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Mitte der 90er konnten Demi Moores Filme die Boulevardpresse mit Themen füttern, z.B. würde man die Ehefrau für eine Million verleihen wie in „Ein unmoralisches Angebot“ oder gibt es sexuelle Belästigung auch durch Frauen so wie hier.
Tom Sanders (Michael Douglas) ist ein typischer Manager, beschäftigt bei der Computerfirma DigiCom. Etwas überheblich, stets selbstsicher und klatscht der Sekretärin gelegentlich auch mal mit machohafter Art auf den Hintern ohne sich groß was dabei zu denken. Eine anstehende Beförderung hebt die Stimmung im Hause Sanders, die mit dem gemütlichen Haus, der zufriedenen Ehefrau Susan (Caroline Goodall) und zwei Kindern auch direkt dem US-Familienideal entspricht.
Doch in diese Idylle bricht dann der Zank als der Chef, Bob Garvin (Donald Sutherland), Meredith Johnson (Demi Moore) vor die Nase setzt anstatt Tom zu befördern. Das ist ein gezielter Schlag gegen dessen Hybris, zumal Meredith eine ehemalige Geliebte ist. Die ist immer noch ganz wuschig und will Tom bei einem angeblichen Meeting zu zweit an die Wäsche. Der kämpft eine Weile gegen das körperliche Verlangen, nicht ganz glaubwürdig, aber es reicht in den USA für einen Hauch von Skandal, doch schlussendlich sagt er dann nein.

Am nächsten Morgen behauptet Meredith jedoch er sei zudringlich geworden, worauf man die Sache lautlos bereinigen und Tom versetzen will. Doch der kämpft für seinen Platz in der Firma, selbst als Meredith Hilfe von höchster Ebene bekommt…
Das Thema der sexuellen Belästigung wird in „Enthüllung“ auf wirklich interessante Weise behandelt, denn der Film stellt die Frage, inwieweit alltägliche Belästigung toleriert wird und ob sich durch die Verkehrung der üblichen Rollen im Belästigungsfall etwas ändert. Vor allem die Frauenfiguren (Ehefrau, Sekretärin, Anwältin usw.) mit denen Tom in Verbindung steht, liefern unterschiedliche Ansichten und Einblicke zu dem Thema, wobei „Enthüllung“ sich weder rein auf die männliche noch rein auf die weibliche Seite schlägt, sondern mehr auf die moralische.
Doch vom Thema Belästigung mal ganz abgesehen bietet „Enthüllung“ recht spannende Krimiunterhaltung, denn Toms Kampf um den eigenen Arbeitsplatz wird bald zu einer wendungsreichen Abfolge von Winkelzügen, Listen und Beschuldigungen. So steckt hinter nahezu jeder Aktion mehr, als man anfangs meinen mag und das Verschwörungskomplott geht auch weiter als erwartet. Die Lösung ist zwar ein klassischer Sieg des Helden auf konventionelle Weise, auch wenn das Ende sich ziemlich ironisch gibt und Toms Sieg auf diese Art wieder untergräbt.

Über die gesamte Lauflänge ist „Enthüllung“ auch recht spannend und durch die Einblendung des jeweiligen Wochentages zeigt Regisseur Barry Levinson auf leicht ironische Weise wie eine anfangs scheinbar normale Arbeitswoche zum Psychokrieg ausartet. Unnötig hingegen sind die VR-Spielereien, die rein der Optik dienen, den Film aber nicht wirklich weiter bringen und selbst 1994 nicht der große Stauner waren. Kleinere Längen hat der Film auch vorzuweisen, dafür fällt die Ehekrise im Hause Sanders überraschend klischeearm aus (Susan deckt Tom in der Öffentlichkeit anstatt eine Riesenszene zu machen).
Als Büromanager in Abstiegsgefahr läuft Michael Douglas nicht zu Hochform auf, verkörpert die Rolle jedoch gut, wobei er vor allem die Ladykillererwartungen, die durch Filme wie „Basic Instinct“ geschürt wurden, unterläuft. Demi Moore ist OK, kann aber null Akzente setzen, während Donald Sutherland als wirklich eiskalter Chef jede seiner Szenen an sich reißt und mit Kaltblütigkeit beeindruckt. Die restlichen Darsteller leisten ebenfalls gute Arbeit, wobei vor allem Roma Maffia als schlagfertige Anwältin zu überzeugen weiß.

So erfindet „Enthüllung“ das Thrillergenre nicht neu und ist bisweilen konventionell, doch Barry Levinsons spannende Inszenierung und die interessante Verpackung des nicht so neuen Konstrukts sorgen für gute Unterhaltung.

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