Da Frauen es vom Prinzip her gerne warm haben, was spricht dagegen den anvertrauten Stammplatz des heimischen Herdes hin zum fernöstlichen Krisenherd zu verlagern, wo statt Waffeln gebacken mit Waffen geballert wird? Vom Prinzip her nichts, ist die holde Weiblichkeit auch noch freiwillig dazu bereit. Doch der Argwohn sitzt tief: Frauen beim Militär? Da kommt so manch ein Vorgesetzter nicht ganz drauf klar. Doch in Zeiten wo ABC Waffen und selbst die Atombombe kaum noch einen Schrecken verbreitet, muss bösen Buben eben mit anderen Mitteln Paroli geboten werden, die Amazon Force wird gegründet...
Nach einleitendem, mit ironischen Kommentar unterlegten, Archivmaterials echter Kriegsszenen beginnt auch schon die kurzweilige deutsche Actionfilmparodie Amazon Force von Jungregisseur Andreas Eisele. Dieser ist sich im Gegensatz zu manch anderem Amateurfilmer aus hiesigen Landen durchaus bewusst, das man nicht zwingend die gängigen 90 Minuten Länge auf Biegen und Brechen erreichen muss, nur um dann später ein aufgeblähtes Vakuum zu haben, in dem im wahrscheinlichsten Fall die Füllszenen mehr ermüden, denn unterhalten. Somit ist die Dauer von 45 Minuten durchaus angemessen: Recht straff und stringent die Story um zwei Amazonen [schade das die dritte nur einen Kurzauftritt als Waffengeberin hat], die einen größenwahnsinnigen Wissenschaftler samt seiner Armee von Klonsoldaten bezwingen müssen, erzählt.
Ohne wirkliche Längen – Szenen in denen Kuchenrezepte ausgetauscht werden oder sich über süße Jungens ausgetauscht wird tragen mehr zur Erheiterung & leichten Charakteristika der ob Waffen tragenden immer noch im Grunde weiblichen Spezialtruppe bei – geht es an verschiedenen Schauplätzen [Hochhaus, „Insel“, Festung] abwechslungsreich zur Sache. Die Actionszenen gut inszeniert, die schnell geführte Handkamera und die dynamischen Schnitte jedoch nicht anstrengend anzuschauen wie bei zeitgenössischen amerikanischen Produktionen. Der Blutgehalt hält sich dabei aber doch ob zahlreicher Kopfschüsse und Schwerthieben doch arg in Grenzen, so manche Spitze – wie das zwecks Foltergeständnis ziemlich barbarische Zigaretten in den Hoden drücken – findet im Off statt. Bei einer regulären FSK Prüfung dürfte der sympathische Amateurfilm so locker eine 16er Freigabe bekommen. Ergo kein Film für die Splatterfraktion, die dürften bei den restlichen Veröffentlichungen der Maximum Uncut Production Reihe Dark Frame Collection, wie zum Bleistift mit der Knochenwald Trilogie, besser bedient werden.
Aber auch mal schön zu sehen das es nicht immer überfrachtete Gewalteinlagen sein müssen, mit der sich viele Amateurfilme sonst immer „schmücken“. Auch das stringente Erzähltempo gefällt, wenn auch die Story an sich nicht sonderlich ausgeklügelt ist und die Idee mit der wiederbelebten Mumie mich als sattsam guckenden Amateurfilmschauer ein klein wenig an den Neverhorst Film Ingo Jownes und die schlimme Mumie erinnert. Kein wirkliches Manko, denn die Bandage der Mumie sieht wie die restlichen Kostüme ordentlich aus und auch die nette Idee mit den aus den Händen schießenden Laserstrahlen hat passablen Trashcharme. Wobei: Wirklich als Trashfilm geht Amazon Force trotz spaßiger Dialoge [Dr. Dick zu einer der Amazonen: „Wir können uns ruhig duzen, immerhin dürften wir einer Altersklasse sein!“] und des Grundtenors nicht wirklich durch, was jetzt nicht negativ gemeint ist. Freunde von deutschen Amateurfilmen dürften auf jeden Fall ihren Spaß haben.
Denn die Amazonen an sich sind gut besetzt und vor allem Nathalie J. Samelie als „weiblicherer“ Part ist optisch lecker anzuschauen. Ohne Frage: Ellen Koch als Mitstreiterin macht ebenfalls eine gute Figur, aber diese Thelma & Louise Figurenkonstellation aus Harter & Zarter braucht eben eine Dame, die einen Tick mehr Eyecandyqualitäten aufweist. Vom Prinzip her ist es auf jeden Fall immer eine Augenweide, hübsche Frauen in engen Militärklamotten und mit dicken Wummen zu sehen. Und das ist ja hier auch der Fall. Witzig der optische Kontrast auf der Gegenseite, denn die Soldaten der Klonarmee laufen mit Hotpants und Muscleshirts durch die Gegend, ihrem Führer Dr.Dick, gespielt von in den in Szenekreisen bekannten Raoul Schaupp, folgend. Der macht als Bösewicht eine gute Figur, wenn auch kulissentechnisch sein Labor wie auch das Lager auf der Insel doch gerne etwas weniger spärlich hätte ausfallen dürfen. Tja, immer diese Budgetfragen.
Ein Manko, das hier für einen ziemlich bösen Gag verwurstet wird: Knapp 10 Minuten vor laut Cover angegebenem Ende der Spielzeit – Texteinblendung Fortsetzung folgt, der Abspann wird eingeleitet. Erstmal Schrecksekunde. Pause gemacht, PC angeworfen & Lauflänge überprüft. Stirnrunzeln, ab aufs Sofa und Wiedergabetaste gedrückt. Ach, es geht noch weiter. Das hat wirklich gesessen & wie die tolle musikalische Untermalung von Michael Donner sich ziemlich ins Gedächtnis eingebrannt. Auch wenn es noch die oder andere [wenn auch leicht konstruierte] Überraschung gibt: Das Gesamtpaket stimmt im Großen und Ganzen & wer mal Abwechslung zum sonstigen Output der hiesigen Szene braucht sei aufgefordert den Mann für seine nächsten Projekte finanziell zu unterstützen und sich #03 der Dark Frame Collection in sein Amateurfilmregal zu stellen!