Stephen Kings Bücher sind meist lang, werden für Verfilmungen (selbst die dreistündigen TV-Mehrteiler) stark verkürzt – doch ausgerechnet die Kurznovelle bekam stattliche zwei Kinostunden serviert.
Frank Darabont, bekannt für die King-Adaptionen „Die Verurteilten“ und „The Green Mile“, hält sich eng an die Vorlage, erweitert den Beginn immerhin um ein nettes filmspezifisches Detail: Maler David Drayton (Thomas Jane) pinselt Filmplakate ab, unter denen sich auch eines von „The Thing“ befindet, womit man auf den leicht artverwandten, großartigen Monsterfilm von John Carpenter verweist – dessen Klasse man hier leider nicht erreicht.
Nach einem Sturm fährt David nebst Sohnemann und dem Nachbarn Brent Norton (Andre Braugher) in den örtlichen Supermarkt, um den Haushalt mit Vorräten aufzustocken. Es zieht Nebel auf, der die ganze Gegend umhüllt – und in dem Nebel lauern Monster, wie ein heraneilender Überlebender zu berichten weiß. „Der Nebel“ hält sich erfreulich wenig mit Vorgeplänkel auf, stattdessen geht es direkt in medias res und die Belagerung kann beginnen.
Noch sind sich aber nicht alle sicher, ob die Geschichte stimmt und so zerfällt die Gruppe in drei Teile: David schart die Vorsichtigen um sich, welche die Story glauben, Brent jene, die es nicht tun, während die religiöse Fanatikerin Mrs. Carmody (Marcia Gay Harden) von der Strafe Gottes predigt. Bald wird es auch im Markt gefährlich...
Die Vorlage bot bereits Raum für einen spannenden Film und tatsächlich kann Darabont zumindest passagenweise die Stärken des Werkes hervorarbeiten. Gerade wenn sich noch kein Monster aus dem undurchdringlichen Nebel wagt, nutzt der Film sein Spannungspotential sicher am besten aus, doch auch danach gibt es immer wieder schweißtreibende Abschnitte, z.B. den Abstecher in die nahe Apotheke. Auch das Figureninventar lebt von der Stärke der Novelle, die Klischees gekonnt bricht. Der Rockertyp entpuppt sich als freundlicher, zugänglicher und sogar gläubiger Mann, während Brent gleich mehrere Wandlungen durchläuft. Lediglich die Figur der religiösen Eiferin ist zu dick aufgetragen, da ist wenig verständlich, warum so viele vorher rational Denkende ursprünglich der geifernden Fanatikerin folgen wollen.
Dies liegt auch daran, dass Marcia Gay Harden fürchterlich overactet und mit ihrer Darbietung teilweise nur haarscharf an einer Karikatur vorbeistreift. Auch sonst ist das Bild eher durchwachsen. Gerade Hauptdarsteller Thomas Jane bleibt enttäuschend ausdruckslos, dabei kann er es ja besser, und auch William Sadler hat man schon wesentlich überzeugender gesehen. Schade um einige gute Leistungen in den Nebenrollen, gerade der immer nur in Nebenrollen verbratene Andre Braugher liefert mal wieder eine durchweg überzeugende Vorstellung ab.
Problematisch wird es jedoch dann, wenn das Viehzeug einmal sichtbar wird. Die Biester sind vom Design her den King’schen Beschreibungen nicht unähnlich, doch die technische Umsetzung schwächelt. Überdeutlich entpuppen sich die dämonischen Viecher als Kreationen aus dem Rechenknecht, da sind die CGIs nicht auf der Höhe der Zeit – gerade der anfänglich zitierte „The Thing“ ist da mit seinen handmade Effekten heute immer noch stimmiger. So schwächt die Effektqualität die Wirkung der Monsterattacken deutlich ab, auch wenn Frank Darabonts Regie die Szenen so aufwändig wie möglich gestaltet und tatsächlich haben die Angriffe immer noch eine gewisse Wucht. Schade nur, dass man gelegentlich die Übersicht verliert und gar nicht mitbekommt, wen es gerade erwischt hat.
Ein besonderer Fall ist das Ende des Films, das nicht die Offenheit des King-Endes übernimmt, sondern als fatalistische Eigenkreation daherkommt – die leider ebenso gewollt die aufgesetzt wirkt. *SPOILER* Gerade dass der sonst ziemlich rational und umsichtig handelnde David einen derartigen Faux Pas begeht, erscheint unlogisch. Zudem beinhaltet das Finale auch noch die ungute Deutung, dass die mörderischen Fanatiker im Grunde diejenigen waren, die den ganzen Film über recht hatten. Das kann bei wohlwollender Deutung vielleicht als zusätzlichen Fatalismus sehen, Sinn innerhalb der Narration macht es deshalb trotzdem nicht. *SPOILER ENDE*
So bleibt am Ende ein Film der verschenkten Möglichkeiten, bei dem immerhin Frank Darabont das Meiste richtig macht, denn inszenatorisch stimmt „Der Nebel“. Doch die Besetzung spielt durchwachsen, die FX sind nicht zeitgemäß – doch erst das vergeigte Ende zieht den Film dann letztendlich ins Mittelmaß herunter.