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Nachdem in den letzten Jahren gute Actionfilme sehr rar wurden, muss uns nun ein 61-jähriger Schauspieler beweisen, das man auch in der heutigen Zeit noch gute Actionfilme drehen kann. Dafür lässt er eine Figur aufleben, die das letzte mal 1988 (Rambo III), die Kinoleinwand unsicher machte. Die Rede ist von Sylvester Stallone, der mit „Rambo“ noch mal einer seiner bekanntesten Figuren, neben „Rocky“, auf Kriegsfuß schickt.

Nachdem Stallone bei „Rocky Balboa“, für einen 61-Jährigen, ziemlich fit wirkte, muss er das für Rambo noch einmal Toppen. Mit noch mehr Muskeln, denn damals bei Rambo III, war Stallone immerhin fast 20 Jahre jünger. Das wenn er nicht schafft, wirkt Rambo nicht glaubwürdig oder wird komplett zur Lachnummer.

Wobei ein weiterer Rambo-Teil immer sehr umstritten war, nicht nur wegen dem Alter des Hauptdarstellers, trotzdem kam es zu diesen Projekt. Und das hat Stallone nur seinen (Überraschungs-)Erfolg von „Rocky Balboa“ zu verdanken, der ca. 160 Millionen Dollar einspielte. Und nach diesen Erfolg war jeden klar, Rambo lässt nicht lang auf sich warten. Mann muss zugeben, der letzte Teil der Rambo-Trilogie war wirklich nicht besonders. Außer viel Gewalt und Explosionen, konnte dieser Teil nichts bieten. Nichts mehr von einen gezeichneten Vietnamveteranen zusehen, eher eine Ein-Mann-Armee. Was ich mir von diesen vierten Teil erwünsche, das Rambo zu den Anfängen zurückkehrt. Mehr von dieser Person erfahre, die Leid und Hass ertragen musste. Nachdem Stallone Rocky einen würdigen Abschied gab, hoffe ich das Rambo einen ebenso würdigen Abschied bekommt, der einen Rambo gerecht ist.

Bei diesen vierten Teil, ist Stallone nicht nur Regisseur und Hauptdarsteller, sondern auch wieder Drehbuchautor. Und wenn Stallone ein Drehbuch schreibt, kann man davon ausgehen, das eine heldenhafte Geschichte dabei rauskommt. Eine Geschichte, die Stallone auf den Leib geschrieben ist. Eine Geschichte, die ihn zum Helden macht.

Nun aber weg vom Wunschdenken, und hin zur Realität, und diese übertrifft alles, was das Genre die letzten Jahre zu bieten hatte. Einfach nur bombastisch. Alle Erwartungen wurden erfüllt und übertroffen. Vom Anfang bis zum Ende in keiner Sekunde langweilig.

Angefangen beim Vorspann, der aktuelle, erschreckende und zum Teil auch sehr brutale Fernsehbilder, über die Lage in Birma zeigt. Eine Szene später sieht man Soldaten, die eine kleine Gruppe Zivilisten durch ein mit Mienen besetzte Reisfeld jagt. Wer auf der anderen Seite ankommt, wird erschossen, alle anderen sterben durch die Mienen. Also wer denkt, das sich der Film erst langsam aufbaut und zum Schluss hin Brutal wird, der wird eines besseren belehrt. Denn schon am Anfang fliegen Körperteile über die Leinwand. Schonungslos wird man in die schlimme Lage Birmas versetzt. Wo skrupellose Soldaten, hilflose Zivilisten töten (regelrecht abschlachten) und vergewaltigen.

Dann endlich erscheint der Namenszug des Filmes auf der ganzen Leinwand, „JOHN RAMBO“, und man weiß ab diesen Moment, das es kein zurück mehr gibt.

Darauf hin folgen ruhige Szenen, die Rambo als Schlangenfänger zeigen, womit er auch etwas Geld verdient. Die Szene unterlegt mit den Lied aus dem ersten Teil „It´s a long road“. Hier sieht man das er ziemlich wortkarg und nachdenklich ist und vom Krieg nichts mehr wissen will. Hier lernt man die Seite von Rambo kennen, die nicht den Kriegshelden zeigt. Er lebt einsam und alleine. Ein geschlagener Mensch, der nie die Anerkennung bekam, die er verdiente. Er wurde von einer ganzen Nation verachtet. Hier bekommt die Story sogar etwas Tiefgang, denn sie beschäftig sich sehr stark mit der Person.

