Review

Von Millionen Fans weltweit erwartet, startete m 22.11.2001 "Harry Potter und der Stein der Weisen" auch in deutschen Kinos. Und schon am ersten Tag war klar, dass das hier der umsatzstärkste Film des Jahres werden wird. 500 000 Kinobesucher sahen den Film alleine am Premierentag. Ich habe alle Bücher auch sehr gerne gelesen und glücklicherweise gelang es mir noch, eine Karte für das Premierenwochenende zu sichern. Im folgenden Review werde ich nun auf einzelne Punkte des Films genauer eingehen, vor allem auf die Akteure. ACHTUNG: Es sind ein paar Spoiler enthalten!

1.Charaktere

Harry Potter, gespielt von Daniel Radcliffe:
Er hatte natürlich einen schweren Stand, alle schauten auf ihn und nicht wenige mit Skepsis. Viele sagten, Haley Joel Osment ("The Sixth Sense") wäre der einzig mögliche Darsteller für Harry Potter. Doch dieser sagte ab. Und auch ich hätte lieber Osment statt Radcliffe gesehen. Als Buchfigur wirkt Harry einfach entschlossener, mutiger und tapferer. Radcliffe kann das nicht sehr gut vermitteln. Aber er ist ja noch jung, vielleicht wird’s ja in den nächsten Teilen besser!
Ron Weasley, gespielt von Rupert Grint:
Klasse! Grint passt perfekt in die Rolle des Ron, etwas schusselig doch immer liebenswert spielt er glatt Radcliffe an die Wand und sorgt in vielen Momenten (v.a. im Zug) für Erheiterung.
Hermine Granger, gespielt von Emma Watson:
Auch die Rolle der Hermine ist mit Emma Watson gut umgesetzt worden. Toll, wie sie die neunmalkluge Freundin von Harry und Ron spielt.
Albus Dumbledore, gespielt von Richard Harris:
Schön, dass man einen alten Haudegen wie Harris den Schulleiter spielen hat lassen. Wie im Buch: Er wirkt respekteinflößend, aber doch vertrauenswürdig.
Minerva McGonagall, gespielt von Maggie Smith:
Ebenfalls sehr gut, dass man auch diese Rolle mit einer erfahrenen Schauspielerin besetzt hat. Ich möchte fast sagen, Maggie Smith bringt die beste Leistung von allen Akteuren. Die Vorlage der strengen Professorin war nicht leicht zu spielen, die sie macht das perfekt und wirkt zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig.
Professor Quirrell, gespielt von Ian Hart:
Ein absolutes Desaster, das muss man klipp und klar so ausdrücken. Offenbar versuchte man durch diese Figur, die im Buch als alt und zerstreut beschrieben wird, noch mehr Humor in den Film zu bringen, was total fehlschlägt. Seine Mimik wirkt so aufgesetzt, dass ihn selbst Kleinkinder durchschauen sollten. Schade, dass man ausgerechnet eine Figur, die für die Story sehr wichtig ist, so mies umgesetzt hat.
Snape, gespielt von Alan Rickman:
Grandios! Er verkörpert mit dem fahlen und blassen Gesicht, der Hakennase und den schwarzen Haaren perfekt den Lehrer für Zaubertränke, der Harry hasst.
Draco Malfoy, gespielt von Tom Felton:
Der Schüler, den Harry hasst, ist zwar etwas zu klischeehaft (hochnäsiger Gesichtsausdruck, nach hinten gekämmte Haare etc.), verfehlt seine Wirkung aber dennoch nicht. Jedesmal, wenn er die Leinwand betritt, wünscht man, dass ihm hoffentlich gleich was Böses passiert.
Rubeus Hagrid, gespielt von Robbie Coltrane:
Coltrane gibt eine gute Leistung ab, was für den nötigen Schuss Humor sorgt. Genauso stellt man sich Hagrid im Buch vor!
Die Dursleys:
Sind leider alles Fehlbesetzungen. Ein wenig wie bei Quirrell wurde hier versucht, krampfhaft witzig zu sein, was allerdings in die Hose geht. Allenfalls Kinder finden das lustig.
Der fast kopflose Nick, gespielt von John Cleese:
Ist zwar unerheblich für die Story, aber trotzdem erwähnenswert, weil er halt von John Cleese gespielt wird. Leider ist der Auftritt nur sehr kurz, ich hätte ihn gerne etwas öfter gesehen.

