Obgleich „Night of the living Dead” (1968) beileibe nicht der erste „Zombie”-Streifen der Geschichte war, prägte und definierte jenes von George A. Romero inszenierte Werk fortan das betreffende Subgenre und erwarb sich infolge dessen, in erster Linie aus dem zuvor genannten Grund, recht schnell den Ruf eines filmischen Meilensteins sowie echten Klassikers. 1978 veröffentlichte Romero „Dawn of the Dead“, ein hochwertiges und wiederum (zumindest in mancherlei Hinsicht) wegweisendes Sequel, bevor er diese als Trilogie angesehene Reihe in Gestalt des mäßigen (und nicht unbedingt erfolgreichen) dritten Kapitels „Day of the Dead“ 1985 abschloss. 1990 drehte Tom Savini – in mehr oder minder stark ausgeprägter Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Wegbegleiter Romero – ein erstaunlich anständiges Remake von „Night“, wonach es erst einmal relativ ruhig in diesem Bereich der Horror-Ecke wurde, bis das junge Kreativ-Gespann Zack Snyder (Regie) und James Gunn (Skript) mit ihrem hervorragenden 2004er „Dawn of the Dead“-„Re-Imagining“ das Zombie-Subgenre endlich (vollwertig) im neuen Millennium ankommen ließ. Eine der „Nebenwirkungen“ ihres Erfolgs war auch die Wiedererweckung von Romero´s inzwischen klinisch toter Karriere, der in ihrem Fahrwasser nun (erneut) die Gelegenheit und Ressourcen erhielt, weitere Projekte dieser Art anzugehen – nämlich (bislang) die aufgeblasene Enttäuschung „Land of the Dead“ (2005) sowie den angeblich ziemlich gelungenen (von aber mir noch ungesehenen) „Diary of the Dead“ (2007)…
In Anbetracht dieser Entwicklung schien die Bekanntgabe einer „Day of the Dead“-Neuversion im Grunde bloß nur noch eine Frage der Zeit. Ein „Problem“ markierte allerdings die nicht unerhebliche Gegebenheit, dass sich die Rechte an dem Material in den Händen der Low-Budget-Schmiede „Taurus Entertainment“ befanden, welche 2005 bereits die unheimlich schwache (Pseudo-)Fortsetzung „Day of the Dead 2: Contagium“ hervorgebracht hatte. Entsprechend war es weder möglich, auf das sich als überaus kompetent erwiesene „Dawn“-Team zurückzugreifen noch andere (inhaltliche wie zunftgemäße) Verknüpfungen zu jener Produktion herzustellen. Berechtige Zweifel waren demnach schon im Vorfeld angebracht – doch hörten sich etliche der ersten Details gar nicht mal so verkehrt an: Die Vorlage lieferte Jeffrey Reddick („Final Destination“), als Regisseur verpflichtete man den erfahrenen Routinier Steve Miner, welcher zuvor immerhin geachtete Titel wie „Friday the 13th 2&3“, „House“, „Warlock“, „Lake Placid“ und „Halloween H20“ realisiert hatte, und als Drehort wurde das kostengünstige Bulgarien ausgewählt, um auf diese Weise die in Zusammenarbeit mit „Millennium Films“ aufgebrachte (nicht unerhebliche) Summe von ca. 18 Millionen Dollar ein zusätzliches Stück weit besser ausschöpfen zu können. Rund drei Jahre gingen seither ins Land, in denen nicht gerade viele Informationen an die Öffentlichkeit gelangten – von einem mittelprächtigen Trailer und der unheilschwangeren Ankündigung des Verzichts auf einen Kino-Start mal abgesehen. Im April 2008 feierte das Werk schließlich seine Premiere direkt auf dem amerikanischen „Home Entertainment“-Sektor – und weist dabei ein DVD-Cover auf, das ich im ersten Moment für einen schlechten Scherz hielt, da mir schlichtweg nicht in den Kopf wollte (und im Prinzip noch immer nicht will), wie jemand allen Ernstes auf diesem einen sich menschliche Überreste erbrechenden Zombie platzieren konnte…
