Wenn sich Tim Burton und Johnny Depp für einen Film zusammenwürfeln, kann man sich wirklich freuen, denn die beiden Ausnahmekünstler haben schon mehrmals zusammen gearbeitet, immer mit Erfolg (Jedenfalls in künstlerischer Hinsicht).
Was ist Sweeney Todd denn nun eigentlich? Es ist durchaus ein Thriller mit Horror-Elementen und überwiegend schön anzuhörenden Musical-Einlagen. Das letzteres die meisten vor dem Film abschrecken wird, ist letzendlich traurig. Aber nun mal zum Inhalt des Films. Benjamin Barker wird in der Blüte seiner Zeit mit Frau und Tochter niedergestreckt, weil der Richter der Stadt es auf die Frau Barkers abgesehen hat. So wird Barker mehr oder weniger schuldig verbannt und kehrt nach 15 Jahren wieder in seine Heimat London. Doch Barker hat sich verändert, aus dem einst fröhlichen Menschen entwickelte sich ein blasser Mann, der rachsüchtig ist und alles andere als wohlgesonnen. So lernt er die Bäckerin Lovett kennen, die unter seinem einstigen Barbier-Laden ein wohl oder übel schlecht laufendes Geschäft führt. Sweeney eröffnet, nachdem er seine geliebten Rasiermesser-Klingen wieder hat, das Barbiergeschäft von neuem und hofft eigentlich nur, dass seine einstigen beiden Vollstrecker, der Richter Turpin und deren Handlanger, in sein Geschäft kommen, damit er sie töten kann. Doch daraus wird durch Missverstände erstmal nichts. Doch Sweeney sinnt immer noch auf Rache und so entsteht zwischen ihm und Lovett eine eigenartige Symbiose: Sweeney tötet seine Kunden vorsätzlich, damit Lovett sie als Fleisch in ihre Pasteten verarbeiten kann. Die Kunden von Lovett freuen sich natürlich einen Ast und essen unwisserlich Menschenfleisch. Und irgendwann kommt es doch zur Chance von Sweeney, seine Vollstrecker umzubringen, doch macht er auf dem Wege auch einige Fehler.
Typisch Burton könnte unter diesem Film stehen. Die düsteren wie skurillen Sets sind mal wieder einwandfrei, Johnny Depp stellt sich hier einmal wieder mehr selbst in den Schatten und auch die Nebenrollen sind glänzend besetzt, selbst "Borat" Sacha Boran Cohen gibt eine erstaunliche Leistung ab. Die Musikeinlagen mag man oder nicht, im Kinosaal selbst sind manche nach den ersten 20 Minuten gegangen, weil es denen wohl zuviel wurde. Dabei entfaltet der Film besonders ab der Mitte eine unglaubliche Intensität. Johnny Depp wächst so in seine Rolle hinein, dass man eine zeitlang denkt, er wäre Sweeney Todd persönlich. Höchstens die Story ist etwas flach, aber das muss man am Ende eh für sich entscheiden, die ganzen Musikeinlagen schmücken die Szenen nämlich eher aus, als sie voranzutreiben, und so wäre der Film ohne die Gesänge um einiges kürzer. Und das Ende ist auch mal wieder weit weg vom Happy End, ich will fast sagen, es ist eines der düstersten Filmenden der letzten Jahre, vertraute Charaktere, zu denen man im Film eine Beziehung aufgebaut hat, werden einfach so in den Ofen geworfen etc. Aber was wäre schon ein Burton Film ohne die Überraschungen, und wenn wir ehrlich sind ist Sweeney Todd alles andere als geeignet für ein Happy End. Hier und da lacht man sogar, und das nicht leise. Ob es sich dabei nun um das vermeintliche Haarwuchsmittel handelt, dass aus Pisse und Tinte besteht, oder der fröhliche Gesang des Barbiers Todd, bevor er einem weiteren Opfer die Kehle durchschneidet (Gut, dass ist jetzt nicht zum lachen, aber es ist schon skuril).
So bleibt letzendlich ein toller Film mit viel Atmosphäre übrig, der wiedereinmal durch Burtons unwiederstehlichem Sinn für "andere" Filme spätenstens in 2 Wochen Kultstatus haben wird. Alles andere wäre lachhaft, aber es wäre nicht das erste mal, dass zuviel Besonderheit schlecht ankommt.
Fazit
Packender, blutiger Film, der besonders in der zweiten Hälfte nichts für schwache Nerven ist. Depp gibt mal wieder eine überragende Darstellung ab und Burton inzeniert einen gruseligen, spannenden Film, den man genießen sollte.
8,5/10