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„Zoolander“ ist ein Witz!
Zumindest ist er einmal einer gewesen. Eine brilliant witzige Idee, ein Scherz für eine Reihe von Jokes, die sie z.B. in „Saturday Night Live“ gut funktionieren würden.
Als abendfüllender Spielfilm jedoch wirkt die Idee überdehnt, vor allem, weil sie schlußendlich in ein bekanntes und klischeereiches Konzept hineingepreßt wird.

Der Anfang zumindest ist noch abgefahren genug, um für etwas Spaß zu sorgen. Hier wird also auf den Models und ihrer sprichwörtlichen Dämlichkeit rumgehackt, speziell hier auf den männlichen. Es treten also an: der bisherige King Derek Zoolander gegen den aufstrebenden Star Hansel. Währenddessen plant die Modeindustrie, den egozentrischen und hirntoten Derek als Attentäter zu mißbrauchen. Er soll den malaysischen Präsidenten töten, weil der die Kinderarbeit abschaffen will und somit die Produktion gefährdet.
Hineinverwurstet werden also diverse Zitate aus verschiedenen Filmen (Die Unbestechlichen, 2001, JFK) und ein paar originäre Szenen rund um die Models sind auch noch dabei (das Laufstegduell von Stiller und Wilson).

Das Problem: bei aller Originalität bietet „Zoolander“ keine Figur, an der man sich getrost mal festhalten könnte.
Derek ist ein „moron“, wie der Ami sagt, ein komplett hirniger, zu nichts als gutem Aussehen fähiger Hohlkopf, der nicht mal in Notfällen so etwas wie Raffinesse zu bieten hat, sondern ins Weinerliche verfällt.
Mit zeitweisen Deppen läßt sich zwar eine Menge Geld machen (Bill und Ted, Wayne und Garth), aber die bewiesen in entscheidenden Momenten den nötigen Witz und den entsprechenden Einfallsreichtum, weil sie sonst die Dumm- oder Unerfahrenheit nur vorschützten, um Spaß zu haben.
Zoolander dagegen ist tatsächlich dumm wie Brot, ständig auf Freunde oder Bekannte angewiesen und die Hilfe einer unter-sexten Reporterin angewiesen, die sich später auch noch in ihn verliebt (wieso auch immer).

Diese absurde Sketchshow hat deswegen zwar einige Lacher zu bieten, findet aber keine funktionierende Form wie etwa der diesjährige „Dodgeball“, der beinahe den kompletten Cast noch einmal aufbietet.
Die Gastauftritte von David Duchovny und Jon Voight fallen dabei kaum ins Gewicht, sondern sind bestenfalls amüsant, der finale Showdown um das Attentat wirkt bemüht und konstruiert, noch dazu überlang und die Rettung sogar an den Haaren herbeigezogen.

Am besten und subversivsten wirkt der Film, wenn er wirklich abgefahrene Ideen auf den Tisch bringt, wie Dereks Vorstellung an sich; der peinliche Moment der Awardverleihung; die Sequenz, in der sich seine Mitbewohner einäschern; die äffische Computeruntersuchung oder das „Walk Off“. Ansonsten herrscht bekanntes Comedymittelmaß einer begabten Besetzung, die sich aber mit konventionellen Plotwendungen herumschlagen muß.
Bewundernswert, der Mut zur Albernheit und die Bereitschaft, sich in die ummöglichsten Masken und Kostüme stecken zu lassen, allen voran Ben Stiller und Will Ferrell. Dennoch nicht jedermanns Art der Komödie, wenn auch längst nicht so schlecht, wie man den Film immer gern mal wieder machen möchte.
Eine schillernde Abstrusität, aber mit abgetragener Unterwäsche drunter. (5/10)

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