„In the Spider´s Web“ (2007) ist mal wieder ein Vertreter dieser berühmt-berüchtigten Low-Budget-„Creature Features“, welche regelmäßig auf dem amerikanischen „Sci-Fi“-Kanal ihre Weltpremiere feiern, meist nur einen einzigen (in B-Movie-Kreisen) bekannten Namen auf ihrer Besetzungsliste vorweisen können und allgemein nicht gerade den Ruf hochwertiger cineastischer Qualitätsware genießen. Im Rahmen der „Maneater Series“ von „Genius Products“ und „RHI Entertainment“ auf US-DVD veröffentlicht, wird dieser mit Genre-Veteran Lance Henriksen („Piranha II“/„Man´s best Friend“) in einer tragenden Rolle realisierte Streifen den vorangegangenen (höflich ausgedrückt: eher skeptisch stimmenden) Erwartungen relativ gerecht – allerdings weist er ebenso einen unstrittigen, in seiner dargebotenen Form aber bestenfalls gerade mal genügsam spaßigen Trash-Faktor auf, der sich dennoch zumindest einigermaßen positiv auf den letztendlichen Unterhaltungsgrad auswirkt…
Irgendwo im indischen Dschungel bahnt sich eine von ihrem Führer Brian (Mike Rogers) geleitete, aus den Teilnehmern Gina (Emma Catherwood), John (Cian Berry), Stacey (Lisa Livingstone), Phil (Michael Smiley) und Geraldine (Jane Perry) bestehende, mäßig gut gelaunte Touristengruppe ihren Weg durch die grandiosen Naturkulissen der Region – bis letztere eines Nachts plötzlich von einer beträchtlich großen Spinne gebissen wird und umgehend an den Folgen des ihrem Körper zugeführten Gifts zu leiden beginnt. Mit jeder verstreichenden Minute sieht es zunehmend schlechter um sie bestellt aus – und da es ziemlich klar ist, dass sie es nicht mehr rechtzeitig bis in die nächste, ihrerseits viel zu weit entfernt gelegene Stadt schaffen würde, führt Brian sie alle in ein kleines Dorf ganz in ihrer Nähe, von dem er zuvor mal gehört hat und um das sich etliche mysteriöse Gerüchte ranken. Bewohnt wird die aus nur wenigen Hütten bestehende Siedung von einem Eingeborenenstamm, der Spinnen als göttliche Kreaturen verehrt und scheinbar einem merkwürdigen amerikanischen Doktor namens Lecorpus (Henriksen) dienend untergeben ist. Offensichtlich ein Experte auf dem betreffenden Gebiet, gelingt es jenem infolge dessen, den Zustand der permanent zwischen Bewusstsein und Besinnungslosigkeit wechselnden Geraldine halbwegs zu stabilisieren. Was jedoch keiner von ihnen ahnt, ist dass der Doktor in Wahrheit vollkommen andere Interessen bzw Absichten verfolgt: Gemeinsam mit den Dorfbewohnern lockt er nämlich diejenigen Personen, welche sich tatsächlich mal (zu deren Unglück) in diese abgelegene Gegend verirren, jeweils in eine teuflisch arrangierte Falle, die auf der instinktiven wie aggressiven Reaktion einer ansässigen (riesigen) Spinnenkolonie basiert – betäubt und paralysiert von dem intensiven Gift der Achtbeiner, lagert er fortan die leblosen, auf diese Weise konservierten Körper, um ihnen später (je nach Bedarf) die Organe zu entnehmen und diese dann auf dem Schwarzmarkt zum Zwecke der Weiterfinanzierung seiner Forschung gewinnbringend zu verkaufen...
