Review

Leinwandadaptionen von Computerspielen hatten das große Problem meist in die Hose zu gehen, doch der unbekannte Xavier Gens hat mit der Umsetzung von „Hitman“ endlich mal einen überzeugenden Film geschaffen.
Im Gegensatz zu den Spielen (von denen mir nur das erste bekannt ist) ist der titelgebende Killer mit der Codenummer 47 (Timothy Olyphant) kein genetisch kreierter Assassine, sondern wurde als Waisenkind zum Töten ausgebildet. Unter den Credits liegen kurze Szenen des unmenschlichen Trainings, die zeigen, wie die Kinder in ihrem Fach geschult werden. Erkennungszeichen: Sie alle haben eine Glatze und einen Strichcode auf ihrem Hinterkopf.
Bereits seit 3 Jahren jagt Interpolagent Mike Whittier (Dougray Scott) den Killer, an dessen Existenz kaum jemand glaubt. Doch beim neuesten Einsatz des Hitman läuft es für ihn nicht ganz so sauber: Angeblich gibt es eine Zeugin, die junge Nika Boronina (Olga Kurylenko), angeblich hat man ihn fotografiert und angeblich hat sein Ziel, der russische Präsident, das Attentat überlebt. Dass das zum Himmel stinkt, ist sowohl dem Zuschauer als auch vielen Figuren klar, denn das wären ziemlich viele Fehler für den sonst so professionellen Auftragsmörder.

Tatsächlich erweist sich die Chose schnell als Falle, denn selbst die Auftraggeber wollen 47 opfern. Doch der Hitman ist nicht umsonst der beste seines Faches und versucht auf eigene Faust herauszufinden, warum man ihn linken will...
Ähnlich wie „Shooter“ ist „Hitman“ ein überraschend altmodischer Actionfilm, wobei man kleine Anleihen bei alten Actionkrachern merkt. Die Onlinekommunikation zwischen Killer und Organisation erinnert an „Assassins“, die Momente, in denen der Killer die Frau nicht töten kann, an „Crying Freeman“ und einige Szenen an „The Killer“. Doch Verweise auf das Game gibt es ein paar, z.B. wenn man den Hitman mehrmals von hinten wie im Spiel sieht oder wenn ein paar Kids gerade das Game daddeln, als der Hitman auf seiner Flucht in ihr Hotelzimmer reinplatzt.
Doch trotz derartiger Verweise auf die Vorlage erzählt „Hitman“ trotzdem eine eigene, sogar recht spannende Geschichte. Die Hintergründe der Verschwörung bieten sogar kleine Überraschungen und auch das Vorgehen der verschiedenen Parteien in diesem Spiel (Interpol, russischer Geheimdienst, die Killerorganisation, der Hitman selbst) ist teilweise schwer einzuschätzen. Zudem erzählt Xavier Gens den Film erfreulich temporeich, da fallen Ähnlichkeiten zu großen Vorbildern kaum störend auf.

Einzig und allein der Subplot um 47 und Nika ist teilweise ein kleiner Bremser. Amüsant ist das Spiel zwischen dem emotionslosen Killer, der nicht weiß wie man mit Frauen umgeht, und seiner Partnerin wider Willen schon, aber gelegentlich etwas zu platt und ausgewalzt. Auch das Russlandbild wirkt gelegentlich etwas rückständig (korrupte Politiker, schmieriger Geheimdienst, Menschenhandel), zumal nur wenige positive russische Figuren einbaut, aber das stört den Spaß am Film nur geringfügig.
Ein weiterer kleinerer Kritikpunkt ist die etwas überschaubare Anzahl an Actionszenen; diese sind jedoch hervorragend gemacht. Neben Shoot-Outs und kleineren Verfolgungsjagden duelliert sich 47 auch im Nahkampf mit seinen Kontrahenten, entweder klassisch hand-to-hand oder mit sehr stylischem Schwertkampf. Dabei setzt Gens auch nur in einer Szene auf die Mode schneller Schnitte und wackeliger Handkamera, ansonsten sind die Actionszenen angenehm übersichtlich. Highlights sind die Flucht aus dem Hotel und die Konfrontation am Bahnhof, dagegen könnte der immerhin ordentliche Showdown etwas spektakulärer sein.

Ansonsten besitzt „Hitman“ dann auch, was sich der Actionfan wünschen kann: Eine souveräne Inszenierung, nicht zu altbacken und nicht zu modisch und reichlich lässige Oneliner vom Helden. Selbst Logiklücken wie z.B. ein Waffenhändler, der beidhändig MGs abfeuert, die eigentlich im Liegen benutzt werden, passen irgendwie zum old school Charme des Treibens.
Auch der von Anfang an stark kritisierte Timothy Olyphant schlägt sich in der Titelrolle sehr gut: Mit vielen antrainierten Muckis und dem düsteren Charisma, das er schon in „Deadwood“ zeigte verkörpert er den emotionsarmen Killer sehr überzeugend. Dagegen wirkt Dougray Scott etwas blass und nicht mehr als solide, während Olga Kurylenko in ihren zugegeben etwas flachen Rolle noch ganz ordentlich ist. Der restliche Cast leistet auch ordentliches, gerade die Fieslinge sind ordentlich böse, da kann man nicht meckern.

So bleibt unterm Strich ein flotter Actionthriller, der angenehm altmodische daherkommt. Gelegentliche Temposchwierigkeiten und die etwas geringe Actionmenge verzeiht der Zuschauer dabei gerne, denn die Inszenierung der Konfrontationen ist wirklich schneidig und die Geschichte relativ spannend.

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