Da sitzt ein alter Mann in den USA. Ende der 70er begann sein Aufstieg in den Olymp der Hollywood Stars. Sylvester Stallone war Rocky und er war vor allem Rambo. Viel Geld spielten seine Filme ein und ebneten den Weg für Schauspielkollegen wie Schwarzenegger, Willis und einer Reihe B-Schauspieler wie Dudikoff und Lundgren. Ohne John Rambo als Einzelgänger hätte es den 80er Jahre Actionfilm nicht gegeben. Aber während die Schauspieler, denen er mit seinen erfolgreichen Filmen eine Kariere ermöglichte heute entweder Politiker sind oder von den Revolutionären des modernen Mitternachtskino gut in Szene gesetzt werden, spricht so gar keiner mehr über Stallone.
Zwar wurde Stallone vor kurzem noch mit warmen Lob für sein Rocky Requiem bedacht, doch war der Film eigentlich schon überflüssig in der Filmwelt wie Stallone auf der Leinwand selbst.
Genauso überflüssig ist auch seine aktuelle Fortsetzung seines zweiten Lebenswerkes. John Rambo. Die Geschichte eines vom Krieg assimiliertem Einzelgängers, dessen Taten von der Gesellschaft nicht anerkannt werden. Der von seinen Auftraggebern, seinem Volk, am liebsten unter dem Teppich gekehrt wird. Der die Drecksarbeit erledigt und dafür auch noch bespuckt wird. Dessen drei Filme den Studios soviel Knete einbrachten. Wie ungerecht die Filmwelt doch sein kann. Und so ungerecht ist auch John Rambos Welt. "Fuck the World".
Ich möchte gar nicht weiter auf die Story eingehen, die ist genauso dünn wie in den Vorgängern und kann in einem Satz gequetscht werden. Aussenseiter rettet sehr actionbetont und blutig Amerikaner aus den Klauen einer bösen Militärjunta. Und so kann man auch gleich den Klappentext der DVD oder besser des Videos von Rambo II verwenden.
Es ist bezeichnent, daß John Rambo mit den gleichen Reizen wirbt wie damals Rambo II. Bodycount und grafische Gewalt. Es ist bezeichnent, daß er genau dafür kritisiert wird wie damals. Doch seien wir mal ehrlich, wer möchte sich darüber heute noch aufregen. Steven Spielberg hat dafür einen Oscar mit Privat Ryan gewonnen. Mittlerweile sollte jeder Kinogänger wissen, daß der Krieg keine Operette ist.
Was John Rambo wirklich disqualifiziert ist Stallones Unvermögen seiner Figur eine neue Seite abzugewinnen. Dem Genre etwas zu zufügen. Schließlich ist der Typ 20 Jahre gealtert. Das Kino hat sich weiter entwickelt. Es reicht halt nicht mehr Gut gegen Böse antreten zu lassen und Gut metzelt einfach alles Böse ab. Dramaturgisch bewegt sich John Rambo auf dem Niveau eines schlechten Fernsehfilms oder eben auf dem eines schlechten 80er Jahre Actioners. "Bitte helfen sie uns." "Gehen sie nach Hause." "Bitte helfen sie uns." "O.K. ich machs." Sorry, damit konnte man schon vor 20 Jahren keinen mehr hinterm Ofen hervorlocken. Da ist der nicht anspringende Wagen heute noch effektiver.
Ebenso antiquiert sind dann auch Stallones Mittel mit denen er dem Zuschauer erklärt wie böse der Feind ist. Heidewitzka, wer Gefangene über ein Minenfeld jagt um die Überlebenden danach zu erschießen, der muß böse sein. Stallone widmet den Widersachern nicht mehr als böse Blicke und brutalstes Handeln gegen die eigene Bevölkerung. Ihr Motiv die Missionarstruppe gefangen zu halten, anstatt sie sofort über den Jordan zu schicken, wird in keiner Filmsekunde beleuchtet.
Warum auch? Es ist doch eh egal, gegen wen John Rambo zu Felde zieht. Birma, Burma oder weis der Geier. Hauptsache Dschungel und böser Feind. Stallone möchte auf die Verhältnisse in Myanmar aufmerksam machen? Glatt gelogen. Wer hier nach einer Message sucht, wird im Sumpf der Einfalt und Belanglosigkeit versinken. Es geht Stallone einfach nur darum seinem zweiten Erfolg noch einmal einen Spielplatz zu gönnen. Seiner Vorstellung von Actionfilm noch einmal eine Bühne zu verschaffen. Leider vergißt er dabei, daß seine Vorstellung von Kino schon zur Zeit Rambos letztem Ausflug nach Afghanistan als altbacken galt und auch damals eher in den hinteren Regalen der Videotheken ihren angestammten Platz fand.
So bleibt letzten Endes nur noch die Action erwähnenswert, die über den Zuschauer hinwegfegt wie ein Sturm. Jedoch eher wie ein Sturm im Wasserglas. Das knapp 15 minütige Finale verpufft genauso schnell, wie es kam. Man stumpft nach spätestens 2 Minuten Dauergeballere ab. Ob da jetzt einer mehr oder weniger ins Gras beißt, oder besser gesagt in seine Einzelteile zerlegt wird, macht den Kohl auch nicht fett. Zumal Kamera und Schnitt gerade im Finale eher enttäuschen. Einziger Höhepunkt vielleicht die Szene in der Rambo hinter einem MG Schützen auftaucht. Jedoch ist dieser Kniff in unzähligen anderen Filmen zu bewundern gewesen. Da hilft auch keine anfängliche Tiefenunschärfe mehr.
Seine Produktionskosten wird John Rambo sicherlich locker einspielen, zu groß ist der verklärte Mythos, der sich um diesen eigentlich zurecht vergessenen Helden des 80er Jahre Kinos rankt. Aber diesen Film auch nur eine Sekunde ernst zu nehmen, dazu wird man nicht fähig sein. Ob Stallone sich und Rambo ein Gefallen getan hat? Ich glaube es nicht.