Review

kurz angerissen*

Ein Mann stolpert blutend aus der Wohnung eines anderen Mannes ins Treppenhaus, fällt die Stufen hinab und erliegt seinen Verletzungen. Das zu Anfang noch rätselhafte, klassisch arrangierte Kriminalereignis nutzt Marcel Carné als Aufhänger für eine sorgsame, gleichwohl jederzeit depressiv angelegte Rückblendenerzählung, die aufdeckt, wie es zu der Tat kommen konnte. Die nächtliche Inszenierung und die ausweglose Grundkonstellation des erzählerischen Rahmens lässt die Rückblenden, zunächst ausgeschmückt wie bei einem Romantikfilm, in einem wesentlich dunkleren Licht erscheinen als sie zu sein vorgeben. Mit jedem Puzzleteil ergibt sich eine moralisch zunehmend komplexer werdende Vorgeschichte. Die Zeit verfliegt, während Carné die Kausalitäten zurückverfolgt. Das Hier und Jetzt, in dem sich Jean Gabin in seinem Apartment verbarrikadiert und dem ungeliebten Publikum auf dem anliegenden Platz seine Verzweiflung entgegenschreit, vergeht im direkten Vergleich wie in Zeitlupe. Der Filmtitel wird so zur Metapher für den nahenden Tod, der Tageszeitwechsel, der den markanten Schauplatz mit jeder Minute in ein neues Licht taucht, betont die Irreversibilität der Handlungen und unterstreicht umso mehr deren Hoffnungslosigkeit. Insofern ein zutiefst ikonischer Vertreter des Poetischen Realismus mit besonderer narrativer Dichte und Sorgfalt.

*weitere Informationen: siehe Profil

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