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Hollywood-Regisseur Robert Zemeckis hat in seiner Karriere ein Faible für Animationsfilme bewiesen. Mit "Die Legende von Beowulf" nutzte er dieselbe moderne Tricktechnik, mit der auch Tom Hanks in "Der Polarexpress" in eine animierte Figur verwandelt wurde. So tauchen hier echte Hollywood-Stars wie Anthony Hopkins und Angelina Jolie mit glatter Haut und leicht irrealen Bewegungen auf. Das sieht über weite Strecken hinweg schick aus, kann dem Film aber auch nicht sonderlich helfen.


Die Geschichte um den heldenhaften Krieger Beowulf, der das Monster Grendel tötet, aber den Reizen dessen verführerischer Mutter erliegt, später König von Dänemark wird und schließlich den Geistern seiner Vergangenheit (in Form eines Drachen, der sein Sohn ist) zum Opfer fällt, hätte ein gewaltiges Drama um Schuld und Sühne, Lügen und falschen Heldenmut werden können. Die Storyelemente, die hier vermischt werden, gleichen denen klassischer antiker Tragödien: Der Held, der durch eigene Schwäche einen Fluch über sich bringt und an der eigenen Hybris zugrunde geht. Doch was Zemeckis daraus macht ist ein dümmlicher Macho-Film mit mehr als bedenklicher Moral.

Schon in der Anfangsszene wird zum Beispiel deutlich, dass es dem Film vorrangig um die exzessive Darstellung grausamer Gewalt geht. Da werden innerhalb von Minuten Menschen totgeprügelt, als Wurfgeschosse benutzt oder entzwei gerissen. Dass der Film in solchen Szenen immer wieder Tempo wegnimmt und regelrecht zelebriert, wie das Monster Männern den Kopf abbeißt oder sie aufspießt, verleiht dem Ganzen eine abscheuliche Note von Voyeurismus. Und selbst in für die Handlung völlig belanglosen Rückblenden wird noch ausführlichst gezeigt, wie Beowulf gigantischen Meeresungeheuern den Leib aufschlitzt. Hier wird sich an Gewalt und Blut schamlos geweidet, was vielleicht noch erträglich wäre, wenn das alles irgendwie mit Ironie oder Selbstreflexion gekoppelt wäre.

Aber anstatt auch nur einen Funken Humor in die Story zu bringen, verbrämt der Streifen seine Hauptfiguren zu obskuren Helden, die freizügig mit Begriffen wie "Ehre" und "Volk" um sich werfen. Dieser billige Pathos wirkt so überholt, dass man sich fragt, an wen sich solch ein Streifen richten will. Ganz im Sinne von "300" wird hier Arroganz mit Selbstbewusstsein gleichgesetzt, Gewalt mit Mut und das Gesetz des Stärkeren mit Gerechtigkeit. In ihren schlimmsten Momenten erreicht diese fragwürdige Moral faschistoide Züge.

Da hilft es nur noch wenig, dass der Film mit teuren und größtenteils spektakulär wirkenden Spezialeffekten daher kommt, dass er immerhin kurzweilig ist und ein hohes Tempo bei der Action anlegt. Ganz zu schweigen vom berüchtigten Nacktauftritt der computeranimierten Angelina Jolie. Bei all den technischen Schauwerten wäre es schön gewesen, wenigstens ein bisschen Rücksicht auf Attribute wie Handlung, Charakterzeichnung und Sinnhaftigkeit der Story zu nehmen. Da dies aber nicht erfolgte, bleibt das Endergebnis ein teurer und teuer aussehender Actionstreifen mit Elementen nordischer Mythologie, blutrünstiger Gewalt und fragwürdiger, primitiver Heldenverehrung, die selbst die mögliche Schlussmoral eines gefallenen Lügners noch verklärt. Und dass die FSK diesen gewalttätigen Film tatsächlich ab 12 freigibt, setzt dem Ganzen die Krone auf!

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