John Rambo lebt zurückgezogen in Thailand und bestreitet seinen Lebensunterhalt mit der Bergung von Booten und dem Einfangen von Schlangen, die zu illegalen Kämpfen gebraucht werden. Eines Tages bekommt er Besuch von einer Gruppe Menschenrechtlern, die mit seiner Hilfe nach Birma gelangen wollen, wo der schlimmste Bürgerkrieg seit Menschengedenken tobt und medizinische Versorgung dringend von Nöten ist. Nach anfänglicher Weigerung - wie sollte es bei Rambo auch anders sein - bringt er die Gruppe an den Zielort. Doch dort regiert das Militär, unter Führung des sadistischen Major Tint, der Menschenrechten nicht viel abgewinnen kann. Nach einem Massaker im Dorf werden die Missionare gefangen genommen. Rambo macht sich mit einer Gruppe höchst unterschiedlicher Söldner auf sie zu retten.
Gleich zu Beginn kommt Rambo-Feeling auf, als der Titel "Long Road", bekannt aus dem ersten Teil, in instrumentaler Form läuft. Videomaterial wird eingeblendet: der Krieg in Birma ist grausam. Kinder werden geschlagen, erschossen, Frauen misshandelt, es wird gemetzelt und gebrandschatzt; verstümmelte Leichen bedecken die Felder - kurzum, es herrscht Chaos. Die Soldaten machen sich einen Spaß daraus, ihre Gefangenen einen Wettlauf durch morastiges Gewässer machen zu lassen, der feuchte Boden versetzt mit Granaten. Medizinischer Beistand ist dringend notwendig.
Als Rambo die Menschenrechtsgruppe auf einem Boot gen Birma geleitet, bekommt man einen ersten Vorgeschmack auf das, was da noch folgen soll. Sie werden von Piraten gestoppt, doch Rambo löst das Problem kurz und wohl nicht ganz schmerzlos. Er glaubt zu keinem Zeitpunkt daran, dass der Einsatz der Missionare irgendetwas an der Situation ändern könnte, wie er nicht müde wird zu betonen. Doch die idealistische Sarah überzeugt ihn davon, dass ihr Handeln durchaus ein Unterschied machen könnte. Als die Gruppe im Dorf ankommt und Rambo längst wieder verschwunden ist, bricht die Hölle los: Ein friedlicher Moment, verstümmelte Menschen werden behandelt, darunter Kinder. Eine Explosion reißt Sarah und Michael Burnett aus ihrem Tun. Was nun folgt, ist mit Worten kaum zu beschreiben...die Dorfbewohner werden zu Hunderten niedergemetzelt, Gliedmaße fliegen durch die Gegend, überall stapeln sich zerfetzte Leiber, die Maschinengewehre der Killersoldaten singen ein grausames Lied des Todes. Nachdem die Schlacht vorbei ist, bietet sich ein Anblick, der dem Begriff Massengrab durchaus Berechtigung verleiht. Menschen, Tiere, Blut und Körperteile.
Als Rambo von dem Massaker erfährt, quält ihn einmal mehr die Erinnerung an die Vergangenheit. Flashbacks aus den vorigen Teilen werden gezeigt, Rambo wird gefoltert, gepeinigt. Doch dies hält ihn nicht davon ab eine Gruppe Söldner anzuheuern, um mögliche Überlebende zu retten. Die Söldner halten allerdings nicht viel vom wortkargen Rambo und ziehen ihr eigenes Ding durch. Natürlich geht das nicht gut und schon bald taucht unser Held auf, um den Söldnern den Arsch zu retten.
