Schon vom neuen Steven Seagal „Cockpuncher“ gehört? Es ist der erste Streifen, in dem er sich komplett selbstironisch gibt und dennoch herzhaft austeilt, - allerdings nur innerhalb dieser Komödie, in der zig markante Medieninhalte veräppelt und karikiert werden.
Ein bisschen wie eine Mischung aus „Nackte Kanone“ und den Muppet-Nachrichten.
Infolgedessen erwartet einen auch keine wirkliche Story, sondern allenfalls ein Ansatz, der die Sketchepisoden ein wenig zusammenhält.
Im Zentrum steht Anchorman Norm Archer, der Nachrichten-Sprecher der Onion-News.
Seit Jahrzehnten ist er Aushängeschild für ausgewogene Berichterstattungen, doch die jungen Produzenten wollen vermehrt auf Werbeintervalle setzen, was Norm gar nicht passt. Bis Terroristen das News-Studio überfallen…
Was in der letzten Zeit diese ganze „Fantastic/Epic/Scary…Movie“ - Geschichte ausgemacht hat, waren dünne Storys, die dennoch zuviel Raum einnahmen und wenig Platz für Gags, die ohnehin nahezu alle auf Fäkalniveau abliefen.
Davon ist man hier glücklicherweise recht weit entfernt, auch wenn man sich durch die Bank politisch unkorrekt gibt und ein paar Mal doch zu stark über die Stränge der Geschmacklosigkeiten schlägt.
Besonders treffsicher sind die satirischen Anspielungen auf das einstige Jungfrauen-Image von Britney Spears, hier in Form von Melissa Cherry, die eindeutig zweideutige Songs wie
„Take me from behind“ oder „Shoot your love all over me“ in perfekt choreographierten Videoclips performt und sich in Bezug auf zwiespältige Textpassagen während eines Interviews herrlich naiv aus der Affäre zu ziehen versucht.
Darüber hinaus wird das amerikanische Spießbürgertum wunderbar auseinander genommen, etwa, mit dem neuen Programm, Strafgefangene in Familien unterzubringen, weil die Gefängnisse überfüllt sind oder dem PC-Käufer, der sich darüber ärgert, stets dem aktuellem Rechner von Gill Bates hinterher zu kaufen.
Wirklich unter die Gürtellinie geht man allerdings, als es um die Karriere eines Hockeyspielers geht, der sich ohne Beine und Hände durchgeschlagen hat, - dem ganzen fehlt die Rechtfertigung, die Pointe, weil es schlicht nicht witzig ist, einen Rollstuhlfahrer während des Spiels zigfach aus dem Rolli zu stoßen, ohne dass der Gehandicapte am Ende als Lachender dasteht.
Aber das ist nur einer von ganz wenigen Rohrkrepierern innerhalb einer Wahnsinns Gag-Dichte. Ob es der augenscheinliche Bankräuber mit Strumpfmaske ist, der per Waffengewalt einen Job als Kundenberater bekommt (und dabei weiterhin die Strumpfmaske trägt) oder der Lehrfilm einer Terrororganisation, „Celebrity Roast“ – eine Show in der sich Prominente aufs übelste beschimpfen oder die Tatsache, dass ein weißer Hip-Hopper aufgrund der Zeugenaussage einer Omi als „Neger“ beschimpft und verhaftet, später natürlich auch als solcher verurteilt wird.
Besonders pfiffig gestalten sich zwei Breaks innerhalb des Streifens, um selbigen im Kreis besonderer Gäste zu erläutern, womit sich die Satire als solche nahezu unangreifbar macht.
Später, als sich ein Afroamerikaner über die negative Darstellung seiner ethnischen Gruppe beschwert, kommt prompt ein überaus zivilisierter junger Farbiger daher, der in seiner überspitzen Darstellung abermals zum Schmunzeln anregt, vor allem weil man den Kritiker während dieser Szenen in zustimmender Mimik zwischenblendet.
Von einer Lach-Granate zu sprechen wäre vielleicht ein wenig übertrieben, doch finden sich mehr treffsichere Gags als in den vergangenen Parodien der letzten Jahre zusammen.
Ob es nun der Nachrichtensprecher ist, der beim eingeblendeten Pinguin mit Werbeslogans völlig aus dem Konzept kommt oder der Werbefilm einer Hilfsorganisation für dritte Welt-Länder, - mindestens ein Dauergrinsen ist angesagt.
Und spätestens, als sich zum Showdown verschiedene vorher eingebundene Figuren im Studio versammeln, wird eine skurrile Idee nach der anderen umgesetzt und das ohnehin hohe Erzähltempo noch einmal deutlich gesteigert.
„News Movie“ ist ein Film, der schlicht Laune macht und keine sonderliche Story benötigt.
Mit dem Konzept sind zweifelsohne diverse Sequels möglich und solange den Machern die Ideen nicht ausgehen auch gerne willkommen.
8 von 10