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Da ist sie nun, die französische Antwort auf "Texas Chainsaw Massacre" und "Hostel" - und sie liegt irgendwo im Nirendwo an der belgisch-französischen Grenze auf einem alten Bergbaugelände. Um aktuell zu sein, strickten sich die Macher um Regisseur Xavier Gens ("Hitman") fluchs einen politischen Background um rechtsgerichtete Unruhen in Pariser Vorstädten zurecht, um letztlich die übliche Ladung Jungdarsteller nach einem mißglückten Banküberfall auf übellaunige Folterkneckte und ihre gewetzten Messer loszulassen.
Um dem politischen Pseudokontext noch eins draufzusetzen, hat man es bei "Frontiere" nun weder mit slowakischen Hostel-Hinterwäldlern noch mit texanischen Kettensägenschwingern zu tun, sondern in klassisch altmodischer Feindbild-Manier mit bösen, inzenstiösen Sadisten-Altnazis, deren durchgeknallter Familien-Clan rund um Götz und Karl "von Geisler" sich offenbar bereits jahrzehntelang unbemerkt an unachtsamen Touristen vergeht und diese in der hauseigenen Schweineschlachterrei zu gepökeltem Allerlei verarbeitet.

"Frontiere" ist eines sicherlich nicht: Die Neuerfindung des Horrorgenres. Und auch wirklich ernstnehmen kann man das bisweilen extrem brutal-sadistische Treiben spätestens dann nicht mehr, wenn Altnazi von Geisler im gebügelten Baunhemd bei ebenfalls in verschiedensten Uniformen angetretenen Familienmitgliedern seine französisch-gebrochendeutsche Tisch-Predigt über "Reines Blut" ablässt. Doch diese grotesken Momente des Schmunzelns sind insgesamt deutlich in der Minderzahl. Über weite Strecken hat der geneigte und hartgesottene Horrorfan es hier mit einer atmophärisch wunderbar dichten und stimmig gefilmten Hardcore-Schlachtpalette zu tun, deren bluttriefende Auswüchse jedem Jugendschützer die Zehennägel zu Berge stehen lassen dürfte.

Schnell erkennt der erfahrene Genrefan das klassische Handlungsmuster: Zunächst wird die vierköpfige Party in den beklemmenden Kulissen der stillgelegten Mine sowie der dazugehörigen ländlichen Gebäude dezimiert und als schließlich alles verloren scheint, kommt die blutige Abrechnung mit Götz und co. So und nicht anders läuft ein solcher Film ab! Die Rahmenhandlung des Banküberfalls und der politischen Unruhen ist im Grunde reines Füllmaterial und spielt alsbald keine Rolle mehr. Aber was solls, so manche ähnlich gelagerte Produktion hat mit zähen und eher sinnfreien Einleitungen weit mehr Zeit verplempert.
Auch wenn "Frontiere" letztlich somit die typische 0815-Handlung aufweist, so gibt gerade die inzestgebeutelte Nazibrut dem Ganzen doch einen gewissen Pepp, der zwischen absurder (gewollter?) Komik, dem nackten Grauen und beinahe vergessen geglaubten Feindbildern munter hin und herschwankt.

Zusammen mit den hervorragend ausgesuchten, unverbrauchten Kulissen und dem recht hohen Tempo des Films ergibt sich mit dem französischen Genrebeitrag "Frontiere" ein zwar nicht innovativer und übermäßig logischer, aber dennoch prächtig unterhaltender Brutalotripp, der jedem, der "Hostel", "TCM", "High Tension" und co. mochte, ein passagenweise hochspannendes und beklemmendes Vergnügen bereiten dürfte.
Für meinen Geschmack zog sich zwar das Finale letztlich vielleicht etwas zu sehr in die Länge und auch manche der schrägen Momente rund um Naziopa Geisler hätten wegfallen können, aber das ganze morbide Gemetzel zwischen Minenschacht und zugeschissenem Schweinestall entwickelt eine solche Intensität, dass derartige kleine Unebenheiten nicht übermäßig ins Gewicht fallen. Das Gefühl völliger Hilflosigkeit und lähmender Einsamkeit wird bei "Frontiere" so gereifbar wie bei kaum einem anderen Genrebeitrag, weswegen in qualitativer Hinsicht Rohrkrepierer wie "Hostel 2" im direkten Vergleich gnadenlos untergehen. Pluspunkte gibts zusätzlich auch noch für die nett gecasteten Darsteller und den attraktiven Soundtrack.

Fazit: Dieser Film wird wohl die Meinungen spalten. Technisch toll umgesetzt und von brachialer Härte durchzeichnet dürfte Xavier Gens düstere Terrorgranate "Frontiere" aber aufgrund seiner letztendlichen, mittlerweile leider fast schon genretypischen Banalität und dem sicherlich so Manchem sauer aufstossenden Altnazi-Balast einige filmkritische Prügel einstecken.
Dennoch: Wer auf beinharte und vor allem spannende Backwood-Schocker mit Effekten der blutigsten Kategorie steht und nicht jedesmal eine revolutionäre Idee benötigt, der sollte in jedem Fall einen Blick riskieren!

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