Die Handlung setzt in der ländlichen Kleinstadt Leadville (Colorado) ein, in welcher sich diverse Einwohner mit einem hoch ansteckenden Virus infiziert haben, der bei den Betroffenen Grippe-ähnliche Symptome hervorruft. Um eine Ausbreitung zu verhindern, hat die US-Regierung umgehend Einheiten der Armee und Nationalgarde mobilisiert, deren Angehörige das gesamte Gebiet nun weiträumig abriegeln und alle in der Sicherheitszone verbliebenen Personen unter Quarantäne stellen. Manche scheinen so etwas wie eine natürliche, sie vorm Befall bewahrende Immunität zu besitzen, während es den anderen etappenweise permanent schlechter geht. Erstere können sich jedoch nur bedingt glücklich schätzen, denn als sich die Infizieren urplötzlich (bei Erreichen einer spezifischen Mutationsstufe der im Körper eingenisteten Erreger) in an Zombies erinnernde Geschöpfe verwandeln, die äußerst aggressiv reagieren sowie von einem unbändigen Heißhunger auf Menschenfleisch getrieben werden, müssen sich die bis dato „Verschonten“ mit aller Kraft gegen wahre Angreiferhorden erwehren, unter denen sich (unweigerlich) auch Freunde, Verwandte und Kameraden befinden, für die offenkundlich jede Hilfe bzw Rettung zu spät kommt…
Wie man meiner (bewusst vage gehaltenen) Inhaltsangabe bereits entnehmen kann, unterscheidet sich die Story dieser „Day of the Dead“-Version deutlich von Romero´s „Original“ und mutet eher wie eine Art Prequel an, weshalb es meiner Meinung nach genauso unnötig wie unsinnig ist, beide Filme (mehr als grob) einander vergleichend gegenüberzustellen, um auf jene Weise etwaige Unterschiede und Verfehlungen aufzuzeigen. Ja, eine Reihe Gemeinsamkeiten sind vorhanden – etwa einige Rollennamen, die Anwesenheit eines „domestizierten“ Zombies (der hier „Bud“ heißt) oder ein weitläufiges unterirdisches Bunkersystem als Schauplatz bestimmter (vorliegend rein auf den Showdown begrenzter) Ereignisse – allerdings reichen diese beim besten Willen nicht aus, um den Streifen unter dem Begriff „Remake“ durchgehen zu lassen, weshalb man ihn keinesfalls als ein solches betrachten sollte, schon gar nicht in einem auch nur ansatzweise strikten Sinne. Das gesamte Genre diente Drehbuchautor Reddick als Inspirationsquelle für seine Vorlage – an zahlreichen Stellen lassen sich verschiedene unverkennbare, zum Beispiel der „Resident Evil“-Franchise entnommene Motive, Zitate und Anspielungen ausmachen. Frei von Ambitionen und satirischen Spitzen, leicht an einer drückenden Grundstimmung, dafür hingegen erstaunlich reich an Action und Gewalt, hält sich der Verlauf nicht groß mit unnötigen Hintergründen oder Subplots auf, sondern legt unmittelbar nach Beginn ein angenehm hohes Tempo vor und hält dieses dann erfreulicherweise bis zum Einsetzen des Abspanns aufrecht. Nach gerade mal knapp 20 Minuten bricht in dem ehemals beschaulichen Örtchen das totale Chaos aus, worauf sich ein ereignisreiches Set-Piece (in einem Krankenhaus, Radiogebäude, Straßenzug, Waldstück, Bunker etc) nahtlos ans nächste reiht und so das Aufkommen von Langeweile effektiv verhindert – zweifelsohne ein nicht zu verachtender Faktor Schrägstrich Pluspunkt.
