Johnny Depp spielt einen Barbier, der zu Unrecht von einem Richter, gespielt von Alan Rickman, zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt wird, da es dieser auf seine Frau abgesehen hatte. Wieder aus dem Gefängnis, muss er von einer Ladenbesitzerin, gespielt von Helena Bonham Carter, erfahren, dass sich seine Frau das Leben genommen hat und, dass seine Tochter vom Richter gefangen gehalten wird. Von nun an treibt ihn vor allem der Gedanke an die Rache an seinem Widersacher voran.
Will man Tim Burtons Werke, zu denen manche zählen, die mir durchaus gefallen haben, wie etwa "Edward mit den Scherenhänden", "Big Fish" oder "Corpse Bride", aber noch mehr, die mir nie gefallen haben, hier wären dann "Batman", "Beetlejuice", "Mars Attacks", "Sleepy Hollow" oder "Charlie und die Schokoladenfabrik" zu nennen, einmal über einen Kamm geschert positiv hervorheben, lässt sich sagen, dass er sich nie den Stereotypen oder Genregrenzen in Hollywood gefügt hat und zu den innovativsten Filmemachern gehört, die es je gegeben hat. Hier liegt aber gleichzeitig der größte Makel des Regisseurs, der mittlerweile eine beachtliche Fangemeinde für sich begeistern konnte: Burton will manchmal zu viel, übertreibt es mit skurrilen Ideen, lebt gleich mehrere seiner Innovationen in ein und demselben Film aus, womit manche seiner Werke eindeutig an ihrer bizarren Machart kranken und auch bei "Sweeney Todd" ist der Grundeindruck, den man nach und nach gewinnt, dass man es hier mit einem besonders unausgewogenen und merkwürdigen Film zu tun hat.
Positiv lässt sich zunächst einmal die visuelle Komponente von Burtons Horror-Musical hervorheben. Angefangen bei den düsteren, grauen Kulissen vom London des 19. Jahrhunderts, von dem hier ein enorm tristes Bild gezeichnet wird, das dennoch stilvoll wirkt, fast wie einem schwarz-weißem Gemälde entlaufen, bis hin zur Ausstattung ist der Film durch und durch ansehnlich geraten. Auch die Figuren sind visuell sehr gut gelungen, so sind sie stark geschminkt und durch den Farbfilter gezogen, sodass die Blutfontänen, die des Öfteren zu sehen sind, die einzigen grellen Farben sind, die den Weg in Burtons Werk finden. Damit wird die unbehagliche Atmosphäre durchaus noch weiter gesteigert und ein hoher Schauwert lässt sich so definitiv nicht verleugnen.
Die Musik stammt aus der Feder des bekannten Musical-Komponisten Stephen Sondheim und ist unterm Strich sicherlich gelungen, auch wenn bei den gesanglichen Leistungen der Darsteller gewisse Abstriche zu machen wären, aber dafür, dass es keine professionellen Sänger sind, die hier zu hören sind, ist es doch sehr respektabel, was geleistet wird und alles in allem unterlegt der Soundtrack den Film durchaus stimmig und lässt das Horror-Musical auch akustisch durchaus sehr stilvoll gelingen.
Dafür ist die Story nicht so gut, wie sie gern wäre. Die Handlung geht zu keinem Zeitpunkt über das Niveau eines durchschnittlichen Rache-Thrillers hinaus und ist damit durchaus kalkulierbar, genauso, wie das eindeutig überzogene Ende, das ebenfalls absehbar ist, da es zu einem solchen tragischen Abschluss, der genauso gut aus einem aristotelischen Drama stammen könnte, kommen musste. Aber dies wäre angesichts der Vorzüge dieses Films durchaus zu verzeihen gewesen, die Charakterkonstruktion ist es hingegen nicht. Der Barbier ist nicht sympathisch genug, dass sein Schicksal fesselt, immerhin tötet er am laufenden Band Menschen, um sie den Gästen des Lokals zu servieren und nicht einmal als einigermaßen liebenswerter, aber doch sehr kerniger Anti-Held taugt der, grau in grau auftretende Barbier und dies gilt ebenfalls für die Ladenbesitzerin. Im Grunde ist am Ende sogar ein Punkt erreicht, bei dem beim Richter genauso viele Sympathien liegen, wie beim Barbier und dies kann kaum im Interesse eines hohen Unterhaltungswerts oder des emotionalen Bezugs zum Zuschauer liegen.
Des Weiteren wirkt der Film stellenweise einfach sehr unausgewogen. Eine Zeit lang ist es ja noch interessant und unterhaltsam, dieses bizarre Treiben aus düsteren Bildern, bei dem reichlich gesungen wird und parallel das Blut in strömen spritzt, zu betrachten, aber irgendwann reicht das Konzept allein nicht mehr aus, um gute Unterhaltung garantieren zu können und spätestens beim Finale, bei dem das Blutvergießen schließlich seinen geschmacklosen und makabren Höhepunkt erreicht, wird dieser Makel offensichtlich.
Im Grunde ist dies sehr Schade um die Darsteller, denn die verkaufen sich hervorragend. So ist Johnny Depp auch in dieser bizarren Figur gewohnt präsent und darstellerisch vollkommen makellos und zeigt sich unter der Regie von Burton nach "Sleepy Hollow", "Edward mit den Scherenhänden" und anderen gemeinsamen Filmen einmal mehr in bester Spiellaune, während Helena Bonham Carter, die ebenfalls auf ganzer Linie überzeugt, ihre skurrile Figur auch souverän auf die Leinwand bringt. Alan Rickman bietet eine weitere schauspielerische Glanzleistung und zeigt sich, wie schon in seiner Paraderolle als Terrorist aus "Stirb langsam" enorm charismatisch in der Rolle des Bösewichts und auch der restliche Cast, in dem Sascha Baron Cohen eine relativ amüsante Nebenfigur spielt, ist definitiv gut.
Fazit:
Audiovisuell wie darstellerisch ist "Sweeney Todd" sicherlich einer der besten Filme der letzten Jahre, aber die Komposition aus Gesangseinlagen und Blut in Fontänen wirkt auf Dauer doch sehr unausgewogen und befremdlich, während der Plot kalkulierbar dahinplätschert und die Charaktere dramaturgisch extrem ungeschickt gezeichnet sind. Damit hat Burton einmal mehr ein wenig übers Ziel hinausgeschossen.
50%