2.Computereffekte:
Die Effekte sind allesamt sehr gut gelungen. Nach einer halben Stunde Film gibt es kaum noch eine Szene, in der sich keine Computeranimation befindet. Das merkt man am meisten beim Quidditch-Match, was sehr toll umgesetzt wurde. Genauso habe ich mir das vorgestellt. Der beste Effekt für mich: Als Harry und die anderen Schüler in ihre Schlafsäle gehen, sieht man an der Wand ein altes Bild hängen, auf der eine Frau abgebildet ist. Diese fängt dann an sich zu bewegen und verneigt sich schließlich, was fantastisch aussieht.

3.Schauplätze:
Auch das ist gut gemacht worden. Durch die Computeranimationen wirken alle Schauplätze recht schön. Vor allem gefällt mir, wie der Speisesaal umgesetzt wurde. Auch das Quidditch-Spielfeld wirkt
sehr realistisch. Die Zaubererschule Hogwarts wirkt stellenweise richtig düster, was für große atmosphärische Dichte im Film sorgt.

4.Humor:
Den gibt es reichlich, allerdings eher für unter 10jährige. Die komplette erste halbe Stunde ist sehr kindisch umgesetzt worden, älteren Zuschauern wird es schwer fallen, darüber zu schmunzeln. Dafür ist der Wildhüter Hagrid umso lustiger. Man denke nur an die Szenen, in denen er neben Harry in der Winkelgasse läuft. Da kann man sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen. John Cleese hätte als kopfloser Nick einen größeren Auftritt bekommen sollen. Das hätte mit Sicherheit auch bei der älteren Generation für Gelächter gesorgt. Der Humor ist im ganzen Film sehr kinderorientiert.

5.Spannung:
Das stellt einen der größten Kritikpunkte dar. Wer das Buch schon kennt, weiß natürlich schon wie es ausgehen wird. Aber das Buch ist auch überraschender. Da wird der Verdacht noch viel mehr auf Snape gelenkt, bevor man dann zum Schluss wirklich überrascht wird, dass es doch Quirrell ist. Auch wer das Buch nicht gelesen hat, wird nicht wie gebannt auf die Leinwand gucken. Und zwar nicht weil der Schluss vorhersehbar ist, sondern weil Leute, die das Buch nicht gelesen haben einfach Mühe haben, dem Geschehen auf der Leinwand zu folgen. Nach dem Film sagte beispielsweise ein Freund zu mir: "Ich habe in der ersten Stunde gar nichts kapiert und auch der Schluss war nicht ganz so klar." Und das ist meine Meinung! Am Anfang wird für Harry Potter-Laien zu wenig erklärt und der Zuschauer wird ziemlich alleingelassen. Spannung sollte man also von diesem Film nicht so viel erwarten!

6.Sonstiges:
Als ich die FSK 6 Freigabe gesehen habe, dachte ich, das wird ein Film, der ein Kinder- und Familienfilm reinsten Blutes ist. Dem ist aber nicht ganz so. Ein 6jähriges Kind würde ich alleine nicht in den Film lassen. Die Eltern sollten da auf jeden Fall mitgehen. Recht brutal für eine FSK 6 Freigabe erscheint mir die Ermordung von Harrys Mutter und die Gesichtsverbrennung, die der Bösewicht zum Schluss erleidet. Eine Freigabe ab 12 wäre dann allerdings auch wieder übertrieben.

Fazit: Der Film bringt zwar nicht die Spannung des Buches, trotzdem wurde alles sehr ordentlich umgesetzt, die Schauspieler sind größtenteils auch in Ordnung. Für Harry Potter Fans unter 12 Jahren ein absolutes Muss, aber auch Leute jenseits des Teenageralters können sich den Film ansehen. Ein Urteil abzugeben ist schwer, eigentlich bin ich schon über die Zielgruppe hinaus. Wenn ich ein paar Jahre jünger wäre, würde ich so etwa 8,5 bis 9,5 von 10 Punkten hergeben.

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