Angesichts der Gegebenheit, dass es keinerlei Charakterentwicklung zu verzeichnen gibt und den allesamt recht stereotyp daherkommenden Protagonisten letzten Endes nicht viel mehr abverlangt wird, als tatkräftig um ihr Überleben zu kämpfen, kann man sich über die getroffenen Casting-Entscheidungen wahrlich nicht beschweren. In der Hauptrolle ist die süße Mena Suvari („American Beauty“/„Stuck“/„American Pie“) zu sehen – eine reizvolle Wahl, da sie normalerweise nicht unbedingt dem in der allgemeinen Vorstellung verankerten Bild einer ausgebildeten Soldatin entspricht, hier aber als Corporal Sarah Bowman auftritt, welche ausgerechnet mit der Sicherung ihres Heimatstädtchens beauftragt wird und daher erwartungsgemäß schonmal private vor dienstliche Interessen stellt. Rasch entwickelt sie sich zu einem annehmbaren, sich der Lage entschieden stellenden und (vor allem) clever vorgehenden Sympathieträger. Mena macht ihre Sache anständig und vermag zu überzeugen – außerdem sieht in der Realität auch nicht jedes weibliche Mitglied der US-Streitkräfte wie Demi Moore in „G.I. Jane“ aus. Als ihr Vorgesetzter („Captain Rhodes“) bringt der mit Sicherheit nur aufgrund seiner Beteiligung an Snyder´s „Dawn“ verpflichtete Ving Rhames („Pulp Fiction“/„Con Air“) seine nicht mehr als fünf Minuten Screen-Time solide über die Bühne – an deren Ende schließlich das „Guilty Pleasure“ wartet, ihn in einem desolaten körperlichen Zustand (u.a. ohne Beine) beim Herausreißen und Futtern seines eigenen Augapfels beobachten zu dürfen. Michael Welch („All the Boys love Mandy Lane“) verbleibt als Sarah´s Bruder Trevor ziemlich blass, AnnaLynne McCord (TV´s „Nip/Tuk“) ist heiß und macht selbst mit ner AK-47 in Händen eine gute Figur, Ian McNeice („White Noise“) mimt einen „pfundigen“ Rundfunk-Moderator und Stark Sands („11:14”) ist als junger Rekrut „Bud“ Crain mit von der Partie – letztere agieren jeweils okay, nur halt nicht irgendwie herausragend oder weiter der Rede wert. Nick Cannon´s („Drumline“/„Bobby“) Beteiligung entpuppt sich derweil als ein zweischneidiges Schwert: Er verkörpert den „typischen urbanen Afroamerikaner“, der ständig einen „lockeren“, oftmals die Nerven des Publikums strapazierenden Kommentar auf Lager hat – nur grenzt diese zur Schau gestellte Attitüde deutlich an eine gar nicht mal abwegige Parodie auf derartige Parts (Stichwort: „Token Black Guy“) und harmoniert so, inklusive solcher Dinge wie dem beidhändigen Schießen, Wegkicken von abgetrennten Köpfen oder einer Überempfindlichkeit für tendenziell rassistische Sprüche, ganz nett mit dem vorhandenen Augenzwinkern des gesamten Werks. Sein Tod folgt übrigens prompt nach dem in die Runde geworfenen Einwand „Why do white People always want to split up?!“…
Technisch gesehen handelt es sich bei den in diesem Film Amok laufenden „Kreaturen“ um gar keine Zombies (im klassischen Sinne), denn die betroffenen Personen fallen einem vom Militär ursprünglich als biologischen Kampfstoff entwickelten, den Feind eigentlich für mehrere Stunden außer Gefecht setzen sollenden Virus zum Opfer, welcher allerdings nicht die erhoffte Wirkung zeigte, stattdessen mutierte und zu allem Überfluss (über die Luft verbreitet) aus der unterirdischen Forschungseinrichtung entwich sowie im nächsten Schritt die im nahe gelegenen Leadville ansässigen Menschen infizierte. Diese beginnen infolge dessen an Grippesymptomen und Nasenbluten zu leiden, bis später irgendwann das Gehirn aussetzt und sie nur Sekunden darauf mit glasigen Augen, unschönen offenen Hautstellen im Gesicht sowie einem unstillbaren kannibalistischen Drang zu neuem „Leben“ erwachen. Eine „CSI“-artige Simulation, wie sich die Zellen im Körper verändern, ließ mich in erster Linie genauso eher schmunzeln wie die schlagartige „Verwandlung“ an sich – aber hey, zumindest reichert das den unverkennbaren Spaß-Faktor zusätzlich an. Egal wie man diese Geschöpfe nun auch immer bezeichnen mag, legen sie fortan ein strikt zielgerichtetes Verhalten an den Tag und warten mit extrem gesteigerten, eventuell durch die unkontrollierte Adrenalinausschüttung (im Ansatz) erklärbaren Kräften auf, welche sie im vorliegenden Fall (u.a.) dazu befähigen, außergewöhnlich weit zu springen und/oder schnell zu laufen (vgl. „28 Days later“). Persönliche Anmerkung: Allgemein empfinde ich es als förderlich fürs Genre, dass