Review

Nach dem verkorksten Pathfinder sind meine Hoffnungen auf einen guten Wikingerfilm stark gefallen. Und auch die Beowulf und Grendel Verfilmung hat mich nicht wirklich angesprochen. Dank Robert Zemeckis und seinem Drall zu grafisch opulenten Filmen ist meine Lust allerdings wieder geweckt worden. Beowulf prophezeihte mit dem Red-Band Trailer ein sehr guter Ersatz für Pathfinder zu werden, denn dieser war sicher nicht für Kinderaugen gedacht. Und genau in diese Kerbe schlägt Beowulf, düster wie die nordische Welt auch in der Historie dargestellt wird und reichlich brutal kommt das Werk daher. Die Handlung verschlägt den Zuschauer in das Dänemark des 6. Jahrhunderts. Hrodgar, seines Zeichens König der Dänen, feiert ausgelassen seine prunkvollen Taten und Eroberungen. Jedoch wird seine Stadt immer wieder Opfer von Grendel, einem menschenverschlingenden, trollähnlichen Wesen. Nachdem in einer Nacht Grendel einen großteil seines Dorfes umbringt, ruft Hrodgar alle Helden der Welt auf, sich gegen Grendel zu stellen und ihn zu bezwingen und den Bezwinger reichlich mit Gold zu bezahlen. Auf dieses Angebot kommt Beowulf der Geate in die Stadt um sich Grendel zu stellen, und nach kurzer Zeit kommt es schon zum Kampf auf Leben und Tod.

In Beowulf kommt wieder einmal das von Zemeckis ins leben gerufene Motion-Capture-Technik zum Einsatz. Das bedeutet in etwa soviel. Die echten Schauspieler werden in ihren Gesten aufgenommen und dann im Computer soweit überarbeitet, dass man die echten Schauspieler nicht mehr erkennen kann, eben nur noch ein Computer-Modell, welches genau wie die echte Person aussieht. In dem Sinne ist Beowulf ein waschechter Animationsfilm. Nur eben doch mit echten Schauspielern. Ich weiß etwas verwirrend, aber das Ergebnis ist auf jeden Fall eine Augenweide. Zumindest technischer Seits. Ob es nun Ray Winstone in der Rolle des Beowulf oder eine aufreizende Angelina Jolie als Grendels Mutter ist, alle Charaktere sind vom technischen Standpunkt aus gesehen over the top. Vorallem die Haar und Augen bzw Körperdesigns haben mir sehr gut gefallen. Einzig und allein die Mimik reicht noch nicht an die der echten Schauspieler heran, auch wenn die Versuche klar in die Richtung gehen, ebenso wie die realen Ebenbilder zu aktieren. Hier fehlt der Technik von Zemeckis noch etwas Feinschliff, aber die Bemühungen und die Ansätze sind alle mal zu erkennen. Leider fallen gerade hier ein paar ungereimtheiten auf und kommen so im Film etwas "unpassend" rüber.

Wenn man mal die Charaktere ausser Acht lässt, dann ist Beowulf der wahrscheinlich best designteste Animationsfilm aller Zeiten. Die Hintergründe sowie die Flammen und Zaubereffekte sind einfach nicht beschreiblich. Auch die Zerstörungen von Gebäuden und riesige Drachen sind aller erste Sahne. Wer auch nur etwas auf die Technik in solchen Filmen gibt, der muss Beowulf gesehen haben. Außerdem habe ich mir sagen lassen, dass in speziellen 3D Kinos eine Version von Beowulf läuft, die diese Effekte unterstützt. Ich sah leider "nur" die normale Version, aber ich kann mir vorstellen, dass die SFX noch besser rüberkommt, wenn man noch stärker in den Film einbezogen wird, wie eben durch die 3D Effekte.

Was mich stark überrascht, ja sozusagen geschockt hat, ist der Fakt, dass Beowulf bei uns "ab 12" freigegeben ist. Zum einen war ich geschockt, da ich mir dachte, der Film muss geschnitten sein, vorallem nach dem Red-Band Trailer (und ja, er war geschnitten), zum anderen überrascht, dass trotz dieses Ratings noch ein sehr harter Film aus Beowulf geworden ist. Zwar sind, wie gesagt, einige Szenen entfernt worden, weil in diesen der Blutfluss etwas zu hoch war, aber es sind immer noch viele Szenen enthalten, bei denen ich mir das 12er Rating nicht erklären kann. Zu diesen Blut-Szenen kommt noch eine sehr große Portion nackter Haut und Sprüche der Charaktere, die meines Erachtens auch nicht für Kinderohren geeignet sind ("Bei Odins Schwanz!"). Hier möchte ich gerne mal wissen, was sich die FSK dabei gedacht hat, das Rating ist sicherlich nicht gerechtfertigt und sollte schleunigst abgeändert werden! Ich spiele ja selten die Moralapostel, aber in Beowulfs Stelle stehe ich dazu.

Beowulf bietet eigentlich alles, was den Blockbuster-Kinogänger in mir anspricht. Beeindruckende Special Effects, geradlinige Charaktere mit sehr coolen Onelinern, Blut, schöne Frauen, nocheinmal mehr beeindruckende Effekte und nordische Mythologie mit einem Drachen, der noch nie dermaßen gut gemacht war. Wie man vielleicht an diesem Satz erkennen kann, ist es durchaus möglich, dass man sich nicht wohlfühlt, wenn man Beowulf sieht. Zugegeben die Geschichte ist etwas dünn, die Mimik ist wie schon erwähnt manchmal etwas unpassend, die "Nicht-Kampf-Passagen" sind gerade zu Anfang etwas lahm und nicht jeder mag Nordmänner so wie ich ;). Daher wird Beowulf einer der Filme werden, die das Publikum in die Effekthäscher wie mich und die restlichen Kinobesucher spalten wird. Wobei, eigentlich ist auch für den niveauvolleren Kinogänger der Film zu empfehlen, nur muss da wohl die Wertung etwas nach unten gerückt werden.

Wertung:

+ geniale Technik und Animation
+ speziell für die Popcornkinogängerschaft geradlinig
+ teils harte Darstellung von Blut und rauer Nordmann Gesellschaft
+ sehr guter Soundtrack
+ erdrückende Athmosphäre, gerade zum Ende hin

- manchmal unpassende Mimik
- Längen zu Beginn
- deutsche Synchro etwas schwächer als das Original

FAZIT: 8/10

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