Review

Wo beginnt Gerechtigkeit? Wo endet sie? Wo beginnt Selbstjustiz? Wo beginnt Kriminalität und wo endet damit die "gute Sache"? Fragen, Fragen, Fragen.. *gäääähn* kennen wir das nicht? Diese "Guter-Cop / Böser-Cop" Geschichte? Der eine, der seine Ideal vetreten will, der andere,der lieber umso härter zuschlägt und das Gesetz mißachtet, aber denkt, das Richtige zu tun? Jaaaaa... hatten wir schon unzählige Male. Und TRAINING DAY ist einfach ein weiterer Vertreter dieses Genres. Kein schlechter Vertreter, aber nun halt auch nicht gerade revolutionär.
Der Film ist weder innovativ noch überraschend und strotzt vor amerikanischen Cop-Klischees..... was aber nun auch nicht heißen soll, daß er nicht unterhaltsam ist!

Denn das ist er schon!
Die Story ist kurz und knapp, unkomplex und so platt wie Kate Moss' Frontpartie. Jeder Idiot der nach einer Stunde in den Film reinstolpert kann die "Story" sofort nachvollziehen.
Was einerseits die Zuschauer mit der Erwartung auf einen spannende Story enttäuscht, andererseits diejenigen erfreut, die sich einen flüssigen Abendfilm ohne viel Sinn und Verstand wünschen.
Die gesammte Story spielt sich an einem Tag ab (dem TRAINING DAY halt), und bietet die ganze Zeit über eigentlich keine Wendungen oder Überraschungen, ist gnadenlos vorhersehbar und endet mit einem weniger spektakulären Finale.

In ETHAN HAWKE's Charakter erkennen wir Elemente von Mark Wahlberg aus Corruptor oder auch Sly Stallone aus Copland wieder. Der loyale, durch-und-durch gute und gerechte Cop-Anwärter.
Hawke versteht es zwar schon, seinem Charakter Leben einzuhauchen, was aber bei einem Film, der sich einen Dreck um tiefere Charakterisierungen der Hauptakteure kümmert, nicht gerade leicht ist. Er wirkt nicht platt oder unbeholfen, allerdings etwas zu oberflächlich und durchgeformt, damit er auch schön in die Rolle des "Helden" passt.

DENZEL WASHINGTON's Charakter wirkt gnadenlos überzeichnet! Wollmütze, Zuhälterbart, schwarze Lederjacke ,schwarzes Hemd bis oben zu geknöpft, massig Silberketten um den Hals baumeln, natürlich gleich ZWEI verchromte oder vernickelte großkalibrige Waffen in seinem Doppel-Schulterhalfter und dauern Sprüche auf den Lippen wie, "Du bist mein Nigger!". Dazu fährt er natürlich einen makellos glänzenden, tiefschwarzen und wahrscheinlich pervers-teuren Wagen (was war's? Caddy?).
Den Film richtig ernstnehmen zu können scheitert in erster Linie an diesem Klischee-Overkill. Glücklicherweise läßt diese Coolness-Überflutung in der zweiten, wichtigeren Hälfte der Filmes nach.... oder man gewöhnt sich einfach dran. Den Oscar habe ich Washington auf jedenfall gegönnt, aber richtig 'verdient' hat er ihn sich nicht. Trotz aller Aversionen hätte ICH den Goldjungen Russel Crowe für seine Glanzleistung in A BEAUTIFUL MIND gegeben.... aber noch bin ich ja kein Mitglied der Academy.

Von der technischen Seite läßt sich nicht viel bemäkeln. Ziemlich gute Kameraarbeit, guter Schnitt allgemein eine gute Inszenierung. Glücklicherweise wurde die recht dreckige Gossensprache auch in der deutschen Version beibehalten, im Gegensatz zu Weichspül-Synchros àla DEADLY REVENGE.

Die ALTERSFREIGABE lautet 'ab 16' und ist wohl auch gerechtfertigt. Der Beweggrund mag wohl weniger die nahezu kaum vorhandene Gewalt sein, sondern eher die gesalzene Sprache, daß etwas "ruppige" Benehmen der ganzen dunklen Gestalten auf den Straßen und die ethischen Entgleisungen die es (zumindest von DENZEL's Seite aus) alle 5 Minuten gibt.

FAZIT: Nichts für die Freunde des bombastischen Actionfilms (DIE HARD) oder der intelligenteren Sparte dieses Genres (RONIN) sondern eher etwas für Leute die sich "mal eben" ne Ladung 08:15 Action von Hollywoods Fließband reinziehen möchten, gepfeffert mit etwas obligatorischem pseudo-Hintergedankengefusel und durchaus fähigen Darstellern.
Leicht, platt, nett, flüssig.... mein Nigger.



(C) 2001

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