Die FBI-Mitarbeiterin Jennifer Marsh und ihr Kollege Griffin Dowd leiten eine Cybercrime-Abteilung, die sich mit jeder Form von illegalen Aktivitäten im World Wide Web beschäftigt. Bei ihren Streifzügen durchs Internet stoßen die beiden nun auf die Website "killwithme.com", auf der ein Live-Stream gesendet wird, der eine langsam verhungernde Katze zeigt. Jennifer und Griffin können nichts gegen die Tierquälerei unternehmen, denn der Betreiber der Seite hat alle technischen Register gezogen, um seinen Standort zu verschleiern... und ihr Boss Brooks hält es eh für wichtiger, erst einmal die an Menschen begangenen Verbrechen aufzuklären. Dazu erhält das FBI die Gelegenheit, als auf "killwithme.com" ein neuer Stream erscheint, bei dem einem gefesselten Mann der Name der Seite in die Brust geschnitten wurde. Der Entführer hat die Sache perfiderweise so eingerichtet, dass dem Opfer mit der steigenden Zahl von User-Zugriffen auf die Seite immer höhere Dosen eines gerinnungshemmenden Mittels gespritzt werden, was bei einigen Millionen Internet-Gaffern schon bald dazu führt, dass der Mann live verblutet. Das soll dann natürlich nicht der letzte Tote gewesen sein... So sieht es also aus, wenn sich die "seriöseren" Hollywood-Produzenten und nicht die kleinen Independent-Labels an einem Torture-Porn-Hobel versuchen: Alles ist hier ein wenig gelackter, alles ist hier etwas weniger zupackend, und alles ist hier handlungsmäßig eher den typischen Serienkiller-Filmen verschrieben, zu denen man "Untraceable - Jeder Klick kann töten" auch problemlos rechnen könnte... wenn da eben nicht der Modus Operandi des Bösewichts wäre, der neben dem Blutvergießen auch das Vorhandensein einer medien- und gesellschaftskritischen Message rechtfertigt. Dass der Streifen da nur allzu offensichtlich die Sensationsgier des Publikums anprangert (freilich ohne jemals einen so treffenden Kommentar zu dem Thema abzugeben, wie es beispielsweise John Herzfeld mit seinem "15 Minuten Ruhm" getan hat), gleichzeitig aber auch die recht makaberen Tötungs-Methoden geradezu zelebriert, kann man den Machern in diesem Fall beim besten Willen nicht ankreiden, denn ohne diese Szenen gäbe es nun mal keinen Film. Aufgrund des eher moderaten Härtegrads (deutsche Fassung ab 16 uncut) gucken die Splatter-Spasten eh in die Röhre, im Gekröse gewühlt wie bei "Hostel" & Co wird hier nicht. Innerhalb des Sujets rund um superclevere Serienkiller, das ja spätestens seit "Das Schweigen der Lämmer" beim Publikum hoch im Kurs steht, fällt es Gregory Hoblits Film, der insgesamt betrachtet leider keine allzu gute Figur macht, zudem arg schwer, sich gegen solche Konkurrenz wie "WΔZ" und "Anamorph - Die Kunst zu töten" zu behaupten. Eins ist mal sonnenklar, solche gewitzten Thriller wie "Zwielicht - Primal Fear" oder "Frequency" sind dem Mann wesentlich leichter von der Hand gegangen, damit dürften die Zeiten, in denen man sich vorbehaltlos auf eine neue Arbeit von Hoblit freuen konnte, effektiv vorbei sein. Zumal ihm hier auch nicht besonders viel eingefallen ist, wie er aus dem High-Concept-Hook, den die Geschichte zugegebenermaßen noch vorzuweisen hat, über die komplette Laufzeit spannendes Genre-Entertainment basteln könnte. Nach einem ganz passablen Beginn verflacht die Angelegenheit da zusehends und irgendwann ist dann auch der Punkt erreicht, an dem sich das Autoren-Gespann heillos in die ältesten Klischees flüchtet. Tjoa, da hilft alles nix mehr, so wird die Chose leider (noch) unglaubwürdig(er). Wirklich gut gelungen und ein Pfund, mit dem man wuchern kann, ist nur die unglamouröse Performance von Diane Lane, die mal nicht dem Hollywood'schen Jugendwahn verfallen ist und sich ergo jede einzelne Falte im Gesicht radikal ausleuchten lässt. Die ist schon ein ganz anderes Kaliber als die dahergelaufenen Teenie-Tussen anderer Slasher-Filmchen, und die erfahrene FBI-Frau nimmt man ihr auch problemlos ab. Umso bedauerlicher, dass ihr das zusammengestückelte Drehbuch keinen adäquaten Gegenpart zu Verfügung stellt, denn der Internet-Killer, der sich schon schnell als zwanzigjähriges kriminelles Genie entpuppt, scheint da eher den Launen des Skripts unterworfen zu sein, was seine geistigen Kapazitäten anbelangt... oder wieso sonst lässt der sich zum Schluss wieder mal so elendig einfach abservieren? Kurzum, "Untraceable" verhält sich zu seinem offensichtlichen Vorbild "Saw" wie es der Abklatsch "Der Knochenjäger" zu dem wesentliche besseren "Sieben" tut und erscheint dadurch schon völlig belanglos, wenn nicht sogar ein wenig ärgerlich. Und auf den Aha-Effekt am Ende wartet man auch vergeblich, da kommt (außer dem erhobenen Zeigefinger) nix mehr...
4/10