Warum waren es nur noch vier Kugeln... ? WARUM ?
Ich muss hier mal kurz von meiner üblichen Aufbaustruktur ausweichen, vor der Story ausholen und mein Empfinden ausdrücken:
Ich bin momentan dabei, "verstörende Filme" zu schauen, aber zwischendurch braucht man auch mal was anderes. Da heute Stadtfest war und ich solche Feste hasse (man trifft immer wieder die gleichen Hackfressen, die einen auf "Beste Freunde" machen, obwohl man sie seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hat - jo, danke, Alkohol), habe ich mir mal als Abwechslung "Patch Adams" (der mich gerührt aber auch wegen eines Ableben einer Person komplett angepisst hat) angesehen. Und danach hab ich mich noch für "Der Nebel" entschieden und ich kann sagen: Junge, Junge, ich hab jetzt einige verstörende Filme durch, aber als "Horrorfilm" getarnt, ist die vom gleichen Regisseur namens Frank Darabont dritte Stephen King-Verfilmung nach "Die Verurteilten" und "The Green Mile" (beides Filme, bei denen ich immer am Heulen bin wie eine Pussy) , dermaßen ein Schlag in die Fresse, dass eine Art Hassliebe zwischen mir und dem Film entstand? Warum? Weil ich wohl das bitterste Ende aller Zeiten der Filmgeschichte gesehen habe. Warum ist dieser Film nicht bei der Liste "verstörendste" Filme dabei?
Das Ende wird mich bis mir Gott (Stichwort für diesen Film) das Licht ausbläst, verfolgen und ich werde wohl jeden 3. Tag ab sofort wohl ins Bett während des Schlafes pissen, weil mich das Ende so zerfickt hat, wie es nur vier Prostituierte gleichzeitig schaffen können (Ja, ich hab den kleinen Dreamlandnoize, eine Zunge und zwei Fäuste) ?
Doch genug von meiner emotionalen Achterbahnfahrt, wayne? Fangen wir von vorne an und rollen das Feld mal auf.
Wegen einem Unwetter ist Familienvater David Drayton (Thomas Jane) gezwungen, von seinem Haus am See in die Stadt zu fahren und nimmt dabei seinen Sohn Billy (Nathan Gamble) und den verhassten Nachbarn Brent Norton (Andre Braugher) mit zur Stadt, während am Horizont ein Nebel aufzieht, der auch bald den Supermarkt erreicht, in jenem die drei mit anderen zufällig anwesenden Menschen die nächsten paar Tage aushalten müssen, da man durch Augenzeugenberichte mitbekommt, dass sich in diesem Nebel irgendetwas versteckt, was Menschen auf grausame Art und Weise tötet.
Doch was ist es? Und wie können sie aus diesem tödlichen Nebel fliehen...?
So viel zur Story. Typisch 08/15 Horrorfilm, oder? NEIN! Ihr alle kennt doch die "Saw"-Heptalogie, oder? Ich bin wahrscheinlich der einzig bekennende Idiot, der Teil 2-7 besser findet wie den Erstling. Okay, ich merke schon, einige Leser klicken an dieser Stelle schon weg - aber sagen wir es mal so: Was macht "Saw 1" zum wohl besten Film? Einfach nur der Schluss - und genauso verhält es sich mit "Der Nebel".
Back to the roots: Im Supermarkt angekommen, bekommen wir die Charaktere des Films vorgestellt. Und im Laufe des Films entwickeln sie sich weiter. Sehr gut, Mr. Darabont, dass Du Dich so entschieden hast, anstatt ne dreiviertel Stunde auf Charaktere aufzubauen, bevor die Uschi umgeht.
Denn uns, den Zuschauern wird ganz schnell klar, bzw. wird geboten, was sich in dem Nebel befindet (für meine Verhältnisse zu früh) und wer denn nun daran Schuld sein könnte...
Soweit so gut.
Es gibt etliche gute Charaktere - ich will hier zum einen den schießwütigen Kassenwart Ollie Weeks (Toby Jones) hervorheben. Bei jeder seiner Szenen nickt und staunt man nur. Und zur negativen Seite einer der nervensten Charaktere der Filmgeschichte: Die Gottesanbeterin Mrs. Carmody (Marcia Gay Harden), die man ab der ersten Sekunde hasst, da sie nur vom Jüngsten Gericht faselt usw. - ich konnte es nicht mehr hören. Mit jeder weiteren Sekunde Screentime wächst mein Verlangen ihr den Schädel zu spalten im Quadrat. Aber: Damit hat Regisseur Darabont genau das erreicht, was ER will: Egal ob absolute Hassfigur oder nicht. Man wünscht ihr den Tod und damit hat man eine strenge emotionale Bindung als Zuschauer aufgebaut. Also, klagt nicht über solche Charaktere, sondern sieht dies bitte als gelungen bzw. sogar perfekt an. Ziel erreicht.
Da "Der Nebel" knapp 2 Stunden in einer Location spielt und man es fast als Kammerspiel abtun kann, benötigt es das heute nicht mitdenkende Mainstream-Publikum bei Stange zu halten. Jumpscares kommen selten vor, aber vorallem werden wir überrascht von neuen Sachen aus dem Nebel, Tode die wir nicht erahnen, die auch Schmerzen verursachen und unerwartete Wendungen. Zum anderen wäre das Wort "Gruppendynamik" hier noch angebracht - auch wenn es etwas holprig kommt - meine Fresse, ich weiß nicht, wie es in dem realen Leben aussehen würde, wenn eine bibelfressende Hexe immer mehr Anhänger findet. Gibt es dazu schon Studien? Ich glaube nicht.
Also für Spannung ist immer gesorgt, auch wenn manche Dialoge etwas holprig sind.
Schließlich schaffen es ein paar Überlebende durch eine Idee dem Nebel zu entkommen und da kommt eben wieder dieser Schluss ins Spiel (scheiße, gerade beim Schreiben hab ich schon auf meinen AKRacing-Sessel uriniert. Moment, ich dusche und es geht gleich weiter),
und bis es soweit ist, haben etliche liebgewonne Charaktere den Tod durch den Nebel gespürt.
Aber genau deswegen bin ich so erschüttert und gebrochen. Ganz ehrlich (ich hab es anfangs schon erwähnt): Ich habe selten einen Schlusstwist gesehen, der mich mehr deprimierte oder zerstörte wie bei "Der Nebel".
Aus persönlichen Gründen, weil ich nah ans Wasser gebaut bin, müsste ich dem Film 1/10 geben. Vorallem weil bei mir die nächsten zwanzig Jahre ca. 15000 Euro an neuen Matrazen draufgehen und ich NIE WIEDER diesen Film schauen will/kann.
Aber genau das macht ihn so genial!
Es ist also die Hassliebe, die mich quält, so eine hohe Punktzahl zu vergeben. Aber es ist irgendwie (wenn auch weit hergeholt) wie bei "Die 120 Tage von Sodom": Einmal im Leben muss man diesen Film gesehen haben. Und verwechselt ihn bitte nicht mit dem Remake "The Fog -Nebel des Grauens", sonst wäre dieser Streifen gar nicht bei mir im Player gelandet.
Fazit: Spannungsgeladenes Horrorkino, mit zweitklassigen CGI (was zu keinen Minuspunkten führt), etwas Gore, unerwartete Tode und dem deprimierensten Ende, das ich je gesehen habe. Dennoch. Vielleicht schau ich mir "Der Nebel" mal in 20 Jahren wieder an. Dann kann das Matrazenpissen von vorne losgehen....
9/10