Review

Drehbuchautor in Hollywood muß ein Traumjob sein. Denken muß man nicht und eventuell geklaute Ideen ,muß man auch nicht mehr virtuos verschleiern oder unauffällig in die Handlung einbauen, nein, man muß einfach nur möglichst viel klauen und das dann demonstrativ so in die Kamera halten, daß auch dem Dümmsten auffällt, woher eben diese Szene ursprünglich kommt. Sinn und Zweck des Ganzen: die Hoffnung, daß diese Szene genauso wirkt wie in den Originalen...was sie natürlich nicht im Ansatz tut.

Diebstahl 1/ Freispruch aus Mangel an Beweisen bzw. ungeklärter Rechtslage:
Die Hauptgeschichte kann man gar nicht mehr irgendeinem Urheber zuschreiben, da sie so unfassbar überraschungslos abläuft, daß es nahezu schon wieder eine Kunst für sich ist. Es läuft alles exakt so ab wie man es in einer dreizeiligen Inhaltsangabe wiedergeben kann. Deshalb erspare ich mir selbige. Selbstverständlich sterben auch alle die, von denen man sich nach ihrem ersten Auftreten sicher ist, daß sie sterben werden ("Raumschiff Enterprise"-Syndrom) und verpflichtender Weise kämpfen arme, einfache, durch und durch gute Underdogs gegen böse, häßliche, hoch gebildete Gottgleiche; tapferes Opfern und pathetische Gesten inklusive. Ohne zu spoilern dürfte der Sieger hier ziemlich klar sein.

Diebstahl 2/ schuldig wie die Hölle:
Grundsätzlich ist der Film eine ziemlich erbärmliche Hommage an "Apocalypto", da das Grundgerüst nicht mehr und nicht weniger als ein Klon des Mel Gibson Werks ist. Aufgepeppt wird das durch diverse Einschübe aus "Conan", "Herr der Ringe" Piratenschiffe und Kamerafahrten über schneebedeckte Berge, "Rapa Nui" geprägte Bosskämpfe um die Königswürde bzw. das Weib und natürlich die obligatorische, semiorchestrale Standart-Mittelaltermusik, die seit mitlerweile zehn Jahren immernoch genauso klingt wie in "Der 13 Krieger". Abgerundet wird dieser Kopierexzess durch einen Hauch von "Narnia", nicht zuletzt um eine FsK 12 Kontrolle möglich zu machen.

Aber fangen wir doch mal beim Anfang an. 10.000 BC. Allein der Titel ist durchaus amüsant, denn viel 10.000 BC sieht man eigentlich nicht. In der ersten halben Stunde werden eben schnell mal ein paar Mammuts/ Mastodons, ein Säbelzahntiger und ein "Terrorvogel" (hab den paläontologischen Fachbegriff dafür jetzt vergessen) weggefilmt, wobei man hier bereits trefflich darüber streiten kann, in welchem Maß es die Viecher damals wirklich noch gab. Im weiteren Verlauf trifft man auf die Pyramiden von irgendwo, die aber so oder so erst ein paar Tausen Jahre später entstanden sind. Aber gut, streichen wir Realismus, darauf ist der Film auch nicht ausgelegt. Kommen wir zur Haupthandlung, die sich in ihrem optischen Standartfantasy-Schmu nach etwa einer Stunde als verspäteter Prolog zu "Stargate" outet. Es sieht genauso aus, es fühlt sich genauso an und bei der bereits erwänten Faulheit eines durchschnittlichen Drehbuchautoren liegt dieser Schluß gar nicht mal so weit entfernt. Atmosphäre ist onehin Makulatur, da die lustig/pathetisch idealisierte Lebensweise der Menschen eins zu eins dem Neuzeitideal jedes westlichen Durchschnittswählers entsprechen, die Optik eben so ist, wie man meint, daß man sie drehen sollte (nach Begutachtung anderer aktueller Fantasyfilme) und die Dialoge jeder x-beliebigen Teenievorabendserie entsprungen sein könnten. Zwischendurch gibt's natürlich die klassische "Independence Day" Präsidentenansprache in abgewandelter Form, naiv debile Synonyme für Sonne, Mond und Säbelzahntiger (Speerzahn) und spätestens, wenn der nervende 08-15 Gutmenschhauptdarsteller meint zu wissen " entweder es sind Götter oder Überlebende eines versunkenen Landes", dürfte ein Erich von Däniken jubelnd und singend in seinem Kinositz auf und ab gesprungen sein, mit dem Wissen: Ja Mann, ich hab's geschafft...wieder mal. Zu guter Letzt bleibt noch die oberflächliche Liebesgeschichte, die in ihrer Banalität offensichtlich nur als Aufhänger für in die Handlung einzuführende Bad Guys dient. Andererseits taugt sie nicht mal dafür, da die Handlungen sämtlicher Nebendarsteller, aus damaliger Sicht, bzw. (heutiger) europäischer Sicht, kreuz-unlogisch sind. Ebenso wie die lustigen Esotherik und Mystikeinschübe, die eigenartiger Weise immer genau dann eintreten, wenn man merkt, daß unser Freund, der Drehbuchautor, mal wieder irgendeinen Storysstrang gnadenlos gegen die Wand gefahren hat. Also haucht jemand auf der einen Seite der Welt sein Leben aus, um damit einem anderen ca. 10000KM entfernten sein Leben zurückzugeben...und das meine ich jetzt WÖRTLICH.

Dennoch muß ich erstaunt feststellen, daß 10000 BC einer der besten Emmerich- Filme ist. Bei den 4,5 Punkten, die ich vergebe, dürfte das ziemlich viel über meine meine Wetschätzung eines Roland Emmerich's aussagen. Der Film hat eben genau das, was auch italienische 60er Jahre Mantel und Degenfilme haben: Eigentlich nichts, aber er ist im (geistigen) Vorbeigehen ganz unterhaltsam und nervt lediglich auf vernachlässigbarem Niveau. Hinzu kommt die unverwüstliche "wir wandern zum anderen Ende der Welt"- Teilstory, die selbst in der 10000 Neuauflage motivierend ist.

Details
Ähnliche Filme