Review

Harry Potter - eine echte Bildungslücke meinerseits. In Unkenntnis von Joanne K. Rowlings Büchern wagte ich mich quasi ohne jedes fachliches Vorwissen an den Film und wurde trotz aller Unkenrufe vom kitischigen Kinderfilm recht angenehm überrascht.
Auch wenn das Universum des Harry Potter sicherlich primär auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten ist, die detaillverliebte Märchenwelt entfaltet mit ihren unzähligen skurilen und der klassischen Welt der Zauber-Märchen entliehenen Ideen eine tolle Atmosphäre. Nur wenige Filme (und auch Bücher) schaffen es, eine fantastische Welt derart glaubhaft und den Zuschauer einvernehmend zu gestalten. Ich musste umgehend an Michael Endes "Unendliche Geschichte" und Tolkiens "Herr der Ringe" denken, auch wenn diese beiden Evergreens in eine thematisch andere Richtung gehen. Mann muss einfach eingestehen, daß Joanne Rowling eine, für vorallem Kinder ungeheuer faszinierende Welt geschaffen hat, der sich auch Erwachsene nur schwerlich entziehen können - zumindest bis zu einem gewissen Grade. Denn sein wir mal ehrlich: Es muss nicht immer düsterer Fantasyhorror oder actionreiche Science Ficiton sein, es geht auch mal auf die ruhigere, jugendgerechte Weise :)

Allein in Sachen Inszenierung ist Potter bereits eine Klasse für sich. Die Special Effects und die höchst atmosphärischen und abwechslungsreichen Kulissen machen einer Zauberschule alle Ehre und werden selbst notorischen Nörglern gefallen. Eine fantastische Optik seitens des zielgruppenerfahrenen Routiniers Chris Columbus, die durch einen ebenfalls genialen Soundtrack unterstützt wird, der es meiner Meinung nach problemlos mit Howard Shores "Herr der Ringe"-Score aufnehmen kann und perfekt zum Filmthema passt. Man kann hier durchaus von Referenzleistungen im technischen Bereich sprechen...
Stets ein wenig problematisch bei Filmen mit kindlichen Darstellern ist die Glaubhaftigkeit. Mit Daniel Radcliffe wurde jedoch ein wahrer Glücksgriff getätigt. Wenn die Rolle eines jungen Zauverlehrlings von irgendjemandem perfekt verkörpert wird, dann wohl von ihm! Aber auch die Nebenrollen sind hervorragend besetzt. Ob Potters gewitzte Klassenkameraden, der obligatroische Bösewicht, die strenge Lehrerin, der weise Direktor... zwar klischeehaft bis zum Geht-nicht-Mehr aber nichtsdestotrotz absolut glaubwürdig, faszinierend und niemals merklich überzeichnet wirkend. Charaktere, die man einfach gern haben muss...

Wo viel Licht ist, ist aber auch gelegentlich etwas Schatten: Für Zuschauer, die dem Kindesalter entwachsen sind, kommt der "Stein der Weisen" doch passagenweise etwas zu kindlich-naiv und eventuell auch langgezogen herüber. Bestes Beispiel: Das große Tunier. Für die Handlung eher nebensächlich aber sich dennoch über viele Minuten ziehend und normalerweise ernsthafte Verletzungen verharmlosend. Auch könnte man das ein wenig zu konventionell ausfallende Finale kritisieren. Freilich nicht in Sachen Spezialeffekte (das Schachspiel ist schlicht genial) aber sehr wohl im Hinblick auf die Auflösung des Rätsels und die Identität seiner Strippenzieher.

Insgesammt sind dies jedoch nur marginale und sehr subjektive Eindrücke, die sicher auch auf das fortgeschrittene Alter zurückzuführen sind. Kinder und Jugendliche werden von der Welt des Harry Potter begeistert sein und auch Erwachsene werden sich ihr in gewisser Hinsicht kaum entziehen können. Ich als bisheriger Potter-Ignorant werde mir jedenfalls nun auch die anderen Filme reinziehen, wobei ich aber auf die Bücher (altersbedingt?) verzichten kann. Ganz großes Famlien-Kino!

Details
Ähnliche Filme