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Xavier Gens zeigt dem europäischen Publikum, daß er es nicht nur versteht, hochglanzträchtige Hollywood-Actioneerer zu bebildern sondern auch noch die guten alten und eben ziemlich europäisch wirkenden Terror-Filmchen, welche in den 70er Jahren den Horrormarkt beherrschten.

Man nehme abgelegenes Hinterland, eine Jugendclique und ein paar blutiger Tötungen Ja, denn hier wird gleich getötet und nicht lange lebendig gefoltert und geschlachtet, wie man nach Sichtung diverser Ausschnitte glauben könnte.

Yasmine, Tom und zwei andere Mitglieder einer Gang aus der Pariser Vorstadt flüchten mit einem Haufen Geld in Richtung niederländischer Grenze, um dort den Unruhen, welche nach einer Präsidentenwahl in der Hauptstadt ausgebrochen sind, zu entgehen. Das Geld stammt dabei aus diversen kriminellen Vergehen.
Zwei von ihnen werden derweil vorausgeschickt, um ein geeignetes Hotel in Grenznähe zu beziehen, während die schwangere Yasmine ihren Bruder Sami in ein Krankenhaus bringen will, welcher lebensgefährlich angeschossen wurde.
Während sie und ihr Freund also Hilfe leisten wollen, finden Tom und sein Kumpel Farid das besagte Hotel und verführen auch gleich die beiden jungen Wirtinnen.
Doch als diese sie zum Familientisch bitten und anschließend der Bruder der beiden mit ihnen reden möchte, wird erst das ganze Ausmaß der Situation klar, in welche sich die beiden und nach Ankunft auch Yasmine und ihr Freund begeben haben.....

Die Darsteller, allen voran Karina Testa, machen das Beste aus ihren dünnen Charakteren. Zwischendurch blitzt zwar immer etwas Kritik an Gefühl und Vernunft auf und auch der Widerstand gegen das verhasste Regime wird dann und wann recht ordentlich dargestellt und erinnert dabei nicht nur einmal an den grandiosen "Haß - La Haine". Unterstützt wird das ganze durch eine blau- und graustichige Optik, welche selbst aus der im Grunde idyllischen ländlichen Landschaft ein Terrorgebiet a la "Texas Chainsaw Massacre" macht.
Bereits nach circa 20 Minuten befindet man sich als "Backwood-Horror- Tourist" auf vertrautem Terrain!

Trotz dieser bekannten Voraussetzungen und auch dem obligatorischen Zusatz von Nazigrusel hat der Zuschauer dennoch immer mal wieder das Gefühl, etwas Neues zu betrachten. Wie Xavier Gens das zustande bringt, ist auch mir ein Rätsel. Auch wenn ich persönlich positiv überrascht war, kein erwartetes Schlachtfest präsentiert zu bekommen ist der Film devinitiv nichts für schwache Nerven!
Die Zutat ist dabei so einfach: Streiche den Respekt vor menschlichem Leben aus dem Drehbuch!
Auch wenn Yasime, der Hauptcharakter, schwanger ist, atmet "Frontier(s)" diese Maxime durch alle Poren. Die degenerierte Familie, die versteckten Kinder, die Unterbringung im Schlachthaus macht immer wieder deutlich, daß hier nichts und niemand mehr Wert hat.
Genau das läßt uns mit offenem Mund dasitzen und warten, wer hier wann das Zeitliche segnet. Die recht unfantasievollen Todesarten bleiben dabei dezent im Hintergrund auch wenn der Film grafisch in die Vollen geht.
Gens legt noch Wert auf die Story und deren Vorantreiben auch wenn sie nicht sonderlich komplex ist.

Neben "High Tension" und "Martyrs" für mich die Spitze des jungen französischen Terrorkinos wo es, stellenweise, um mehr geht als grafische Gewalt und Folter, sondern der pure Psychoterror über den Zuschauer hereinbricht. Das und nur das ist die Existenzberechtigung dieser Filme. Das Wort Unterhaltung kann man mit keinem der drei in Verbindung bringen.
Sie wecken Emotionen wie Angst, Beklemmung und sorgen für feuchte Hände. Damit beweisen uns wieder einmal die Europäer, daß auch sie noch die Klaviatur des Schreckens beim Zuschauer beherrschen können.

So macht sich Xavier Gens das amerikanische Subgenre "Backwood-Horror" zum Untertan!
Da kann man durchaus mal einen Blick riskieren.

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