Hier und heute ein Film aus der Rubrik: Viele Plündereien verderben den Brei...
FRONTIER(S)
Durch etliche Vorschusslorbeeren erwartete ich etwas wie einen gesteigerten „High Tension“, bin aber durch diese Herangehensweise eher enttäuscht worden. Die Franzosen haben es diesmal nicht geschafft etwas Bahnbrechendes auf die Beine zu stellen. Ganz im Gegenteil: Hier werden einfach viele Versatzstücke bekannten Genreklassiker zusammengepackt, kräftig geschüttelt und auf'm „altbewährten“ roten Faden gezogen.
Eine Gruppe flüchtender Teenies wählt als Treffpunkt eine Hotel-Baracke in der frz. „Backwood-Provinz“, und fällt in die Hände einer durchgeknallten Kannibalen-Sippe, die die schwangere Hauptdarstellerin braucht um zum Familienfortbestehen beizutragen...Szenen aus „Texas Chainsaw Massacre“ - „The Descent“ - Storyelemente aus „Timber Falls“ - „Calvaire“- Charaktere aus „Hostel“ etc. Das hat man alles erst kürzlich so ähnlich gesehen...und meist besser!
Damit die Qualität der durchaus dreckigen Atmosphäre ja bloss leidet, wird dieser Genremix leider angereichert mit einer eher zum schmunzeln verleitenden „SS-Cannibal-Family“ incl. Nazi-Parolen (Hört euch mal den frz. O-Ton an), total unlogisch handelnden, strohdoofen Opfern, und 'ner Menge handfester Logiklöcher. *Spoiler* Wieso steigt man auf der Flucht in einen Fahrstuhl, der in eine einem völlig unbekannte Mine führt, anstatt an der Oberfläche zu fliehen? Wenn man schon in so einer kranken Abendgesellschaft steckt, wieso beleidige ich dann noch die Gastgeber? Oder wieso flieht man freiwillig in eine Art „Rostbrat-Telefonzelle“ für Menschen(!) (Haben die das Ding selbst gebaut, oder was ist das überhaupt?) sodaß der fette Schlachter nur noch die Temperatur regeln muss!? Warum werden auf der Flucht aus dem Schweinekäfig lauthals Phrasen wie „Hol' Hilfe..du schaffst es..“ hinterherposaunt. Damit auch ja jeder den Fluchtversuch bemerkt? Einer der „Family-Killer“ scheint unkaputtbar zu sein...etliche Messerstiche oder einen fiesen Vorschlaghammerschlag mitten ins Gesicht scheinen ihn nichts anzuhaben. *Spoiler Ende* So ließe sich die Liste fortführen. Nicht das es in anderen Terror-Movies nicht ähnliche dämliche Szenen gäbe, oder ich auf solche Dinge penibel achte, aber hier kam mir das Ganze echt überfrachtet vor.
Hinzu kommt das der Streifen auch einfach zu lange braucht um die Erwartungen (die man bei dieser Filmgattung nun mal hat) zu erfüllen. Die Einleitung mit den Strassenkämpfen, Banküberfall und Krankenhaus sind eigentlich völlig überflüssig, ohne Bedeutung, und viel zu lang geraten. Die ersten genretypischen Gewalttaten geschehen erst nach satten 45 Min. In der zweiten Hälfte gibt es dann 3-4 derbe Effekte die aber auch nicht mehr genug rausreissen., da sie auch leider nichts Kreatives bieten...
So ist der Film für mich ein eher zwiespältiges Vergnügen geworden. Ein Sammelsurium, ncht wirklich schlecht, aber ohne jegliche erfrischende Ideen oder Überaschungselemente. Von einer Schlachtplatte ist man auch weit entfernt. Um den „gängigen“ Vergleich hier mal zu bringen, ziehe ich „Inside“ bei weitem vor! Atmosphärischer, spannender, brutaler und Realitätsnäher!
Von mir „abgekupferte“ 6 von 10.