Review
von Leimbacher-Mario
Wenn Musik zwei Seelen verbindet
Nachdem "Sing Street" nach wie vor ganz oben auf meiner Liste der besten Filme des Jahres steht, war es Ehrensache weitere Filme von Herrn Carney auszugraben & lieb zu gewinnen. Und "Once" steht natürlich ganz weit oben auf der Liste, sozusagen sein Grundstein zum Erfolg. Und was für ein fabelhafter, ruhiger, intimer & grundehrlicher Film. Dieser Mann fühlt Musik wie momentan kein anderer in der Filmbranche & seine Werke strotzen nur so vor Charme, Musikmagie & Charakter. Und bis "Sing Street" dieses Jahr alles wegblies, konnte man "Once" ruhigen Gewissens als sein Meisterwerk bezeichnen. Ein poetischer Musikfilm über zwei gute Menschen, die sich finden, aneinander wachsen & dann... ja, da will ich nicht zu viel verraten. Aber dieses realistische Musical ist eine Liebesgeschichte, wie man sie nur ganz selten sieht, wovon es in der hundertjährigen Filmgeschichte nicht viele von gibt. Die Selfmade-Musik dringt ins Herz, der Soundtrack ist eine Offenbarung & die aufkeimenden Gefühle der Protagonisten sind gleichzeitig schüchtern wie episch. Ganz normales Leben, aussergewöhnlicher Mut - bei den lebensechten Charakteren genauso wie beim Regisseur.
"Once" gewann nicht umsonst den Song-Oscar & dringt eigentlich in jedes aufmerksame, sensible Herz. Von Musikern erst recht. Viele in "Sing Street" nochmal aufgegriffene Motive sind schon hier sichtbar & dabei wirkt der Film reifer, rougher & härter als mein Lieblingsfilm 2016. Durch & durch irisch, doch seine Aussagen sind überall auf der Welt daheim. Die Darsteller, welche wenig bis gar keine Erfahrung in Filmen hatten, sind perfekt gewählt & spürbar Vollblutmusiker, Vollblutliebende, Vollblutmenschen. Nach "Once" geht es einem besser - und dafür ist noch nichtmal ein klassisches Happy End von Nöten. Und wenn der Protagonist mit einem Lachen in sein neues Leben geht, dann ist das ansteckend & tiefer berührend, befriedigend, als jeder kitschige Finalkuss im Regen Hollywoods. "Once" ist das Gegenteil von Kitsch & der Soundtrack ist einer der besten dieses Jahrhunderts. Zuhören, Schmachten, Wohlfühlen, Leben. Die besten Filme lassen das Leben intensiver erscheinen - "Once" ist einer davon. Selbst wenn mir der poppigere, jugendlichere & glattere "Sing Street" noch ein wenig näher ging & besser gefiel - zu "Once" fehlt mir allerdings auch die wertvolle Kinoerinnerung & der Bonus der großen Leinwand.
Fazit: starke Musik, ehrliche Gefühle, der Beginn einer irischen Regielegende - berührt nicht nur Musikerherzen!