An einigen ansprechenden Schauplätzen in Thailand gedreht, obgleich die Handlung ja aus irgendwelchen Gründen in Indien angesiedelt ist, profitiert „In the Spider´s Web“ von dem mehr oder minder ausgeprägten Flair seiner exotischen Locations, welche wohlige Abwechslung gegenüber Osteuropa oder dem amerikanischen Hinterland bieten. Statt in einem Lagerhaus, Bunker oder sterilen Labor führt der Wissenschaftler seine Experimente in einer Höhlenkammer unter Tage durch, die regionalen Impressionen (Landschaften, kleinstädtische Straßenzüge etc) werten die sich vor jenen „natürlichen Kulissen“ entfaltenden Szenen in optischer Hinsicht unweigerlich auf – und außerdem lässt sich ganz allgemein festhalten, dass das Produktionsdesign einigermaßen solide ausgefallen ist (von einigen herausstechenden Ausnahmen mal abgesehen). Unabhängig dieser passablen Ausgangsbedingungen gelang es den Verantwortlichen aber leider nicht, ein effektives Maß an Atmosphäre zu erzeugen, was mit Sicherheit unter anderem daran lag, dass gewiss kein echtes Herzblut in dieses Projekt mit einfloss, welches eher wie eine lieblos verwirklichte Auftragsarbeit anmutet. Regisseur Terry Winsor´s („Essex Boys“) Inszenierung ist zwar keinesfalls inkompetent, allerdings in ihrer Art arg farb- und belanglos, also frei von echten Highlights oder einer spezifischen Handschrift – im Prinzip genau so, wie man sich den Look und Stil eines „Made-for-TV“-Movies halt vorstellt.
Lance Henriksen („Near Dark“/„Scream 3“) ist einer dieser Schauspieler, die ich generell gern sehe – egal wie schlecht der betreffende Streifen auch sein mag (vgl. „Mangler 2“, „Mindripper“, „Dusting Cliff 7“ etc). Dies liegt in erster Linie daran, dass er sich selbst in solchen Fällen nie wirklich hängen lässt, sondern sein Ding erhobenen Hauptes durchzieht. Inzwischen sieht man ihm sein Alter (er ist immerhin Jahrgang 1940) recht deutlich an, doch das harmoniert eigentlich sehr gut mit dem Part des nur auf den ersten Blick hilfsbereiten Arztes, dem in Gestalt von langen gelben Fingernägeln an einer Hand zudem noch eine schräge, zum ansatzweise amüsanten Kontext passende Eigenheit verliehen wurde. Lance, der alte Haudegen, agiert okay – ragt aber (nicht nur dank seiner Präsenz und markanten Stimme, trotz einer fern von außergewöhnlichen oder nachhaltigen Performance) dennoch klar aus den Reihen der durch die Bank weg aus „No-Names“ bestehenden übrigen Besetzung heraus. Die relativ unerfahrene Lisa Livingstone (TV´s „Sea of Souls“) ging mir mit ihrem schwachen Spiel bereits unmittelbar nach Filmbeginn ziemlich auf die Nerven, Emma Catherwood („Spirit Trap“/„Undertaker´s Paradise“) ist wenigstens von Natur aus nett anzusehen und hat ihrer (Haupt-)Rolle überdies eine eben solche Ausstrahlung verliehen (irgendwie war sie mir sympathisch). Sie und ihre Cast-Kollegen hinterließen bei mir bloß allesamt einen im Grunde völlig austauschbaren Eindruck – und das nicht nur weil einem ihre emotionslos präsentierten Charaktere von Anfang an absolut egal sind, woran eindeutig das schwache Skript eine große Mitverantwortung trägt.
