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In Zeiten von effektüberladenen Horror- und Gruselfilmen und Hollywoods Wahn so ziemlich jedes erfolgreichen Gruselfilm zu remaken, ist „The Others“ ein willkommenes Novum. Ganz ohne SFX, eigenständig, ohne Anleihen an irgendwelchen Klassikern, wohl aber Gemeinsamkeiten habend mit gängigen Mysterythrillern kann Alejandro Amenábar überzeugen, wie sonst nur „Signs“ in den letzten Jahren.

Angesiedelt im 19. Jahrhundert wird ein unheimliches Anwesen betrachtet, auf dem Grace (Nicole Kidman) zusammen mit ihren beiden Kindern lebt. Isoliert von der Außenwelt erscheint die Umgebung unwirklich: Nebelverhangen und von dunklen Wäldern umgeben.
Den Zuschauer erwarten allerlei mysteriöses Verhalten und Vorkommnisse. Die beiden Kinder sind lichtempfindlich und dürfen nicht dem Tageslicht ausgesetzt werden. Die Mutter hängt schon fast wie besessen an religiösen Normen fest. Und was sind das für drei seltsame Hausgehilfen, die urplötzlich auftauchen, ihre Dienste anbieten, aber scheinbar nicht ganz koscher sind?

Schon bald häufen sich die mysteriösen Ereignisse. Grace Tochter beginnt nachts mit einem fremden Jungen zu reden, der die Vorhänge aufzieht, ihr Bruder weiss nicht, was er so recht davon halten soll und selbst tagsüber scheint es im Haus zu spuken, so dass Grace, aufgrund ihrer Sorge um die Kinder, mit angespanntem Nervenkostüm durch das Haus läuft, während die drei Angestellten merkwürdiges Verhalten an den Tag legen.

Sofern man ein gewisses Filmwissen mitbringt, kann man sich aber schon bald denken, was bei „The Others“ im Busch ist, da eindeutige Hinweise nur entsprechend gedeutet werden müssen, was dem findigen Zuschauer nicht all zu schwer fällt. Freilich lässt sich Regisseur Amenábar dabei aber keinen Vorwurf machen, klaut er doch von Vorbildern, sondern nutzt nur deren Stärken. Dabei gelingt es aber immer auch die Zuschauer, die die Lösung zu kennen glauben, zu leimen, in dem er völlig unvorhersehbare Ereignisse, wie den plötzlich auf tauchenden Ehemann, der im Krieg vermeintlich starb, eigentlich aber schon ein deutlicher Hinweis ist, die angeblich so durchsichtige Story zu verwirren.

Als ideal für kalte, triste Herbstabende erweist sich die düstere, gruselige Inszenierung. Farblos, ohne viele optische Leckerbisse, aber angelehnt an traditionelle Werke erweckt Amenábar ein beklemmendes Gefühl. Das Haus ist extrem düster, nur von Kerzenlicht erhellt und der Einsatz von Musik, die mit Fingerspitzengefühl hinzugemischt wurde, sorgt mehrmals für wohliges Kribbeln.

Nicole Kidman, gerade frisch von Grinsebacke Tom Cruise getrennt, sorgte mit diesem Film und dieser Leistung nicht nur für Schlagzahlen, sondern wurde schlagartig wieder zu einer begehrten Schauspielerin, die nun wieder bessere Rollen angeboten bekam. Doch auch der Rest (u. a. Christoper Ecclestone) kann überzeugen.

Fazit:
Gruseliges Erlebnis, der besonderen Art, das sich nicht an irgendwelchen Originalen oder Klassikern bedient, sondern eine eigene Geschichte erzählt, die der erfahrene Zuschauer leider sehr früh auflösen kann. Dank der atmosphärischen, düsteren Inszenierung und ambitionierten Schauspielern dennoch ein Genuss, der inzwischen nur noch selten angeboten wird.

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