Es bleibt alles beim Alten. Was Autor J.D. Zeik hier als Autor abliefert, kommt dem, was Steven Seagal und sein Protegé Joe Halpin sich monatlich aus den Fingern saugen, schon ziemlich nah, auch wenn er allzu stereotypen Storylementen wenigstens aus dem Weg geht und nicht mit konfusen Handlungsabläufen um sich wirft, die keinem roten Faden mehr folgen. Den Beweis seiner Klasse bleibt er auch angesichts solcher einfallslosen Arbeiten wie „Witchblade“ und „The Touch“ weiterhin schuldig. Wer darüber hinaus die Entstehungsgeschichte von „Ronin“ kennt, wird sich darüber kaum wundern.
Immerhin das Bemühen aller Beteiligten einen unterhaltsamen B-Actioner abzuliefern, der letztlich einmal mehr von Sonys Executiven durchgewunken wurde, lässt sich feststellen. Insbesondere der niederländische Filmemacher Roel Reiné („Drifter“, „Deadwater“) versteht sich auf eine Handvoll stylischer Actionszenen, die nicht im unüberschaubaren Nirgendwo hektischer Schnittstakkatos einen erst verwirrten und dann verärgerten Zuschauer zurücklassen, verantwortet aber auch dank agiler Kamerafahrten einen sehr positiven, visuellen Gesamteindruck, der nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass weder das Bildmaterial auf extreme Weise abgedunkelt wurde, noch unser allseits beliebtes (bzw. beleibtes) Aikido-Moppelchen in den wenigen Martial Arts – Szenen die Arbeit seinen Doubles überlässt, sondern selbst Hand anlegt. Zwar fehlt den Actionszenen, insbesondere der Verfolgungsjagd, grundsätzlich die letzte Dynamik und das Auge fürs Detail, trotzdem dürfte Roel Reiné der beste Regisseur seit Anthony Hickox sein, mit dem Seagal zusammenarbeiten durfte. Möglicherweise auch ein Grund, warum der in Seagals letzten Auftritten so völlig überzogene Härtegrad wieder ein paar Gänge zurückgefahren wurde. Alle sehenswerten Actionszenen zusammenzufassen und schonmal vorab im Intro zu verbraten, war trotzdem eine schlechte Idee.
Die Story selbst entspricht eigentlich den Erwartungen und ist kaum der Rede wert, obwohl Seagals Begeisterung für jüngere Frauen und einen überflüssigen Familienpart hier wieder mehr Platz einnehmen, als es nötig wäre. Als abgehalfteter Ex-Cop an der Flasche mit hohem Schuldenberg, der von einer mysteriösen Organisation als Auftragskiller angeheuert wird, hätte er es auch einfacher haben können.
Unkomplizierte Geschichten sind, wie die jüngste Vergangenheit gezeigt hat, aber nicht Stevens Ding und deswegen wird seine Familien in die Angelegenheit mit hineingezogen und die Kacke ist mal wieder richtig am Dampfen. Lance Henriksen mischt dabei übrigens kaum mit und beschränkt sich auf seine alten Tage auf das bewährte David Carradine-Prinzip.
Es wäre müßig die Story an dieser Stelle extra aufzurollen, denn sie ist weder sonderlich packend, noch interessant oder gar spannend, sondern krankt an den bekannten Symptomen so ziemlich aller Seagal-Filme der letzten Jahre. Ich finde sie schlichtweg langweilig, einfallslos und ziemlich zäh, da es „Pistol Whipped“ nie gelingt richtig Fahrt aufzunehmen. Insbesondere die uninterssanten Dialoge walzen den Plot immer wieder unnötig aus.
Die durchweg brauchbaren Kulissen vermitteln dabei nicht den Eindruck eines schmal budgetierten Billigheimers. Sie lenken bisweilen sogar relativ gut von den hohlen Dialogen und dem über weite Strecken einfallslosen Ablauf des Films ab, der nicht nur mit soliden Darstellerleistungen und ausreichenden Production Values glänzt, sondern Seagal selbst ausreichende Motivation mitbringt, auch wenn das Alter an ihm auch nicht mehr spurlos vorbeigeht und er in diesen Rollen zunehmend unglaubwürdiger wirkt.
Fazit:
„Pistol Whipped“ ist nicht ärgerlich, sondern höchstens ernüchternd durchschnittlich geraten. Roel Reiné gibt sicherlich sein Bestes, kann aber auch nicht viel gegen das Retortendrehbuch ausrichten. Seine bisweilen hübsch stylische Inszenierung lenkt aber von der Montonie des Geschehens überzeugend ab. Auch oder gerade weil sich die Fanmeute wie erwartet schon vor Release-Date dank tierischer Unterstützung unverhohlen selbst abgefeiert hat, weil Seagal mal wieder das nächste Genrehighlight hervorgebracht hat, das (natürlich) alles bisher dagewesene in den Schatten stellt, wird der Genrekenner sich nur ein müdes Lächeln entlocken lassen. Der nächste Seagal-Film kommt bestimmt. Vielleicht früher als einem lieb ist, aber sicherlich mit der Gewissheit wieder nur Durchschnittsware geliefert zu bekommen. Was soll's. Für Qualität sind sowieso andere zuständig.