Review

Bulle Denzel Washington weist Grünschnabel Ethan Hawke in seine neue Rolle als Drogenschnüffler ein

Story:
Der junge Polizist Jake Hoyt (Ethan Hawke) bekommt seinen Versetzungswunsch in die Drogenabteilung genehmigt. Um dort aufgenommen zu werden muss er allerdings einen Test bestehen: Einen kompletten Tag mit Alonzo Harris (Denzel Washington) auf der Straße. Der alte Hase ist aber ein recht ungewöhnlicher Cop, mit ungewöhnlichen Methoden, wie Jake bald feststellt. Hoyt hält zwar nicht viel von den Methoden, aber er akzeptiert sie. Mulmig wird ihm erst, als ihm langsam schwant was für ein Mensch Alonzo eigentlich ist.
Was sich wie ein durchschnittlicher Polizeifilm aus Hollywood anhört ist weit mehr. Die recht simple Story (spielt an einem Tag) ist schnell erzählt. Jake fährt mit Alonzo durch die Gegend und lernt dabei Methoden und Techniken kennen. Das Faszinierende ist aber die Art, wie das Geschehen abläuft. Denn egal, wie Hoyt reagiert, man weiß nie was in der nächsten Situation passiert oder wie Alonzo darauf reagiert. Bis zum knalligen Ende wurde ich vor dem Bildschirm gefesselt wie es bisher nur selten ein Film geschafft hat.

Musik:
Ich danke dem Regisseur, daß er nicht versucht hat den Film mit Rap und Hiphop Schnick Schnack zu überfluten. So hätte er zwar die typische klischeehafte Ghettomusik, die befremdliche Atmosphäre des Films wäre aber dahin gewiesen. So setzt er dieses Mittel mit Fingerspitzen ein. Klasse hingegen dieses „Brummen“ im Film. Man hat so ständig das Gefühl, daß Unheil in der Luft schwebt. Verstörende Musik kommt ab und zu mal zum Einsatz, wenn Jake z.B. gerade auf einem Trip ist.

Atmosphäre:
Der Film beginnt ganz konventionell. Hoyt verabschiedet sich von Frau und Tochter, um Alonzo zu treffen. Allein das erste Gespräch der beiden in dem Restaurant ist ein Hammer. Der schüchterne Hoyt bekommt schon beim Frühstück Lektionen mit auf den Weg( Stichwort: Verbautes Frühstück). Was man von Alonzo hingegen halten soll, weiß man in des nicht. Liegt wohl auch daran, daß der Film aus der Sicht von Hoyt erzählt wird. Nach dem Frühstück geht es auf die Straße. Alonzo (hat alles was man braucht: Goldkette, Wollmütze etc) bockt seine Wagen auf (echt heftiges Gefährt) und los geht die Reise. Der Arbeitstag beginnt harmlos: Alonzo und Hayt nehmen ein paar Kinder mit Crack hoch, worauf Hoyt erst mal selber ein paar Zug nehmen muss. Laut Alonzo soll ein Cop die Drogen kennen, gegen die er ankämpft (soviel zum Thema Moral). Sogar weise Ratschläge hat Harris parat: Nie den Ehering bei der Arbeit tragen. Nachdem sie nun einen Drogendealer, Alonzos Informant, besucht haben darf Hoyt auch mal selber ran und zwei Jungs verprügeln, die gerade ein Mädchen vergewaltigen wollen. Durch visuelle Verzerrungen und einem dumpfen Klang wird das Gefühl des unter Drogen stehenden Jake verdeutlicht. Bei der versuchten Vergewaltigung sieht Denzel Washington mit seinen zwei Pistolen genau so lächerlich aus wie ein paar Minuten später, als sie nach einer fingierten Hausdurchsuchung 20 Schwarze mit Pistolen gegen sich haben. Denzels Hände sind entweder viel zu klein oder die Wummen zu groß. Sieht aus, als würde man einem Kind eine Bazooka in die Hand drücken. Im übrigen werden ein paar Dutzend Schüsse auf die beiden abgegeben, wo bei die einzigen Folgen 3 Einschüsse in der Heckscheibe sind. Aber zurück zum Geschehen. Hoyt ist nicht auf den Kopf gefallen und zweifelt an Harris Ehrlichkeit. Der versucht ihm mit Sprüchen wie „Mein Nigger“ hochzuziehen, um ihm klar zu machen, dass das genau die Arbeit ist, die ein Drogencop zu machen hat. Jake weiß nicht, was Harris für ein Mensch ist. Nach dem Alonzo mit Jake und 4 seiner Männer das Haus von Drogendealer Roger stürmen, geht es übel zur Sache. Man entwendet eine Millionen, die Harris braucht um sich von der russischen Mafia freizukaufen. Er hat in Las Vegas den Falschen umgebracht. Den Mord will man Jake in die Schuhe schieben. Wer glaubt einem cracksüchtigen Bullen schon? Der versteht nun langsam was für ein korruptes Schwein Alonzo ist, der sogar im eigenen Ghetto gefürchtet wird. Alonzo hatte diesen Überfall den ganzen Tag geplant, um ihn Jake in die Schuhe schieben zu können. Doch noch hat Hoyt Zweifel. Die werden erst überwunden, als Alonzo in mitten eines Hauses einer Straßengang Jake allein läßt. Nur ein Zufall kann ihm das Leben retten. Das birgt schon eine gewisse Komik, denn das einzige was er an diesem Tag ohne Befehl von Harris gemacht hat, rettet ihm das Leben. Nun will er ein für alle mal mit dem korrupten Cop Schluß machen und fährt in das Ghetto, wo Alonzo wohnt.....
Leider kann man die Dramatik schlecht erklären, die in dem Film steckt. Die Ghettoszene wird ehrlich wiedergegeben und Alonzo wird als Chef seines Gebietes dargestellt. Mögen tut ihn aber keiner. Über seine Kontakte zur Staatsanwaltschaft oder dem Vorfall in Las Vegas wird nichts weiter bekannt. So bleibt der Mann ein Mysterium.
Das Duell der beiden Hauptdarsteller verliert über die gesamte Spielzeit nicht an Spannung, so daß man bei Alonzo lange vor einem Rätsel steht, was er eigentlich für ein Mensch ist. Klischees (Sprüche, Autos, Kleidung etc.) sind natürlich auch haufenweise vorhanden, trotzdem hat der Film dank den beiden Hauptdarstellern eine fesselnde Atmosphäre, bei der einem wirklich der Atem stehen bleibt. Selten hat mich ein Film so oft vor ein Rätsel gestellt, wie der Film wohl endet oder was einfach als nächstes passiert. Der helle Wahnsinn.....

