Die Wahrscheinlichkeit, über 633 Squadron zu stolpern ist gering. Filme über den Krieg gibt es nun weitaus genug; besonders in der Epoche der 60er war die Zeit reif für leinwandgerechte Aufarbeitungen des World War I & II und das Publikum auch begierig auf Geschichten um Helden in Aktion.
Der Luftkampf als besondere Gattung erfuhr nach den frühen 40ern ebenfalls in dieser Periode erneut sein Auditorium; Der Blaue Max [ 1966 ], Luftschlacht um England [ 1969 ] und Manfred von Richthofen - Der Rote Baron [ 1970 ] als die überstrahlensten Beispiele aus dem Jagdflieger-Milieu. Dieser Film sticht in der Konkurrenz nicht heraus; fällt weder durch seinen TV - Regisseur Walter Grauman noch den Star Cliff Robertson auf, welcher auch nicht gerade über die enormste Anziehungskraft verfügen dürfte. Das Aussehen zu gewöhnlich, das Charisma zu gering.
Das Drehbuch gibt sich die Instanz einer eigenen Literaturvorlage nach Frederick E. Smith. Smith hat eine Serie von Romanen über die Einheit geschrieben, die jeweils eine Operation in den Mittelpunkt stellen: "Operation Rhine Maiden", "Operation Crucible", "Operation Valkyrie", "Operation Crisis" etc; mittlerweile gibt es auch Umsetzungen als Hörbücher. Inspiriert sind die Erzählungen wie der Film von den Heldentaten der Besatzung der Royal Air Force und des Commonwealth; wobei man auch unweigerlich an den ein Jahrzehnt vorher entstandenen Mai 1943 - Die Zerstörung der Talsperren [ OT: The Dam Busters, 1954; als Remake in Planung ] erinnert.
Abgesehen davon weiss man sich in allen anderen Umständen gut zu bewähren und für weitaus genug Aufregung zu sorgen. Pausen sind knapp gehalten und dann zumeist für eine etwas direktere Charakteristik genutzt, die natürlich Wing Cmdr. Roy Grant [ Cliff Robertson ] am ehesten zugute kommt; ohne sich gleich an psychologische Durchdringung zu verausgaben. Grant war im Zivilleben beim Luftzirkus angestellt, hat bei Kriegsausbruch aber seinen Job durch Schliessung verloren und seine Fähigkeiten in den Dienst der Armee gestellt. Er ist nur im gewissen Sinn freiwillig dabei; eigentlich haben ihm die Deutschen nichts getan und er kennt sie auch nur durch das Zielfernrohr, aber irgendwie muss man ja sein Geld verdienen. Krieg als Arbeit statt als persönlicher Feldzug, wie ihn sein neu zugeteilter Verbindungsoffizier Lt. Erik Bergman [ George Chakiris ] betreibt.
Bergman ist auch der Grund für die Urlaubssperre. Bevor Grant und sein geschaffter Trupp die Heimreise antreten können, werden sie zu einer vom Geheimdienst geplanten Mission abkommandiert.
Man schreibt das Jahr 1944. Die Deutschen haben in Norwegen an der Küste Raketenabschussbasen errichtet, die die geplante Invasion der Alliierten entscheidend gefährden könnten. Für die Raketen benötigen sie aber speziellen Treibstoff. Die entsprechende Fabrik liegt in einem Fjord nördlich von Bergen und ist bombensicher, da sie sich im Schutz eines Felsvorsprungs befindet. Grant und seine Mannen sollen den Fels mit sogenannten Erdbebenbomben sprengen und die Fabrik unter Geröll begraben.
Ziel. Probleme.
Das Skript beruht wie die taktische Planung auf Stolpersteinen, die es auszuschalten oder anderweitig zu umgehen gilt.
Fixierte Zeit spielt in der flachen Wiedergabe des Geschehens ebenso eine feste Grösse wie auch die Aktivitäten der nicht unnütz verbleibenden Deutschen und das erforderliche Spezialtraining der Flieger; die die örtlichen Gegebenheiten nicht kennen und sich anhand eines simulierten Übungsfeldes vorbereiten müssen. Ausserdem ist das Trogtal mit Flak gespickt, so dass sie eine norwegische Widerstandsgruppe vom Boden aus ausschalten muss. Das alles wird derartig eng auf das Muster von viel Krisen und wenig Entlastung koordiniert, dass Regisseur Grauman keinerlei Probleme hat, selbst mit einer ruhigen Inszenierung für Anspannung zu sorgen und sich abseits einiger abgelebter Dialoge ganz auf die jeweiligen Effektszenen konzentrieren kann. Der Film erweckt dabei den Eindruck einer abgeschottenen, introvertierten Produktion, die sich zwar auf kleinem Rahmen befindet, aber zumindest dort so teuer wie möglich verkauft; ähnlich verhalten sich auch Boris Sagals Alarmstart für Geschwader Braddock und Moskito-Bomber greifen an [ beide 1969 ].
