Versuch einer objektiven Kritik…
1963 war es, so will man es uns glauben machen, noch üblich, daß eine ganze Familie ihren Sommerurlaub in einem Feriencamp verbringt. Schrecklich, so als Teen mit den Eltern unterwegs sein zu müssen…vor allem wenn der Papa Arzt ist von Jerry Orbach gespielt wird. Baby, die in Wirklichkeit Frances heißt, hat es also nicht leicht, was sich zu Beginn des Films vor allem darin zeigt, daß ihr Mund offen steht und die Rehäuglein gar zu lieblich dreinblicken. Abends dann war Animation angesagt, so muß man sich heute die Hölle vorstellen, mit seltsamen Spielchen und komischen Einlagen. Auftritt von Johnny, der in Wirklichkeit Johnny heißt und seinen Tänzern, der für Baby wie ein Wesen aus einer anderen Welt wirkt. Dumm nur, daß Johnnys Partnerin plötzlich schwanger ist – Sekundenschwangerschaft ist dafür wohl der passende Begriff – und die Gruppe um ihren nächsten Auftritt bangen muß, der ein Vortanzen erfordert. Aber Baby sieht diese Gelegenheit als Chance, ihrem öden Dasein zu entfliehen und bietet sich als Aushilfe an. Es folgt ein Crash-Kurs „Tanzen für Anfänger“, Johnny kriegt den Job und verliebt sich obendrein noch in Baby. Aber was nicht sein darf kann auch nicht sein, und so versucht man in mehreren haarsträubenden Nebenplots dafür zu sorgen, daß Johnny des Camps verwiesen wird. Aber wahre Liebe kennt keine Grenzen und gibt niemals auf, und so sehen wir Baby und Johnny bei der Abschlußveranstaltung mit dem Segen von Babys Eltern in ein besseres Leben hineintanzen.
Man kann es noch so sehr versuchen, aber objektiv bleiben fällt hier wirklich schwer. Was wunders nimmt, ist der große Erfolg dieses insgesamt klischeebeladenen und drehbuchschwachen Films, der aber anscheinend die Herzen von Millionen weiblicher Teens erobern konnte. Ganz schlimm wird es, wenn Patrick Swayze anhebt zu singen und versucht, richtig cool zu sein, aber wer ergründet schon die Gedanken der Damenwelt…wir Männer nachweislich nicht. Schauspielerisch gibt es insgesamt nichts Gutes zu vermelden, aber man sollte sich natürlich fragen, was man hier erwartet…dann sind die Grenzen schon vorgesteckt. Es ist ein Tanzfilm, der versucht, die ausbrechenden Gefühle eines jungen Mädchens mittels lateinamerikanischer Rhythmen auf die Leinwand zu transportieren, und zur Ehrenrettung des Films darf gesagt werden, daß die Musikauswahl getrost als gelungen bezeichnet werden darf, wenngleich man bei der Auswahl der Musikstücke sich gerne auch mal in die Zeit der Achtziger verirrt, was den guten Eindruck natürlich trübt.
Getrübt wird der Gesamteindruck des Films allerdings in besonderem Maße durch das furchtbar schlechte Drehbuch, welches aber auch wirklich gar kein Klischee ausläßt und mittels der groben Moralkeule auf den Zuseher eindrischt. Sex vor der Ehe führt zu Schwangerschaft, die reichen Jungs wollen alle nur das eine, der Vater ist ein Moralapostel, Tanzen eine Sünde…jaja, das prüde Amerika, hier sehen wir es wieder von seiner schlechten Seite. Die Tanzeinlagen sind insgesamt eher der Habenseite zuzuordnen, gerade das erste Training von Baby darf mit einem Kampftraining von van Damme verglichen werden, ist nämlich ebenfalls recht komisch anzuschauen.
Aber wie man es auch dreht und wendet…der Film ist über den Daumen gesehen doch zu schwach, um über die Vier-Punkte-Hürde zu kommen, es hapert an vielen Enden, Filmfehler obendrein, und grade dem Tanz wird zugunsten einer Liebes- und Gesellschaftsgeschichte zu viel Raum geopfert. Ist doch eher ein Film für die Damenwelt und erfordert recht viel Toleranz und Durchhaltevermögen…vor allem, wenn Her Swayze singt, uhhh. 4/10.