Und in der Folge wütet Rambo wie in seinen besten Tagen. Gedanken an die Anfangssequenz aus "Saving Private Ryan", "Battle Royale 2" und sogar "Braindead" werden wach. Der Bodycount ist enorm! Und Rambo lässt sich nicht lumpen. Auf seiner Befreiungsaktion werden Hinterköpfe mit Pfeilen durchbohrt, die zum Kinn wieder austreten, Kehlköpfe werden herausgerissen, Leiber der Länge nach aufgeschlitzt, Köpfe explodieren im Feuer der Maschinengewehre, Arme und Beine werden zerfetzt. Dazu der Sniper, einer der Söldner, der ein wenig Ähnlichkeit mit dem jungen Tom Cruise aufweist und der mit seinem grünen Nachtsichtgerät seine Opfer zielsicher auswählt. Das ist der Hammer - Körper werden zum Teil Meter (!) nach hinten gerissen, wenn die Kugeln des Scharfschützen einschlagen, Köpfe platzen wie reife Tomaten.
Und es gibt weitere Szenen, die tief unter die Haut gehen. Beispielsweise als die Soldaten ihre Gefangenen mit einem Stock auf den Hinterkopf hauen - klingt richtig hart und tut schon beim Hinsehen weh, Soundeffekte sei Dank. Oder als Rambo wie ein Racheengel kurz vor der Exekution seines Teams hinter einem der Soldaten auftaucht und ihn mit einer Machete einen Kopf kürzer macht. Eine beeindruckende Aufnahme gibt es zu bestaunen, als Rambo eine Bombe legt und wie Ben Johnson auf Doping durch den Dschungel davonflitzt. Schnitt. Dschungel von oben. Die Bombe explodiert. Die Druckwelle schleudert ihn auf und davon. Sieht wirklich hammermäßig geil aus! Andere Szene: Menschen, die von den Bäumen hängen, teils tot, teils noch am Leben, Stück für Stück aufgefressen von Schweinen! Es sind einige großartige Bilder eingefangen worden, beispielsweise als sich Rambo nachts bei Regen durch das Dorf schleicht, während parallel eine Tanzshow zur Belustigung der Soldaten dargeboten wird , durchaus atmosphärisch.
"Vivir por nada, morir por algo" (spanische Synchro), wie Rambo in einem Gespräch mit einem Söldner bemerkt, der Rückzugsgedanken hegt. Man ist des Lebens nicht würdig, wenn man nicht bereit ist sich für andere zu opfern. Und eines Mannes Tod muss einen Sinn haben.
Am Ende soll wieder ein Bild der Verwüstung und der Massengräber die Leinwand zieren. Wunderschön blendet die Kamera von einem Berggipfel auf das Szenario darunter, stets hinter dem Rücken von Rambo von links nach rechts kreisend, begleitet von heroisch-instrumentaler Musik. Beschlossen wird der Film mit einer Szene, die sich harmonisch mit der Entstehung der Figur John Rambo in Einklang bringen lässt. Ein Kreislauf schließt sich. It's a long road, when you're on your own...
"John Rambo" steht zur Rambo-Reihe wie "Rocky Balboa" zu den Rocky-Filmen. In beiden Fällen ist Sylvester Stallone, der die Drehbücher geschrieben und Regie geführt hat ein würdiger, qualitativ hochwertiger Abschluss gelungen, der die besten Momente - vor allem der Ursprünge der Filmreihen - Revue passieren lässt und keine Wünsche bei den Fans offen lässt. Produziert wurde der Film von der Nu Image Schmiede, die bekannteste und renomierteste Produktionsfirma von gehobener B-Movie-Action seit Cannon. Die knackige Laufzeit von etwas über 80 Minuten ist sicherlich auch als positiv anzusehen.
Die Figur "Rambo" wird für mich nie den Stellenwert von "Rocky" erreichen, dennoch liebe ich die Filme und da macht auch "John Rambo" keine Ausnahme. Keine absolute Übergranate, aber ein toller Abschluss einer denkwürdigen Filmreihe. Die Durchschnittsnote von 8.0 in der imdb bei fast 15000 abgegebenen Stimmen spricht für sich selbst.
Filmwertung: 8-8,5/10