Die von Gary Dauberman („Blood Monkey“/„Swamp Devil“) verfasste Geschichte nimmt sich deutlich zu ernst für einen Streifen dieser thematischen Ausrichtung – was unheimlich schade ist, denn die passenden Zutaten sind zweifellos allesamt vorhanden, nur wirken sie innerhalb des fertigen Produkts viel zu „trocken“ angegangen, so als hätte man sich nicht getraut, den finalen Schritt in dieser Hinsicht zu vollziehen und sich der Materie bewusst so anzunähern, dass ein von Fans so gern mit den Begriffen „trashy“ oder „campy“ umschriebenes Feeling „offensiver“ aufkommt. Beginnend bei den miesen Dialogen und der unfreiwilligen, leider aber nicht genügend intensiv ausgebildeten Komik, über den unheilschwangeren Rollennamen vom Lance („Lecorpus“) sowie unappetitlichen Keratinplatten auf der Oberseite der Fingerspitzen seiner linken Hand, Krummsäbel schwingenden Eingeborenen mit Spinnen-Tätowierungen auf der Stirn, unglaublich künstlich ausschauenden Weben überall (die „Hängebrücke“ aus jenem „Naturstoff“ gegen Ende ist einfach köstlich), zum Schmunzeln schwachen F/X (sowohl CGIs als auch Blue-Screen-Einstellungen), wie Spinnen geformte Hütten und Felsformationen, die Zugabe eines paddeligen Polizisten und falschen „Klischee-Entscheidungen“, etwa sich inmitten einer sich ungut entfaltenden Situation einfach mal zu trennen, bis hin zu dem Bruder des Doktors, der sein deformiertes Gesicht unter einigen Lagen dichten (Spinnenweben ähnelnden) Materials verborgen hält und dabei derb lächerlich ausschaut – von der abstrusen Organhandel-Thematik mal ganz zu schweigen: Es wäre in meinen Augen so leicht gewesen, daraus insgesamt eine echte „Trash-Granate“ zu basteln – doch nein, Chance vertan! Stattdessen ruft die gesamte Umsetzung einen etwas zu „nüchternen“ Eindruck hervor bzw strahlt einen solchen aus – was natürlich fatal ist, wenn der Inhalt (inklusive seiner inszenatorischen Verpackung) von der Beschaffenheit her schon nicht mit dieser grundlegenden Empfindung übereinstimmt…
Apropos ungenutztes Potential: Wer darauf spekuliert, zumindest pünktlich zum Showdown Zeuge eines Auftritts einer bösartigen Riesenspinne werden zu können, wird ebenso schwer enttäuscht – keine solche Kreatur lässt sich blicken, um den Baddie (und vielleicht einige Nebenprotagonisten) zu fressen. Absolute Fehlanzeige! Restlos alle Exemplare besitzen ihre normale Größe – nur muten diese weder außergewöhnlich ekelerregend noch besonders angsteinflößend an (höchstens für Leute mit Arachnophobie, bloß würden sich jene ein Werk wie dieses eh nicht ansehen). Die für den Dreh verwendeten achtbeinigen Viecher kommen übrigens in unterschiedlichen Variationen daher: Etliche von ihnen wurden kostengünstig am PC animiert, was gerade bei den „Massenszenen“ das Unterdrücken eines Lachens ungemein erschwert, und andere sind klar erkennbar aus Gummi oder Plastik – allerdings gibt es auch einige echte Tierchen, was erwartungsgemäß (nicht nur bei Nahaufnahmen) am besten funktioniert. Meistens griff man jedoch auf verschieden gestaltete Kombinationen zurück, also zum Beispiel drei „reale“ und fünf „künstliche“ gemeinsam in einer Einstellung, was (u.a. angesichts der sich im Zuge dessen offenbarenden direkten Vergleichsmöglichkeit) die erhoffte Wirkung bzw Illusion aber ebenso ein ganzes Stück weit verfehlt...
Fazit: „In the Spider´s Web“ ist beileibe keine filmische Katastrophe – nur mangelt es diesem durchaus solide realisierten und in Teilen gar recht kurzweiligen „Creature Feature“ an diesem vordergründig-spaßigen „so bad it´s good“-Gefühl, welches viel besser mit der abstrusen Story sowie bestimmten Elementen ihrer Umsetzung harmoniert hätte … „3 von 10“ – allerdings nahe der Grenze zur „4“!