Plötzlich kommen Missionare und bitten Rambo, sie den Fluss hinaufzufahren in ein Dorf um dort Hilfe zu leisten. Rambo weiß um die Gefahr und willigt nur sehr zögernd ein. Hier versucht Rambo wirklich , den Krieg aus dem weg zu gehen. Doch selbst er wird schwach wenn eine Frau darum bittet. Ab hier beginnt die eigentliche Story. Zwischen diesen „normalen“ Szenen immer wieder Szenen mit Soldaten, die Dörfer überfallen und die Bewohner regelrecht abschlachten. So wird ein guter Kontrast geboten und der Film fängt nicht an langweilig zu werden. Und das ist das ganze Geheimnis bei diesen Film. Nach einen heftigen Abschnitt, folgt meist ein kleiner Blick über den unberührten Urwald zur kurzen Erholung und danach geht es knallhart weiter.

Als sie nun endlich in der Nacht den Fluss hinauf fahren, kommen sie an einen Piratenlager vorbei, und werden auch entdeckt. Sie wollen Geld und die Missionarin, bis Rambo eingreift und die Piraten elemeniert. Stallone lässt Rambo hier wieder aufleben. Kaltblütig und ohne nachzudenken legt er alle um. Und ab diesen Moment ist wieder Rambo-Feeling angesagt. Bis hier her hat Rambo eigentlich noch sehr wenig gesprochen und wenn dann in seinen berühmten Stakkato-Sätzen (kurz und bündig).

Missionare kommen im Dorf an und werden auch gleich freundlich empfangen. Rambo wieder auf der Rückkehr. Aber es bleibt nicht so idyllisch, denn das Dorf wird überfallen. Die Einheimischen werden auf brutalster weise umgebracht und die Missionare werden gefangen genommen. In diesen Teil, wird eigentlich nur auf Brutalität gesetzt. Mit erschütterten Bildern, versucht uns Stallone, die Lage in dieser Region klar zumachen, das das mehr wie ein Krieg ist. Außerdem wird keine Rücksicht auf Kinder genommen, was den Film etwas emotionaler macht, denn es ist schwer zusehen, wenn Kinder umgebracht werden. Ob jetzt dadurch die Brutalität übertrieben wirkt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich finde es hält sich noch in Grenzen.

Eines Nachts, wird Rambo geweckt, von einen anderen Missionar. Der bittet darum eine kleine Gruppe Söldner ins Dorf zu bringen. Rambo willigt ein und fährt sie in das Dorf. Die Bootsfahrt ist sehr unterhaltsam und lockert den Film wieder etwas auf, denn die Söldner sind ein recht lustiger Haufen. Wobei Stallone in dieser Szene alle übertrifft, denn sein Gesichtsausdruck ist unübertroffen. Dieser starre Blick übertrifft alles. Die Söldner beschimpfen ihn, Gesichtsaudruck bleibt gleich, sie beleidigen ihn, Gesichtsaudruck bleibt gleich, sie machen Witze auf seine Kosten, Gesichtsausdruck bleibt gleich, einfach nur genial.

Am Ufer angekommen machen sich die Söldner auf den Weg ins Dorf, ohne Rambo, der muss als Bootsmann am Boot bleiben. Als sie das Dorf erreichen, sehen sie die Verwüstung. Aufgehängte Körper, aufgespießte Köpfe und jede Menge halb verwester Leichen. Ein erschreckendes Bild. Alles wird in Nahaufnahme gezeigt, um den Eindruck nochmals zu verstärken, was auch gelingt.

Plötzlich tauchen Soldaten auf, mit einer kleinen Gruppe Einwohner. Sie lassen diese wieder durch ein Mienenbesetztes Reisfeld laufen. Alle schaffen es. Als sie erschossen werden sollten, fällt ein Soldat um, getroffen von einen Pfeil. Die Söldner staunen nicht schlecht, als Rambo neben ihnen steht und den Rest auch noch umlegt. Ab diesen Zeitpunkt kann man sagen „John J. Rambo is back“. Ab hier übernimmt er die Führung. Bisher hat er sich nur im Hintergrund aufgehalten, doch jetzt ist er in seinen Element, in der Grünen Hölle. Ab jetzt spielt er die Hauptrolle und nicht mehr die Missionare oder die Söldner. Nun ist er wieder die Ein-Mann-Armee aus Teil zwei und drei, auf der wir 20 Jahre warten musste.

Sie brechen in das Soldatencamp ein und befreien die noch überlebende Geiseln. Doch ihre Tat bleibt nicht unentdeckt und eine wilde Verfolgungsjagd beginnt quer durch den Dschungel. Dieser Abschnitt des Filmes erinnert sehr stark an Teil zwei, als er in Vietnam Kriegsgefangene befreite. Trotzdem gibt es Spannung und Action ohne Ende. Bei der Verfolgungsjagd durch den Dschungel, lässt es Rambo richtig krachen, kein Baum, kein Soldat wird verschont, alles wird hoffnungslos platt gemacht, ohne Rücksicht auf andere. Und ab diesen Szenen fühlt man sich wie bei den Filmen in den 80er Jahren, jede Menge Explosionen, die schnellen Schnitte und die Verwüstung. Hier merkt man auch sehr stark in welcher Zeit Stallone groß wurde.

