"Frontiers" - ein Film, der irgendwie im Magen liegt, wie ein Stück nicht durchgegartes Essen
Das Beste zu Beginn: Der Film hat tolle, harte Szenen, jedenfalls in der Uncutversion, aber auch dort sieht man die wohl beste Szene des Filmes, die in dem Tunnel, durch den zwei Freunde zu fliehen versuchen. Der erste der beiden bleibt stecken, fängt an zu weinen und nach seiner Mama zu rufen, während der andere versucht, ihn zum Weiterkriechen anzuspornen, denn von hinten droht Gefahr. Als ich die Szene zum ersten mal sah, musste ich den Film ausmachen - auch aufgrund eigener Erfahrungen mit klaustrophobischen ausweglosen Situationen. So tief wie in dieser Szene, hat mich der Film nicht mehr berührt.
Besonders der erste Teil ist unstimmig.
"Frontiers" spielt in Europa, es werden sogar politisch aktuelle Szenen aus Frankreich (Unruhen der Jugendlichen in den Vororten) mit eingebaut. Das ist gut, so fühlt man sich später tatsächlich irgendwie aus der Realität gerissen. Denn auf der Flucht vor der Polizei finden einige der "Jugendlichen" in einem abgelegenen Hotel einen Unterschlupf. Und hier bricht der Film total weg.
Zeichnet sich besonders das französische Kino durch eine "europäische Bildästhetik" aus (Vidocq, Purpurnen Flüsse, Pakt der Wölfe, etc.), so wird das Hotel und vor allem die darin lebende Familie wie in einem Backwood-Slasher von Rob-Zombie dargestellt. Die Dialoge sind grottenschlecht, platt und sehr prollig. Das turnt ab, eine erste Enttäuschung macht sich breit.
Die Idee, dass der Anführer der Familie ein ehemaliger Nazi ist, ist druchaus witzig und passend, aber hier wird nahezu alles verspielt, um Glaubhaftes, Ernstahftes oder speiziell Nazibedrohliches aufzubauen - das gleiche wäre auch passiert, wenn der Opa kein Nazi wäre. Gleichzeitig ist die Inszenierung der Nazifamilie aber auch nicht überdreht genug, um es als Persiflage innerhalb eines Horrorfilms zu sehen. Denn nur im Ansatz wird der neue "Übermensch", den der Opa zu züchten versucht, durch die Ergebnisse seiner "Kreuzungen" karikiert.
Im zweiten Teil des Films, wenn die Hauptfigur allein auf sich gestellt ist, weil alle ihre Freunde mittlerweile ein blutiges Ende gefunden haben, wird der Film ruhig. Es gibt schöne Szenen, die sich Zeit nehmen, die Ausweglosigkeit der Hauptfigur auch in Ruhe zu erklären. Zwischendrin und am Ende geht es dann nochmal rund und viel Blut fließt.
"Frontiers" scheint nicht genau zu wissen, was er ist: ein eurpäischer Horrorfilm, oder ein in Europa produzierter "American Slasher". Das ist tarurig, denn vor allem die Franzosen wissen, wie man gut und interessant inszeniert. Das ist streckenweise auch in "Frontiers" zu sehen (Tunnelszene), aber eben nicht über die komplette Distanz des Filmes, die sowieso zu lang ist. Ein paar dumme Dialog raus und schon hat man ein straff erzähltes Filmchen. So funktionierte es in "Inside" oder in "High Tension".
Fazit:
Was bleibt von "Frontieres" außer dem Gefühl des ungegarten Essens im Magen? Nicht viel. Ein paar tolle Szenen, vor allem die im Tunnel, bleiben einem im Gedächtnis. Ansonsten geht vieles verloren, weil man es eh schon tausend Mal gesehen hat. Vielleicht nicht besser, aber durchaus innovativer. "Frontiers" ist ein durchnittlicher Horrorfilm, der das französische Horrorkino einem breiten Publikum zugänglich zu machen versucht. Bei mir hat es nicht funktioniert.
5/10 Punkte