Weiterhin bleibt die Frage ungeklärt, ob die Henne oder das Ei zuerst da war und genauso rätselhaft gestaltet sich dieser Aspekt bei einem Zeitreisefilm, der inmitten der Zeitschleife einsteigt.
Doch Regisseur Nacho Vigalondo umgeht dieses Problem recht geschickt, da sein Mind Fuck clevere Details miteinander verwebt und mit wenig Aufwand eine von vornherein spannende Geschichte erzählt.
Hector (Karra Elejalde) und seine Frau sind soeben umgezogen, da beobachtet er mit dem Fernglas eine halbnackte Frau hinterm Dickicht. Als er dort nachsehen will, findet er sie tot an einem Stein liegend und kurz darauf bedroht ihn ein Typ mit einer Kopfbandage. Hector hastet zu einem nahe gelegenen Gebäude, wo ihm ein Techniker hilft, einen Unterschlupf in einem Bassin zu finden. Als Hector diesem wieder entsteigt, ist die Zeit rund zwei Stunden zurückgedreht und er kann sich selbst und seine Frau im Garten sehen…
Also, Zeit zurückgedreht und die Möglichkeit, bestimmte Ereignisse zu korrigieren, wobei man besser nicht auf sich selbst trifft, - das klingt nach einer Variante von „Zurück in die Zukunft II“, ergänzt durch „Butterfly Effekt“ aber auch „Timecop“.
Hector steht dabei komplett im Fokus, denn auch wenn dieser die ominöse Zeitmaschine im Labor nicht ausgelöst hat, so versucht er im Nachhinein gewissermaßen die Zukunft zu manipulieren, doch macht es damit nur noch schlimmer, woraufhin gar ein drittes Exemplar von ihm entsteht.
Wer hier nicht kontinuierlich bei der Sache bleibt, wird spätestens ab diesem Punkt die Übersicht verlieren.
Was hier besondere Freunde bereitet, sind kleine Tatsachen am Rande, die aus veränderten Blickwinkeln in ein völlig neues Licht gerückt werden. Etwa ein anonymer Telefonanruf, eine Person die vom Dach stürzt oder die Radfahrerin, die zu Begin tot am Stein liegt, ergeben beim zweiten Durchlauf oftmals erst einen Sinn und nicht selten entsteht durch das Aufeinanderprallen einiger Umstände ein schwarz humoriger Unterton, der im letzten Drittel auf die Spitze getrieben wird, doch bis auf das leicht fragwürdige Ende immer noch in sich schlüssig erscheint.
Inszenatorisch erscheint alles sauber, primär fällt die Kamera recht früh positiv auf, da sie es versteht, mit optimalen Perspektiven enorm Suspense zu schüren und auch später aus veränderter Sichtweise einen glaubhaften Zusammenhang des Gefüges herzustellen.
Darstellerisch spielt sich Karra Elejalde natürlich in den Vordergrund, zumal er bis zu drei Hectors verkörpert, die mit unterschiedlichen Erfahrungen zuwerke gehen. Entsprechend reichen seine Emotionen von Gelassenheit über Panik bis hin zu stoischer Entschlossenheit und Coolness. Regisseur Vigalondo ist in der Rolle des Technikers zu erleben, der die Zeitmaschine in Gang setzt, während Barbara Goenaga als Tote, beziehungsweise als hilfsbereite Radfahrerin eine gute Figur abgibt.
Kaum etwas scheint verwirrender und komplexer als Zeitreisen, die in bestimmten Schleifen ablaufen und auch noch eine Schnittmenge erzeugen. Das ist hier der Fall, aber nicht so unübersichtlich gestaltet, dass man den Faden verlieren könnte.
Allerdings bleibt bis zum Ende die Frage offen, wie Hector denn ursprünglich in die Maschine geriet und ob jene nicht imstande ist, jemanden auch ein wenig in die Zukunft zu befördern. Neben weiteren, aber nicht wirklich störenden Logikfehlern bietet der Streifen eine äußerst spannende und unterhaltsame Idee, überwiegend kurzweilig umgesetzt und grundsolide inszeniert.
Vielleicht hätte man im letzten Drittel noch ein wenig an der Verwirrschraube drehen können, um irgendwie effektiver aus der Nummer herauszukommen, doch eine deutliche Empfehlung für Freunde von Zeitreise-Geschichten bietet der Streifen allemal.
7,5 von 10