Die Verfolgungsjagd endet je am Ufer, als die Soldaten die Söldner gefangen nehmen und erschießen wollen. Doch sie haben die Rechnung ohne Rambo gemacht. Und ein Sensationeller Showdown beginnt. Wobei man zugeben muss, hier merkt man das Stallone schon etwas älter ist. Denn er steht hinter einer auf dem Auto befestigten MG, und ballert alles nieder was sich bewegt (mind. 10 Min. lang). Mit seinen sensationellen, kämpferischen Gesichtsausdruck, merkt man ganz deutlich, was Rambo für Stallone bedeutet. Er ist glaub ich mehr wie nur eine Filmrolle. Es ist die Figur, die sein Image prägt. Auch wenn Stallone mal vergessen wird, aber jeder weiß, das ist der der Rambo spielte.

Und beim Schluss hat Stallone alles richtig gemacht. Dieses Ende ist so grandios, und schließt die Rambo-Reihe würdevoll ab. Denn als Stallone die Straße entlang Richtung Heimat läuft, wird im Hintergrund „It´s a long road“ gespielt. Wie damals „First Blood“ begann endet „John Rambo“. Nun ist diese Reihe wirklich abgeschlossen, und ich hoffe Stallone kommt nicht auf die Idee eines weiteren Rambo Teiles. Dieser Film ist ein würdiger Rambo-Abschied.

Als ich oben geschrieben hatte, das er noch mehr trainieren müsse, um nicht lächerlich zu wirken, hat es sich Stallone einfacher gemacht. Denn er hat ständig ein weitgeschnittenes T-shirt an. Somit sieht man in auch nie Oben ohne. Vielleicht ist es auch besser so.

Als er bei „Rocky Balboa“ nochmals zu den Anfängen zurückkehrt, rechnete jeder (auch ich), das bei „John Rambo“ das gleiche geschieht, eine Hommage an Teil eins. Aber: Fehlanzeige. Stallone zündet hier ein Actionfeuerwerk/-inferno, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen habe. Dieser Film ist eher eine Hommage an die 80er Jahre Actionknaller, wo in den Filmen wenig Handlung, wenig Dialoge, aber dafür um so mehr Explosionen, Gewalt und Tode gibt, bei diesen Film sind es ungefähr 236 Tode (die Zahl ist einer Zeitschrift entnommen). Das sind Actionfilme, die mitreißend sind, nicht langweilig werden und vor allem Unterhaltung bieten. Und dieser Film ist mehr als unterhaltsam.

Stallone wirkt für einen 61 Jährigen, ziemlich fit. Er rennt durch den Dschungel, als wäre er noch 30. Und so mögen wir ihn, in knallharten Actionfilme statt in Komödien oder deren Gleichen. Er spielt hier souverän den Kriegsveteranen, der von Gewalt nichts wissen möchte, aber ein letztes mal in den Krieg zieht. Rambo sagt mal wieder ein paar gute Sprüche, war es in Teil drei noch das legendäre blaue Licht, sind es hier schon teilweise sehr nachdenkliche Sätze, wie zum Beispiel:
„Töten ist einfacher als Atmen“
oder
„Man lebt für nichts, aber man stirbt für etwas“

Dann ist wohl ein großes und viel umstrittenes Thema, die Gewalt. Ist es zuviel und zu übertrieben oder ist es Realitätsnahe? Ich denke Stallone hat hier einen guten Mix gefunden. Wobei ich sagen muss, das ich die Gewalt kein bisschen übertrieben finde, ob es Realitätsnahe ist, ist die zweite Frage. Aber die Gewalt und Brutalität für diesen Film ist in Ordnung. Es gibt schlimmeres.

Fazit: Ein Genremeisterwerk, der letzten paar Jahre. Durch Stallone lebt der Actionfilm wieder auf. Ein Film wie es wahrscheinlich in den nächsten Jahren nicht mehr geben wird. Mit Abstand das Beste vom Besten, was dieses Genre zu bieten hat, nach den 80er-Jahren. Solche Filme werden zur puren Unterhaltung gemacht und für nichts anderes. Wer eine tiefgründige Story sucht, und tolle Dialoge, ist hier fehl am Platz. Vielleicht nehmen sich andere Regisseure ein Beispiel daran, und wir können in der nächsten Zeit öfter solche Actionfilme sehen, dennoch wird dieser schwer zu toppen sein. Stallone beweist ein weiteres mal, das er trotz des hohen Alters immer noch zu der Elite des Genres gehört und eine Actionikone für alle Generationen ist. Und bevor ich hier durch meine anhaltende Begeisterung überheblich werde, schließe ich hier ab. So einen Film hab ich die letzten Jahre vermisst.
10 von 10 Punkten


Stallone is back

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