Hirngefickt von David Lynch
Nach dem Ansehen des Films blieb ein großes Fragezeichen zurück. Nach einiger Zeit des Nachgrübelns, Rekapitulierens und Recherchierens erschloss sich erst die Genialität des Streifens. Zweifelsohne liegt hier eine der besten Filmstorys über das Verschwimmen von Fiktion und Realität vor, die es gibt. Das einzige Problem ist hier die Umsetzung durch David Lynch, der ja einen gefestigten Ruf im Bereich des surreal Übersinnlichen inne hat.
Schon zu Beginn breitet sich ein Nebel des misteriösen Unbehagens aus, der über die komplette Lauflänge nur wenig aufklart. Bedingt durch die Umstände der Entstehung des Films (nachzulesen im Wikipediaeintrag) ist die Erzählstruktur stark vorbelastet, sodass viele Einzelszenen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, aneinandergereiht werden und sich erst nach und nach miteinander verweben. Dabei wirkt das Gezeigte über lange Strecken irgendwie antriebslos und träge, sodass ein ziemlich zähflüssiger Verlauf entsteht. Die ganze Kameraarbeit und Schnitttechnik wirkt irgendwie befremdlich und der Spannungsbogen ist sehr ungewöhnlich gesetzt. Wie zu erwarten, erschafft der Regisseur einige sehr ominöse Szenen mit intensiver Symbolcharackteristik, die den Zuschauer strapazieren und auch den aufmerksamsten Filmkenner zum Verzweifeln bringen. Erst mit dem Zuspitzen der geheimnisvollen Ereignisse gewinnt "Mulholland Drive" an Fahrt, was jedoch nicht lang anhält.
Es liegt nunmal in der Natur einer unkonventionellen Erzählweise, dass dem Zuschauer einiges abverlangt wird, doch in diesem Fall ist die Handlung nur durch zeitintensive Nachbereitung des Films weitestgehend ergründlich. Das mag auch der Grund für den ausbleibenden kommerziellen Erfolg sein, da der durchschnittliche Filmkonsument dazu neigt, nur leicht verdauliche Kost aufzunehmen und alles andere ungekaut wieder auszuspucken.
Letztenendes ist es wirklich erforderlich die aufgenommenen Informationen der ersten 2/3 des Films nochmal aus einem ganz anderen Blickwinkel mit den Infos des letzten Drittels zu kombinieren, um die Ereignisse richtig einordnen zu können. Nur ist dies beim ersten Mal angucken so gut wie unmöglich, selbst wenn man konzentriert auf jedes Detail achtet.
Im Endeffekt eröffnet sich aber nach eingehender Nachbetrachtung eine wirklich bahnbrechende Geschichte, deren Inszenierung allerdings zu wünschen übrig lässt. Andere, ähnlich geartete Filme, verstehen es einfach besser verschiedene Wendungen, Verknüpfungen, Handlungsebenen und Twists in Szene zu setzen, ohne dabei Intelligenz und Vielschichtigkeit einzubüßen. Ich persönlich würde mir ein Remake wünschen, welches sich auf eine völlig andere Erzählweise und Handlungskette konzentriert, um somit die Genialität der Story einfacher zugänglich zu machen. Mein Nummmer-Eins-Kandidat für diesen Job wäre ganz klar Christopher Nolan, da er die Fertigkeiten für eine solche Aufgabe in "The Following","Memento" und nicht zuletzt "Inception" atemberaubend und absolut beeindruckend unter Beweis gestellt hat.
Mister Nolan, übernehmen Sie! 7/10