Review











Der finale Abgesang, das große Kehraus, bei dem zu Beginn gar noch die Kirchenglocken läuten, aber dann auch tatsächlich das Beste bis zum Schluss aufgehoben wird. 1974 war das Zeitalter der Deutschen ihrer Heimatfilme endgültig beendet, hiermit auch der endgültige Auftritt von Aushängeschild Roy Black auf den Kinoleinwänden des Landes geschehen, nachdem zuvor schon die Urgesteine Peter Alexander und Heinz Ehrhardt ihren Hut als Abschied gezogen haben. Black selber kam relativ spät, erst zu den konträren 68ern in das Boot von Lustspiel, Heimatsaga mit Dramenanklängen und Liebeskomödie gesprungen, eroberte dann aber schnell die Herzen der Frauen und die der zahlenden Kundschaft und sorgte mit eigens zugeschnittenen Filmen die die geeignete Präsentation. Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer, schon im Titel perfekt die Mischung aus Heimweh, Sehnsucht nach einer heilen Welt und der Flucht aus der sonst existierenden wiedergebend:

Als dem Architekten Hannes Cremer [ Roy Black ] von seinem Vorgesetzten und Schwiegervater Breitner [ Rolf Olsen ] aufgetragen wird, den Auftrag von Hotelier Bernhard Klingenberg [ Claus Biederstaedt ] und Frau Luise [ Rut Rex ] auch gegen sein gutes Gewissen durchzuziehen, schmeisst dieser gleich in doppelter Hinsicht hin. Nicht nur, daß er kündigt und zur Auszeit zu seinem Großvater in den Schwarzwald fährt, auch gibt er zuvor seiner Verlobten Janine [ Gracia-Maria Kaus ] den Laufpass. Aus der angestrebten Erholung im Mittelgebirge wird leider nichts, sind nicht nur sein Arbeitgeber, die Geschasste und der Kunde hinter ihm her, sondern trifft er auch auf das vierblättrige Kleeblatt', einem Damenquartett auf dem Weg zu einer Hochzeit, unter denen es ihm besonders die gerade bitterlich enttäuschte Renate Berndorf [ Barbara Nielsen ] angetan hat.

Zum Glück für Black, der erneut seine Lieder, diesmal knapp ein halbes Dutzend an der Zahl zur Handlung und gleichzeitig zum Füllen von Szenerien und zum Kommentar schlechthin besteuert, konnte er nach dem vorjährigen Alter Kahn und junge Liebe ( 1973 ) erneut und ein letztes Mal auf Regisseur Werner Jacobs bauen. Jacobs, ein Spezialist für derlei Melodien voll Nostalgie nach einer zurückliegenden, oder woanders befindlichen, zumindest für den Zuschauer oft erstrebten, aber im Alltag so nicht ausleben könnenden Zeit und Muße, inszeniert das Werk wie so oft mit angenehm entkrampfter Attitüde. Der Kitsch und die Schnulze sind sicherlich da, aber drängen sich entweder nicht zu offensiv in den Vordergrund oder werden insgesamt entspannt, wie nebensächlich und natürlich integriert. Der Glaube und die gute Gesinnung nicht wegweisend vor sich hergetragen, sondern als Normalität gelebt. [ Selbst die Heintje Simmons Abenteuer abseits der sowieso humoristisch und 'reaktionär' angelegten Die Lümmel von der ersten Bank Reihe, also die wesentlich emotionaleren und oft als Rotes Tuch gesehenen Heintje - Ein Herz geht auf Reisen (1969) und Heintje - Mein bester Freund (1970) wurden von Jacobs vergleichsweise souverän gemeistert.]

So kann man sich hier nicht nur, wie erwartungsgemäß und das als Naturkulisse sowieso vorhandenen Prächtigkeiten der Schwarzwälder Landschaftsumgebung, also Wald, Wiesen, Wasserfälle in satter Hülle und Fülle, dem entgegen auch an vergleichsweise schnellem Tempo, gleich mehreren dramaturgischen Verwicklungen und Verstrickungen und manchen (gewöhnungsbedürftigen) Komödienausreißern erfreuen. Selbst die Zeichnung der Figuren, zumindest die der Hauptperson Hannes Cremer und die seiner Verflossenen Janine Breitner sind relativ erfreulich für Genre, Herkunft und Ära. Er will kein Prinzgemahl sein, vertritt hehre Werte und das in ihm gesetzte Vertrauen, aber ohne Aufheben darum zu machen oder überhaupt erst darauf angesprochen werden zu müssen. Sie ist aufgrund ihrer Position mit recht emanzipierten Wesen und so auch dem eigenen Kopf und gesunden Selbstvertrauen gesegnet, was alles zwar wiederum seinem Naturell nach eher der Treusorgenden und "Ja" - Sagenden widerspricht, aber sie trotzdem wesentlich interessanter als die (unfreiwillige) Nebenbuhlerin Renate macht.

Mangeln tut es der Geschichte dann auch genau in dieser Position, ist die aufkeimende Liebe und ihre Problematik im Grunde relativ egal, hält aber natürlich als Faden für die Panoramabilder, der James Last - Untermalungsmusik vom "Das Wandern ist des Müllers Lust", auch den Klängen der gesungenen Schlager-Weisen um "Alle Warten auf das Glück" und "Ich will dich nicht verlieren" und allgemein der Gefühlsbetontheit von Träumen und Hoffen und Bangen her. Ein kleiner, etwas störender, nicht wirklich schmerzhafter Fehlgriff in der ansonsten hieb- und stichfesten Choreographie aus provinzieller Elegie, Umweltbewusstsein, und dem Drang nach lokalem Brauchtum im krisensicheren Refugium. Die Welt – sprich hier der Schwarzwald, da auch von Nichts Anderem außerhalb die Rede nicht ist – , als ein Dorf voller Freiheiten und dem ständigen Wiedersehen von Bekannten im Film und Cameos von Genreschauspielern wie Heidi Hansen, Peter Millowitsch, Hans-Jürgen Bäumler, Ralf Wolter, Franz Muxeneder und Hans Terofal zugleich . Bemerkungen zur wahren Realität wie dem (als witzig gemeinten) Ansprechen zur Ölkrise bleiben in der Unterzahl der Aktualität, vielmehr wird sonst ein Verloschenes, eine Gemütsart wie zu Zeiten der Moselfahrt aus Liebeskummer (1953) gepredigt und gepriesen.

Details
Ähnliche Filme