Und wieder eine Game-Verfilmung – da legt man schon aus Sicherheitsgründen behutsame Maßstäbe an den Unterhaltungsfaktor an, denn die Fans sehen sich meistens schon glücklich, wenn die Figur und die Umgebung oder zumindest die „Wummen“ halbwegs gut getroffen sind.
Bei „Hitman“ wird es dem Zuschauer recht einfach gemacht: der kahlrasierte Typ im guten Anzug ist ein in allen extremen Belangen super geschulter Berufskiller einer geheimen Organisation, der per PC mit seiner Einsatzzentrale sabbelt, von Interpol verfolgt wird und mit zwischenmenschlichen Kontakten so seine Probleme hat. Ach ja, und natürlich ist beim letzten Auftrag (russischen Präsidenten exen) was schief gegangen und er gerät nunmehr auf die Abschußliste – was ihm wiederum nicht gefällt....
Das ist, mal freundlich formuliert, biederstes B-Movie-Terrain, kann aber, passabel und mit Drive und Witz inszeniert vielen jungen Leuten auf DVD enorm viel Freude bereiten, wenn man es denn richtig macht.
Macht man aber nicht, was schon ein Erlebnis ist, da solche oder extrem ähnliche Filme schon seit 20 Jahren zu Dutzenden auf dem Markt sind.
„Hitman“ ist, wenn nett bleiben will, ziemlich uninspiriert.
Es ist zwar inzwischen schon fast Standard für einen Actioner einen französischen Regisseur zu suchen, aber Xavier Gens übt leider noch, obwohl er kein Totalausfall ist. Der Preis dafür geht an das einfallslose Drehbuch, das jede übliche Killer-B-Movie-Idee zwischen „Leon-Der Profi“, „Universal Soldier“ und „Crying Freeman“ plündert, ohne sich auch nur für 5 Zentimeter der möglichen Mythologie dahinter zu nähern.
Ein paar Beispiele gefällig?
Da wäre zunächst die gar rätselhafte Orga, die unsere Nr.47 (einen Namen hat er nicht, hat aber dank des Strichcodes auf dem Hinterkopf an der Supermarktkasse bestimmt Probleme) schon im Vorspann ausbildet – und zwar als Kind. Schön trainiert und konditioniert und von menschlichen Belangen ferngehalten, so kann man sich auf seine Arbeit konzentrieren.
Aber wo liegen die Ziele dieser Organisation? Was will sie und wieso tut sie das alles? Muß 47 was abgeben oder erfüllt er einen höheren Zweck? Und wieso opfert die Gruppe ihren anscheinend besten Mann und läßt ihn von einigen Zweitbesten (ebenfalls rasiert) jagen und attackieren? Ach, was solls, hauptsache man kloppt sich und schnippelt mit Schwertern rum.
Weiter im Text tangiert uns die eigentliche Hauptfigur auch nur peripher. Timothy Olyphant ist zwar ein brauchbarer Charakter- und Nebendarsteller, sah aber schon im letzten „Die Hard“ arg käsig aus als Supervillain und macht mit Platte jetzt auch nicht viel her, jedenfalls nichts Legendäres. Hier und da blitzt der Schalk im Augenwinkel, aber an sich geht uns der Typ überhaupt nicht zu Herzen, weil seine Menschenunkenntnis und die offensichtlichen latenten Versuche, dazu zu lernen, sowohl überhaupt nicht zueinander passen als auch nur deswegen untergebracht werden, weil man ja zwischendurch mal einen Witz bringen muß.
Für die komische Interaktion sorgt dann ausgerechnet die Figur, die (logisch ist das auch nicht sonderlich) nur deswegen seiner Knarre entgeht, weil sie ein Tattoo auf der Wange hat und damit sogleich Seelenverwandtschaft vermutet wird. Sie trägt die Gestalt einer russischen Nutte und darf folgerichtig entweder im kurzen Röckchen durch die Gänge geschubst werden oder zieht gleich blank – reizen wir den eiskalten Biedermann doch mal mit den Möpsen – nur leider hat Olga Kurylenko arg wenig davon und wird so eckig durch den Part gekantet, daß er sie auch hätte erschießen können.
Wie überhaupt das Setting (das Osteuropa nur für den Afrika-Prolog verläßt) nicht dazu angetan ist, wirklich die Herzen höher schlagen zu lassen, denn Rußland kann ja nur eine endlose Brutstätte sinistrer unmenschlicher Gewalt in allen Politetagen sein und der Bruder vom Präsi ist natürlich ein durchgekokster, frauenprügelnder, clubbetreibender Waffenhändler...tritratrulala.
Natürlich hat hier keiner eine reelle Chance gegen unseren Asketenkojak und schon gar nicht solche extremen Blassmeier wie die Russen, nachdem die ausgebildeten Kollegen schon zur Halbzeit alle gemeuchelt waren – das Steigerungsprinzip war wohl unbekannt.
So läßt der Film einen kalt, was aber folgerichtig ist in einem Film, in dem die Hauptfigur fast durchgängig gefühlskalt und eigenschutzisoliert und sämtliche Motivationen entweder unter Folter epresst oder nur im Drehbuch nachzulesen waren.
In Sachen Action gibt’s natürlich ein freundliches Pfund, durchaus spritzig und mit Zeitlupe und so, aber so rischtisch prickelnd, so over-the-top und b-film-legendär wird dann doch nichts davon, nur recht ordentlich und sehr gut choreographiert.
Laut dem Bonusmaterial hatten wohl alle Teilnehmer einen Heidenspaß bei der Sache, nur leider sieht man den auf der Leinwand nicht. Wer also damit zufrieden ist, wenn es durchgestylt mit dicken Knarren aufs Maul gibt und nicht allzuviel Leerlauf aufkommt, der kann sich einen netten Abend machen, alle übrigen (die Mehrheit) wird sich fragen, was der Käse soll und wieso man das Spiel dazu erwerben sollte. Der Abschaum kommt auf den Müll, so viel ist sicher und das ist ja immerhin auch schon was. An mehr kann und will ich mich nicht mehr groß erinnern, ich mußte noch abwaschen. (4/10)