wenig charismatischen Darstellern oder fehlenden Mut der Filmemacher liegt sei, dahingestellt. Dank dem Engagement von Sylvester Stallone dürfen wir aber nocheinmal in den Genuß dieser vergangen Ära kommen, vielleicht zum letzten Mal.
Der nunmehr vierte Teil „John Rambo“ beginnt mit Dokumentaraufnahmen aus dem umkämpften Burma, womit gleich zu Beginn die Fronten geklärt werden und die Brutalität der burmesischen Armee unter Beweis gestellt wird. Setzen sich die früheren Filme meist mit bereits gekämpften Kriegen auseinander oder wurden wie im Falle von Rambo 3 von den Geschichte eingeholt, so behandelt der vierte Teil einen aktuellen Konflikt. Die Bilder aus Myanmar und die dortige Unterdrückung der Bevölkerung mit Waffengewalt durch ein kaltherziges Militärregime gingen gegen Ende 2007 um die Welt, zu einer Zeit als dieser Film schon abgedreht war. Es fällt als Zuschauer daher gar nicht so schwer die burmesischen Militärs auf die Seite der Bösen zu stellen, weshalb es auch wenig stört das diese nie wirklich ein Gesicht bekommen. Die Soldaten zeichnen sich hingegen durch schonungslose Brutalität aus, ein Fakt der auch im Film durch sehr gewalttätige Bilder untermauert wird. Gleich zu Beginn wird ein Dorf und dessen Einwohner kaltblütig niedergemetzelt, wobei nicht einmal Rücksicht auf Kinder und Frauen genommen wird. Das ist freilich harter Tobak und auch für erprobte Cineasten nicht unbedingt leicht zu konsumieren. Auf der anderen Seite machen es die blutigen Bilder natürlich leichter den Feind zu hassen und das Handeln von Rambo zu legitimieren.
Dennoch, „John Rambo“ wandelt an einem sehr schmalen Grad zwischen der Darstellung von Kriegsgreul und der Verherrlichung von Gewalt. Die Form der Darstellung dürfte sicher nicht jedem Schmecken und könnte ohne ein gewisses Maß an Abstand auch falsch interpretiert werden, nämlich als Propaganda für den Krieg.
Aus der fragwürdigen Darstellung von Gewalt machten viele Helden der 80’er Jahre, allen voran natürlich John Rambo nie einen Hehl. Eigentlich erwartet man auch nichts anderes als ein Fanal des Krieges, ausgefochten von John Rambo als One-Man-Army. Spätestens wenn zum ersten Mal das beliebte Theme von Jerry Goldsmith erklingt, ist die Pause von 20 Jahren vergessen.
Es ist wirklich bemerkenswert, wie sich Sylvester Stallone im stolzen Alter von 60 Jahren hier nocheinmal durch den Dschungel kämpft. Umso erstaunlicher ist auch, dass man ihm nach all den Jahren immer noch die Figur des stählernen Einzelkämpfers abnimmt. Das harte Training hat sich gelohnt, denn Sly sieht auch wieder äußerlich topfit aus und hat sich ordentlich Muskeln antrainiert. Der Vergleich mit dem früheren Rambo hinkt zwar etwas, für einen Mann kurz vor der Rente ist das aber trotzdem außergewöhnlich.
Die Figur Rambo selbst hat sich erwartungsgemäß kaum weiter entwickelt und es wird auch wenig darüber erzählt, was Rambo so in den letzten Jahren getrieben hat. Überhaupt gibt sich Sly recht wortkarg und lässt lieber Taten sprechen. Trotzdem werden auch Fans von markigen One-Linern wieder auf ihrer Kosten kommen, denn es gibt so einige die auch nach Ende des Filmes haften bleiben.
Die Action von "John Rambo" bietet Altbewährtes oder freundlicher ausgedrückt, man begibt sich auf bekanntes Terrain für jeden Rambo-Fan. Der Großteil der Handlung ist im burmesischen Urwald angesiedelt und widmet sich der Suche nach einer Gruppe von inhaftierten Mitgliedern einer Hilfsorganisation. Dabei konzentriert sich die Action vorrangig auf das letzte Drittel des Filmes, wo es um die Befreiung der Geiseln aus dem Soldatencamp geht. Unterstützung bekommt Rambo von einer Gruppe Söldner, wobei deren Beitrag sich deutlich in Grenzen hält. Den Großteil der Arbeit mach der altgediente Kriegsveteran natürlich selbst und das mündet in einer beispiellosen Gewaltexzesse. Rambo mäht die gegnerischen Horden quasi im Alleingang nieder, so dass am Ende im ganzen Busch kein Gras mehr wächst. Wer kompromisslose und bluttriefende Materialschlachten mag, dürfte hier mehr als reichlich bedient werden. Man muss wirklich lange Suchen um ein vergleichbares Gemetzel zu finden, daher wundert es auch nicht dass der Bodycount im vierten Rambo mit Abstand am Höchsten ist.
Fazit:
Im direkten Vergleich zu den Vorgängerfilmen hält sich „John Rambo“ in punkto Material- und Gegnerverschleiß auf dem Level der letzten beiden Teile, verzichtet im Gegenzug leider auch auf eine etwas tiefgreifendere Geschichte wie sie Teil 1 auszeichnete. Die Gewaltschraube wurde dafür deutlich angezogen und ist schon in der geschnittenen deutschen Kinoversion beachtlich. Der deutliche Bezug zu realen Ereignissen der Gegenwart ist gut gemeint, wieder aber durch die eindimensionale Darstellung der Burmesen schon wieder zu pauschalisiert. Dennoch, „John Rambo“ ist exzellente Männerunterhaltung der härteren Gangart und wird bei den Anhängern solcher Genrefilme sicherlich wieder für Begeisterung sorgen. Am Ende wird das Kapitel Rambo dann auch ziemlich klar geschlossen, ein weiteres Sequel daher mehr als fragwürdig. Das ist zwar schade, aber wahre Helden sterben bekanntlich nie.