Für den Film wurde eine Staffel der legendären, britischen De Havilland D.H.98 Mosquito - Jagdbomber vor der Verschrottung gerettet und instand gesetzt. Die bereitgestellten Materialien, die vielen Ortswechsel und das damalig gängige 35mm Panavision lassen die Bilder opulenter aussehen, als sie es sind. Da stört es auch nicht weiter, dass die Landschaftsaufnahmen sowohl für Schottland als auch Norwegen sämtlich in der Grafschaft Hertfordshire gedreht worden und sich deswegen auch in einer Reihe wiederholen. Ausser dem Gasthof "Zum Schwarzen Schwan", einen Ausflugs- und Angelteich sowie dem Flughangar ist nichts Aufregendes, aber eben auch nichts Ablenkendes in der Gegend errichtet. Gibt der Wahrnehmung noch verstärkt das willkommene Gefühl der Einsamkeit bei, womit man sich auch den Zwängen einer Weltkriegsillustration entzieht. Einen ausweitenden moralischen Kommentar hat man wie die Erläuterung politischer Impliktionen aufgespart; man legt nur einige Schlagwörter in den Raum und erhebt nicht den Anspruch einer allumfassenden Stellungsnahme. Die Ebene einer verharmlosenden Illusion steht über der von Realität. Man erzählt ein fiktionales Unternehmen. Eine Feuerprobe. Keine Dokumentation.
Das Menschliche in dem ansonsten praktisch verwendeten Plot beschränkt sich auf eine kurze Liasion zwischen Grant und Bergmans angereister Schwester Hilde [ Maria Perschy ] sowie einer kürzlich geschlossenen Kriegsehe. Darüberhinaus bleiben die Nebendarsteller getreu ihrer Funktion im Hintergrund und machen den - danach bei diversen Bonds eingesetzten - Effektspezialisten und Stuntmen gebührenden Platz für das heroisch - schönfärberische Soldatenabenteuer.
Es vergeht keine Minute, bis das erste Auto mit einer Landmine attackiert wird; das stop and go der Variationseffekte wechselt sich nun in glorreicher Regelmäßigkeit ab. Bei majestätisch gefilmten Übungsflügen wird immer nur haarscharf am Felsen vorbei gesaust. Plötzliche Luftangriffe bei der Landung dezimieren die Einheit ebenso wie ein zwischenzeitlich nötiger Bombenabwurf auf das Gestapo - Hauptquartier; ausserdem kommt auch die Infanterie schon vorher mit feindlichen Landeinheiten in die Bredouille und muss sich in Verfolgungsjagden und Schiessereien ergehen. Der farbgebende Hintergrund grün / dunkelblau sorgt für optisches Wohlbefinden; die Szenerie wirkt militärisch unterkühlt, aber nicht komplett starr. Klingt in der Gesamtheit berauschender als es letztlich aussieht und hätte ein bisschen mehr Akzent und Pepp vertragen können, aber sorgt durch seine stimmungsintensiven Einlagen problemlos für ordentlich Zeitvertreib und ist durch Ron Goodwins enthemmten Score zusätzlich angepeitscht.
Die finale Anflugsequenz gilt neben The Dam Busters als Inspiration für den Assault auf die uneinnehmbare Raumstation des Todesstern in Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung und muss sich hinter dessen Trickblitzgewitter sicher nicht verstecken.
Natürlich arbeitet man jetzt ebenfalls mit Sperrholzmodellen und Rückprojektion, was trotz der deutlichen Sichtbarkeit kein wirkliches Problem darstellt. Die tief in das Land hineingreifende Meeresbucht als U - Form mit steilen Felswänden und niedrigem Wasserspiegel sowie die ganz in die Ecke gedrängten Fabrik erfordert so nicht durchführbare Manöver. Dazu sind feindliche Abfangjäger vor der „Wooden Wonder“ Squadron und über ihr gesetzt, während seitlich und von unten ebenfalls Dauerbeschuss besteht.
Sicherlich ist auch wegen der Unwichtigkeit und Unauffälligkeit des Filmes die Überraschung und der Spass daran umso grösser: Ein über 90min durchweg sehenswertes Kleinkriegsspektakel in technisch gefallender Machart ist nie zu verachten. Man liefert nicht mal annähernd einen grossen Wurf ab, aber für B - Verhältnisse bekommt man bewusst entschlackt all das geboten, was der gedrängte Zuschauer für einen erfolgreichen Abend verlangen kann.