die lahmen „Schlafwandel-Zombies“ der „Romero-Ära“ in diesem neuen Jahrtausend inzwischen weitestgehend diesen „flinken“ Vertretern gewichen sind, da die von ihnen ausgehende Geschwindigkeit und Brachialgewalt den generellen Grad an Bedrohung und Spannung deutlich erhöht. Ferner wurde die bereits in anderen Projekten angerissene Idee erneut angegangen, dass kürzlich erst „verstorbene” Exemplare ja im Grunde genommen auf bestimmte Gedächtnisfetzen und Verhaltensmuster zurückgreifen können müssten – selbst wenn dies nur rein instinktiv geschieht. So werden wir Zeuge, wie ein „einstiger“ Vegetarier sich weigert, (Menschen-)Fleisch zu verspeisen, vertraute Stimmen noch immer erkannt werden oder „ehemalige“ Soldaten (natürlich unkoordiniert) weiterhin mit ihren Waffen zu hantieren versuchen. Was man mit dem Begriff „Evolution“ umschreiben könnte, sollte jedoch nicht zu überstürzt vorangetrieben werden – was hier allerdings unglücklicherweise geschah: Ohne Begründung ist es diesen Zombies auf einmal möglich, für kurze Momente die Schwerkraft zu überwinden und sich entlang der Wände oder gar Decke zu bewegen („Spiderman“ lässt grüßen) – des Weiteren zerplatzen ihre Köpfe, wenn sie Flammen direkt ausgesetzt werden. Ähm, ja. Diese (scheinbar willkürlich auftretenden) Übertreibungen wirken nahezu lächerlich in ihrer präsentierten Art, zumal man sich zu keiner Zeit bemüht hat, sie in irgendeiner Form zu begründen oder überhaupt mal zu thematisieren…
Handwerklich weist der Streifen mehrere arg offensichtliche Verfehlungen auf – wobei in der Hinsicht wohl vorrangig der Einsatz etlicher CGI-Zusätze zu nennen wäre: Zwar griffen die Verantwortlichen angenehm häufig auf „traditionelle“ Effekte zurück (Latex-Wunden, abgerissene Gliedmaße etc), welche sich ihrerseits durchaus sehen lassen können, ergänzten diese allerdings recht oft um aus dem Computer stammende Zusätze, die zum Teil völlig unnötig anmuten (massig animiertes Blut) und zudem qualitativ stets zwischen „geht so“ (Einschüsse) und „ziemlich mies“ (Feuer) schwanken. Brutale Szenen gibt es jedenfalls zuhauf und bis zum Abwinken, was die Gore-Hounds da draußen relativ zufrieden stellen dürfte, zumal die meisten Details nicht von übermäßig ungestümen Schnittfolgen verschluckt werden. Insgesamt erweckt der vorherrschende Look, forciert von diversen uninspirierten Kamera- und Editing-Mätzchen sowie der nicht sonderlich geglückten „Zeitraffer-Verwendung“ in verschiedenen Sequenzen, gelegentlich einen etwas „kostengünstigen“ Eindruck, den ich aber auch nicht (negativ) überbewerten möchte. Regisseur Miner verlieh den Geschehnissen einen auffällig „altmodischen“ Touch, was bereits beim Einstieg beginnt (Teens, die sich in einem verlassenen Gebäude im Wald zum „Rummachen“ treffen) und sich dann inhaltlich wie inszenatorisch durch den gesamten Verlauf zieht. Darüber hinaus arrangierte er einige coole Einstellungen (wie als eine Gruppe Zombies simultan aus der oberen Fensterreihe der Klinik springt) und griff auf bestimmte Situationen zurück, die seit jeher einfach Laune verbreiten – á la einen Abstecher in den gut bestückten örtlichen Waffenlanden mit anschließender Nutzung der breiten Palette an „Verteidigungsmitteln“ (Klingen, Flinten, Pistolen, Gewehre). Routiniert setzte Miner das ihm gelieferte Skript um – bloß liegt genau dort ein zentrales Problem, denn es sind die Schwächen der oberflächlichen und schlichtweg zu viele abgenutzte Motive aufweisenden Vorlage, die letztendlich ein dauerhaftes und umfassendes Ausschöpfen des evidenten Unterhaltungspotentials verhindern. Natürlich ist mir die Tatsache bewusst, dass man B-Movie-Trash wie diesen nicht unbedingt penibel unter die Lupe nehmen sollte – doch so manch ein Logikaussetzer, lahmer Zufall, üble Dialogzeile oder geistesarme Entscheidung hätte nun wirklich nicht sein müssen…
Fazit: Alles in allem handelt es sich bei „Day of the Dead“ (2008) um einen recht kurzweiligen, artverwandte „DTV“-Ware überlegenen, einen eigenwilligen Sinn für Humor sowie eine ansprechende Menge an Action und Gore aufweisenden Trash-Streifen, der mich irgendwie unweigerlich an Uwe´s „House of the Dead“ erinnerte und mit Romero´s 1985er Film so gut wie nichts gemein hat, weshalb übrigens auch in den Credits keinerlei Bezug zu jener Produktion hergestellt wird …
„5 von 10“ – nahe der Grenze zur „6“!