Schauspieler:
Großes Lob an beide Akteure.
Denzel Washington alias Alonzo Harris ist brillant wie nie. Für diese bärenstarke Leistung hätte er einen Oscar verdient. Der sonst so smarte Saubermann ist völlig gegen sein Image besetzt und das scheint ihm richtig Spaß zu machen. Sein Launenwechsel, sein Auftreten oder einfach seine Unberechenbarkeit verkörpert Washington mit viel Hingabe. Dagegen wirken seine bisherigen Filmrollen wie Gummibärchen gegen einen Grizzly. Ein ganz starker Denzel, auch wenn die Figur nur so vor Klischees strotzt.
Ethan Hawke kann nicht ganz mit der Präsenz seines Partners mithalten. Die Rolle des Grünschnabels spielt er dennoch überzeugend, obwohl ich mich frage ob man nach einem Jahr wirklich noch so grün sein kann. Bei seiner finalen Racheaktion, konnte mich Ethan nicht zu 100 % überzeugen. Dabei schaffte er es in Szenen, bei der er sich nicht sicher war ob er nun mitziehen sollte oder nicht. Speziell die Zerreißproben, bei dem sich Hawkes heiles Weltbild der Polizei auflöst, sind klasse von Ethan gespielt.

Fazit:
Extrem spannender Polizeithriller bei dem man fast nichts vorhersehen kann. Der Film hat einen starken Basssound und zwei großartige Schauspieler. Über die Klischees, über die man alle paar Minuten stolpert sollte man dabei hinwegsehen können. Der Film entfaltet eine ganz eigenartige, bedrohliche Atmosphäre, bei der der Zuschauer sich fühlt, als wäre es Glatteis und man müßte nachts allein, zu Fuß nach Hause. Die Story spielt sich an einem Tag ab und ist nicht sonderlich komplex. Aber aus so wenig Stoff wurde gewaltig viel gemacht. Ansehen und staunen! Vorher aber nicht vergessen aufs Klo zu gehen, denn wenn der Film erst mal anfängt, läßt er niemanden mehr los.

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